Exkursionen Weihnachten 2022

Durch die Vorbereitungszeit auf unsere Zeit in Sierra Leone (Schulungen – Konferenzen – Ärzte – etc.) hatten wir kaum Gelegenheit, 2022 Urlaub oder eine Auszeit zu nehmen.

Auch das Ankommen und Einleben mit Schul- und Semesterstart hielt uns auf Trab. Da blieb wenig Gelegenheit, mal Abstand oder eine Auszeit zu nehmen.  Immer wieder wurde uns erzählt was, wir hier unbedingt mal alles machen sollen. Natürlich wollten wir das auch gerne tun – small small. Denn der Alltag und alles Neue nahmen uns schlichtweg die Zeit dafür.

Herrlicher Strand – hinten ist gerade ein Fischerboot eingelaufen – das Netz eingeholt und der Fisch wird verteilt

So war die Zeit zwischen den Jahren auf Tokeh Beach eine wunderbare Gelegenheit, tolle neue Eindrücke zu sammeln. Es gibt mehrere Strände, die alle sehr unterschiedlich sind. Beim einen hast du lange freie Sandstrände zum Spazieren, ein anderer ist von Palmen und Wald gesäumt, was mehr Schatten spendet. Wieder andere Küstenabschnitte liegen etwas versteckt und haben eine raue Brandung. Mancher Strand ist zum Schwimmen optimal geeignet und dann gibt es auch andere, die durch den vielen Müll einfach nicht einladend sind. Tokeh Beach und auch das Resort waren tiptop sauber, prima und bis auf ein paar Kleinigkeiten erholsam und wohltuend.

Beim einholen der Fischernetze bleiben oft Quallen hängen und stranden

In Freetown liegt der „Chimpanzee Nationlpark“. Das ist ein großes hügeliges Territorium, welches man nicht durchfahren kann oder alleine betreten darf. Es steht unter Naturschutz, um der Abholzung und dem Raubbau Vorschub zu leisten. Gleichzeitig ist es ein Schutzraum für die bedrohten Schimpansen. Vor dem Bürgerkrieg war deren Population hoch und ausgewogen. Nach dem Bürgerkrieg gab es nur noch ein paar hundert Tiere in ganz Sierra Leone – sie wurden verkauft, getötet, gegessen oder als Haustiere in unwürdigen Situationen gehalten. So wurden sie nach dem Bürgerkrieg zur bedrohten Tierart erklärt und bei Strafe verboten sie zu fangen, verkaufen, essen oder als Haustiere zu halten.

Als Schutzgebiet wurde der Nationalpark genommen und dort eine Stelle eingerichtet – als Quarantäne/Auffangstation und um Wiedereingliederung in den Nationalpark zu gewährleisten. Mittlerweile hat sich die Population etwas erholt, ist aber durch die ständige Forderung nach Rohstoffen (Holz) immer noch in Gefahr.

Zur Aufklärung und Finanzierung kann man einen Teil des Schutzgeheges in einer Führung besichtigen und Informationen erhalten. Das ganze Projekt steht auch unter der fördernden Obhut der EU und weiterer Länder – aber zusätzliche Einnahmen sind dennoch notwendig.

Eines der Gehege

Wir buchten also eine Tour durch das „Chimpanzee Sanctuary“. Der Weg dorthin war … abenteuerlich – wie gut, das wir einen Landcruiser Allrad haben. Es war keine befestigten Straße, sondern nur eine Spur holpriger Sand- und Steinweg, stetig bergauf und am Ende gar eine Steigung von ca. 50 Prozent – wir waren uns unsicher, ob unser Auto das packen würde?? Und erst auf dem schmalen Weg nach oben kam uns die Frage, ob wir da jemals wieder heil runter kommen …. – aber alles klappte, die Bremsen funktionierten und wir waren live im Dschungel!

Wer seinen Teenager nicht versteht, findet hier vielleicht Hilfe ….

Die Tour dauerte ca. eine Stunde. Wir wurden über Pfade im Wald zu unterschiedlichen Gehegen geführt – in welchen Gruppen von Schimpansen in unterschiedlichen Stadien ihrer Zeit im Sanctuary (Zuflucht) waren. Kommen die Schimpansen neu an, müssen sie erstmal in Quarantäne, um zu vermeiden, dass sie Krankheiten einschleppen. Dann wird geschaut, in welcher Gruppe sie sich eingliedern können. Schimpansen sind immer in größeren Gruppenverbänden zusammen. Einer ist das Oberhaupt und der wird … demokratisch von den anderen gewählt – Stärke ist dabei nur ein Kriterium. Es geht auch im Sozialkompetenz und Beliebtheit.

Durch den Dschungel

Hat sich eine Gruppe gut zusammengefunden, kommt sie in ein größeres Gehege, bevor man sie dann in der letzten Stufe irgendwo im Nationalpark ansiedelt, jedoch immer gut eingezäunt, um sie zu schützen.

Das „Chimpanzee Sanctuary“ bietet auch noch einige andere Möglichkeiten. Sie bieten unterschiedliche Touren durch den Nationalpark oder Dschungel an – Höhlen – Wasserfälle – einheimisches Dorf – Berge – Bird Watching etc. Man kann sogar dort eine Übernachtung mit Frühstück buchen. Das nennt sich „Eco Lodge“, sehr urtümlich (ohne Strom oder Klimaanlage mitten im Dschungel). Natürlich kann man auch eine finanzielle Patenschaft für einen speziellen Schimpansen übernehmen, um dann immer mal wieder einen ausführlichen Bericht zu erhalten.

Zugegeben der Wasserfall ist in der Trockenzeit eher überschaubar

Wir haben uns gedacht, wir möchten gleich nach der Besichtigung noch eine Tour durch den Dschungel machen. Diese gibt es in unterschiedlicher Länge von 2 – 4 Stunden. Da wir langes Laufen hier und das Klima im Dschungel nicht gewohnt waren, entschieden wir uns zunächst für die kleine Tour, eineinhalb Stunden. Wir können ja zu anderer Zeit die anderen Touren machen. Es ist eine Gelegenheit, für die geplante Bergfreizeit 2023 fit zu werden.

Für die Tour hatten wir einen einheimischen Ranger, der eigentlich für die hiesige Wassergesellschaft („Guma“) in der Waldpflege arbeitet und nebenbei Touren im Dschungel anbietet. Wir waren mit ihm zu fünft. Er führte uns den Weg zu einem Wasserfall, der in der Regenzeit noch deutlich attraktiver sein soll – aber es war trotzdem toll!

Der Gumma Stausee

Durch den Dschungel zunächst steil bergab zum Wasserfall, dann bergauf über den See darüber bis hin zum Stausee der Wassergesellschaft und zurück – das hat sich wirklich gelohnt und wir haben es deutlich besser hin bekommen als befürchtet. Unser Mückenschutz hat seine Feuerprobe ebenfalls bestanden – hurra!

Da unser deutscher Gast Richard sich als Andenken gern ein landesübliches afrikanisches Gewand schneidern lassen wollte, fuhren wir Downtown zu einem der Märkte, um Stoff dafür zu kaufen. Durch einen Feiertag war deutlich weniger los und wir hatten überhaupt keine Probleme, einen Parkplatz zu finden und uns über den Markt zu bewegen – sehr angenehm.

Viel Auswahl – welche Farbe soll es werden ….

Im Anschluss fuhren wir in den östlichen Teil Freetowns nach „Kalaba Town“ zu dem Schneider, der bereits Christinas Robe gefertigt hatte. Es ist immer hilfreich, bei denen zu bleiben, die bereits für uns tätig waren. Dann besteht schon eine Beziehung und die Preise sind eher fair.

Den fertigen Anzug wird Richard allerdings erst im Juli in Händen halten, da die Fertigstellung erst nach seiner Abreise hier geschieht und voraussichtlich Wochen dauern wird.

Auf Ralfs hiesiger Fahrzeugagenda fehlte nur noch die Beförderung durch ein Keke (motorisiertes Dreirad mit Dach). Durch Internationale haben wir erfahren, dass es eine einheimische Dame gibt, die geführte Stadtbesichtigungen via Keke anbietet – eine Keke-Tour!

Eines der beiden Kekes – mitunter kann man für vier Personen auch nur eines nehmen – diese enge Beziehung wollten wir jedoch nicht führen

Das haben wir nun ausprobiert, zwei Kekes für uns vier gebucht, uns in Freetown getroffen und sind dann mit den Kekes durch Freetown gefahren worden. An bestimmten Stellen blieben wir stehen, stiegen aus und wurden über verschiedene geschichtliche Sehenswürdigkeiten informiert.

Gegründet und gebaut ca. 1808 von Methodisten ist es nun eine Wesleyn Kirche

Eine der ersten und ältesten Kirchen, die in Freetown gegründet wurde, ist eine Methodistenkirche, in der heute noch Gottesdienste stattfinden. Die Kirche wurde mit Material aus den ersten Schiffen der Einwanderer gebaut: Das Dach aus den Holzbalken des Schiffes. Die Kirchturmglocke war die ehemalige Schiffsglocke und läutet immer noch zum Gottesdienst oder Beerdigungen.

Der ältere Herr – also der rechte – ist der Hausmeister und weiß alles über „seine“ Kirche – hier vor der Kirchglocke – welches die original Schiffsglocke der Gründer war

Dann waren wir in Hill Station auf den Hügeln in einem Stadtteil, in welchem die Briten überwiegend wohnten – jede Menge uralter verfallener Häuser im Kolonialstil, die heute noch bewohnt werden.

Wir besuchten die Anlegestelle der ersten Siedler, welche über eine Treppe in die Stadt kamen. Heute ist sie immer noch Anlaufstelle für die Fischer aus Lungi (Flughafen), die hier mit ihren frischen Gütern einen Marktstand haben. Ein bisschen wie ein Großhandel – zu welchem die ganzen Einzelhändler der Region strömen.

Die Anlegestelle der ersten Siedler – heute Marktplatz für die Fischer aus Lungi

Halt machten wir an einem Memorial Friedhof für die gefallenen britischen und australischen Soldaten, die im zweiten Weltkrieg in Afrika ihr Leben gelassen hatten. Die Pflege wird durch die beiden Regierungen finanziert und man sieht das deutlich.

Der wunderschön gepflegte Friedhof der im 2. Weltkrieg gefallenen Australier und Briten

Etwas weiter standen wir nämlich beim Friedhof für alle einheimischen Opfer des Krieges und direkt daneben der riesige Bereich, wo die Ebola-Toten teils in Massengräbern begraben wurden. Tausende von Leben, welche die Krankheit gekostet hat – auf diesem Friedhof ist jedoch kein Geld für Erinnerung und Pflege.

Hier im Gegenzug der Friedhof für die einheimischen die an Ebola gestorbenen sind – hunderte – teils Massengräber – eine riesige und ungepflegte Fläche

Die Keke-Tour war echt ein Highlight und etwas Besonderes – wir haben es genossen. Und natürlich wurde uns angeboten, auf einer Homepage weitere Touren zu entdecken. Das werden wir wahrscheinlich zu gegebener Zeit auch buchen. Es war einfach gut organisiert – durchdacht – ein Gewinn.

Eine echt tolle Möglichkeit

Nun geht es ans Abschiednehmen. Die Zeit von Richard endet hier und Ralf bringt ihn gegen 20 Uhr zum Seacoach, der Richard dann gegen 21.30 Uhr zum Flughafen nach Lungi fährt. Da der Flug mit AirMaroc gegen 3 Uhr morgens startet, hat er auch noch ein bisschen Zeit, das überschaubare Angebot des Flughafens zu nutzen. Wir hoffen und beten, dass alles gut geht und sowohl Richard als auch seine beiden Gepäckstücke wohlbehalten in Deutschland ankommen!

Für Christina war die Zeit immer mal wieder gefüllt, Examensarbeiten und Facharbeiten zu benoten, bevor sie nun an die Gestaltung und Vorbereitung ihrer neuen Kurse ab Februar geht.

Und für Nathanael beginnt ab Dienstag 10.01. auch endlich wieder die Schule – hurra, der …. Alltag beginnt.

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