Auch wenn es für uns aufgrund des Wetters echt merkwürdig ist, so ist man auch hier voll in den Weihnachtsvorbereitungen.

Die letzten Unterrichtseinheiten werden gehalten – die letzten Arbeiten korrigiert – hoffentlich nicht mehr abgegeben. Die Graduierung der Abschlussstudenten steht kurz bevor – davon zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Und nun hat auch das viele und lange Üben mit dem Chor seinen Höhepunkt gefunden. Der im Herbst gegründete Studentenchor hat über Wochen Weihnachtschoräle und Lieder einstudiert, um die nun am letzten Mittwochabend im Chapel-Gottesdienst für dieses Jahr aufzuführen – „Nine Lessons and Carols“.

Die Entwicklung dieser Tradition wird dem englischen Pfarrer Edward White Benson zugesprochen, der im Jahre 1880 den ersten Gottesdienst an Heiligabend in dieser Weise gestaltete, um ein ganzheitlicheres Programm ins Leben zu rufen. Bis dato wurden Weihnachtslieder ausschließlich von Sängern bei Besuchen in den Häuser gesungen – nicht aber in Gottesdiensten.
Da die Menschen jedoch ein Bedürfnis hatten, die Weihnachtslieder auch in den Gottesdiensten zu hören und selber zu singen, wurden diese „Neun Lektionen und Weihnachtslieder“ mit dem Gottesdienst am 24. Dezember 1880 offiziell eingeführt.

Es ist ein Wechsel von biblischen Texten (Lessons) und Weihnachtsliedern, die traditionell vom Sündenfall, der Verheißung des Messias und der Geburt Jesu handeln. Neun Texte aus der Genesis, den prophetischen Büchern und den Evangelien werden gelesen. Dazwischen kommen immer wieder Weihnachtslieder und Hymnen.
Am T.E.C.T. fand nun also am Mittwoch, dem letzten Abendgottesdienst des Jahres, diese Veranstaltung statt – um 18. 15 Uhr sollte es beginnen.

Wochenlang hatte der Chor geübt – dreimal die Woche – jede Einheit mind. 2 bis 4 Stunden.
Wobei man sagen muss, wenn es heißt, wir proben um 14 Uhr, dann ist meist der Chor erst gegen 15 Uhr vollständig. Und einzig Christina war „on Time“. Ein ums andere Mal schickte der Chorleiter eine eindringliche Nachricht nach der anderen, um die Sängerinnen und Sänger herzubitten. So war es für Christinas deutsche Seele nicht leicht, neben all den anderen Verpflichtungen locker zu bleiben. Schließlich sagte sie dem Leiter: „Ich bleibe für 2 Stunden, danach bin ich weg!“ Na geht doch! Da sage man, dass Menschen sich nicht ändern können. Meist fing man gegen 14.40h an zu proben und um 16 Uhr verabschiedete sich Christina.

Die Chorsänger waren sehr willig – fröhlich – leidenschaftlich und trotz der vielen Termine doch recht diszipliniert dabei!
Der Abend „Nine lessons and carols“ wurde nun mit Spannung erwartet und besonders der Chor war sichtlich aufgeregt, ob denn auch alles klappen wird. Die Textlesungen sollte der Chor übernehmen und so war auch manch ein Studierender nervös, als er/sie an der Reihe war. Haben sie aber gut gemacht, wobei manchmal für unsere Ohren etwas schwer zu verstehen war, ob die Lesung in Krio oder Englisch ist – der Akzent halt!
Auf der Einladung hieß es, Beginn sei 18 Uhr. Angekündet wurde es mündlich seit Wochen für 18.15 Uhr. In diesem Fall sind wir Deutschen spätestens um kurz nach 18 Uhr da, um pünktlich zu sein – on time!
Der Start war gegen 18.45 Uhr – für hiesige Verhältnisse noch völlig im Zeitrahmen.

Der Chor wollte einheitlich auftreten und so haben sie sich für die Farben Weiß und Rot entschieden. Jeder sollte etwas Weißes und Rotes tragen. Als ob Christina es beim Packen ihrer Jahresgarderobe geahnt hätte – sie war mehr oder weniger vorbereitet!
Und – woran erinnert uns das … – richtig, an den Weihnachtsmann oder für jene, die es historisch genau nehmen, an Coca-Cola.
In jedem Fall sah der Chor recht Schmuck aus und mit ihren Mützen war es dann ein ganz fröhliches und lustiges Bild, das sie vorne auf dem Podium abgaben.
Entgegen der Tradition hatte sich der Chor entschieden, alle Lieder als Vortragslieder zu gestalten. Das hatte auch den Hintergrund, dass sie mit manchen eigenen Kreationen darin aufwarteten.
Kurz und gut, es war ein sehr schöner, bunter und abwechslungsreicher Abend. Der Chor hat das richtig gut gemacht – vieles hat super funktioniert und bei manchem hat man ihre Nervosität gespürt. Die Lieder, eine Abwechslung von Hymnen – Gospel über Choräle bis hin zu populären Weihnachtsliedern. Die Auswahl war toll.
Das Auditorium war begeistert und der Chor erhielt viel, viel Applaus – es hatte sich gelohnt, dabei gewesen zu sein. Auf den Chor wartete dann noch eine Überraschung – jeder von ihnen erhielt ein kleines Essenspaket als Dankschön und Wertschätzung. Alleine daran kann man feststellen, was Essen für einen Stellenwert hier hat. Außerdem stellte man einen Pappkarton auf den Boden, sang noch einmal das fetzigste Lied, und dann konnte man nach vorn tanzen, um eine „Anerkennung“ zu geben (in Form von Geld). Das wurde reichlich in Anspruch genommen, denn der Abend war wirklich mitreißend gewesen.
Und dann gab es noch eine Überraschung für die Bewohner des Campus, die zurückbleiben sollten. Es wurde mitgeteilt, dass sich alle am nächsten Abend in der Chapel für eine Überraschung einfinden sollen. Aber das ist eine weitere Geschichte, die dann erzählt werden will.
Also der Chor war klasse – der Abend gelungen und auch wenn es uns Deutschen schwer fällt – ein bisserl Weihnachtsstimmung ist dabei schon aufgekommen – small small.
