T.E.C.T. – spiritual emphasis week 10/2022 (geistliche Rüstwoche)

Schon ziemlich zu Beginn unserer Zeit auf T.E.C.T. wurde uns mitgeteilt, dass es am Anfang des Studiums eine intensive Woche der geistlichen Gemeinschaft geben würde. Eine Woche mit Schwerpunkt auf Gesang, Gebet und Gottes Wort – Raum für den Heiligen Geist.

Diese Woche wurde immer wieder in den Zusammenkünften in Erinnerung gerufen und betont, dass es sehr wichtig ist, dabei zu sein – für die gesamte Campusgemeinschaft.

Die Abendveranstaltungen waren richtig voll – dicht bei dicht

Hierzu hatten Sie das Oberhaupt des Sierra Leonischen Pfingstbundes, Apostle Reverend Mori Saffa eingeladen, Sprecher in diesen Tagen zu sein. Der Rektor und er kennen sich seit ihrer gemeinsamen Studienzeit am T.E.C.T. und so hat der Gastredner dann auch die Veranstaltungen übernommen, ohne eine Bezahlung zu erhalten.

Vorweg: Der Mann war klasse. Ein tiefer Bass – eine bewegende Biografie / Glaubenszeugnis und er predigte wunderbar über Gnade – Freiheit und Hingabe ohne Druck auszuüben – das war sehr wohltuend. Zwischendurch streute er lustige Anekdoten ein, so dass kein Auge trockenblieb.

Das Programm dieser Woche hatte es allerdings in sich. Zum Auftakt fand freitags eine Gebetsnacht ab 22 Uhr statt. Uns wurde zwar gesagt, dass es nur für 3-4 Stunden ginge, das stellte sich dann aber doch anders heraus – sie dauerte über fünf Stunden.

Apostle Reverend Mori Saffa – live

Für die Gebetsnacht gab es ein Vorbereitungsteam mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungsbereichen. Wie schon festgestellt – leise gibt’s nicht. Zwei Studenten parallel waren die Vorbeter – manchmal hatte das Züge von Rap (laut – schnell – viel Bewegung – Steigerungen – Wiederholungen), der sich gegenseitig und der Gemeinschaft zugerufen wird. So ging man viele Themen durch – Rektor – Studenten – TECT – Gastprediger – geistliche Woche – Regierung uvm. Währenddessen bewegten sich fast alle durch den Raum und schritten mit bestimmenden Gesten auf und ab, um ihren lauten Gebeten Nachdruck zu verleihen. Denn hier beten meist alle gleichzeitig laut und eindringlich.

Man musste gar nicht vor Ort sein, sondern konnte die ersten vier Stunden von Zuhause aus jedes Wort bequem mithören. Nach einem Mitternachtssnack gegen 1.30 ging es etwas leiser weiter.

Am Sonntagabend fand im normalen T.E.C.T. Abendgottesdienst die Eröffnung der Woche mit dem Gastprediger statt. Nach einem normalen Sonntagmorgen- Gottesdienst von 3 Stunden sind dann weitere 2 ½ Stunden schon sehr viel Hingabe – finden wir.

Jeden Morgen fand in dieser Woche ein Frühgebetstreffen von 6 – 7 Uhr in der Chapel statt. Also gleich nach dem Muezzin um 5 Uhr konnte man die Beter aus der Chapel hören – laute Musik und Sprecher – man ist dabei – auch Zuhause.

Für die Studierenden und Dozenten ging es jeden Tag um 9.45 Uhr mit einem weiteren Gottesdienst für ca. 1,5 Stunden weiter.

Auf dem Weg zur Chapel – die Bibel auf dem Kopf

Gegen 19 Uhr fanden die täglich Abendveranstaltungen für 2 Stunden statt, teils im Anschluss mit Gebets- oder einer Segnungszeit für alle, die bei persönlichen Aufrufen nach vorn gegangen waren. Auf T.E.C.T. studieren ja nicht nur Theologen oder Christen.

Der Dienstag der Spiritual Emphasis Week war ein „Stiller Tag“. Keine Vorlesungen, sondern ein gesamter Studientag in der Kapelle mit Vortrag und Kleingruppenarbeiten über die Seligpreisungen. Die Studenten wurden ermutigt, an diesem Tag zu fasten, um im Gebet noch eindringlicher zu sein.

Der Abschluss dieser sehr intensiven geistlichen Woche war der Donnerstagvormittag mit der Feier des Abendmahls. Interessant, dass zu Beginn des Abendmahls alle ordinierten Pastoren nach vorne gingen. Als Christina auch vorn stand, fragte sie sich, ob im Anschluss ihre Aufgabe darin bestünde, das Abendmahl mit auszuteilen? So wie die Abendmahlshelfer in Deutschland? Sie fragte sich schon, wie das ohne Einweisung reibungslos ablaufen könnte? Weit gefehlt.

Der Chor der StudentInnen

Ihnen wurde das Abendmahl zuerst gegeben und dann konnten sie sich wieder setzen. Sie hatten keine besondere Aufgabe, sondern kamen einfach zuerst dran. Dann durfte der Rest der Versammlung kommen.

Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Praktiken. Wir wollten gerne verstehen und fragten später nach, woher das kommt. Es ist einfach eine Tradition war die Antwort. Vielleicht erhalten wir im Laufe unserer Zeit noch Antworten, woher diese Tradition kommt, und was sie bedeutet.

Die geistliche Rüstwoche war eine sehr intensive Zeit. Im Vorfeld hatten wir ein wenig Sorge, weil das Kommen verpflichtend ist und auch klar eingefordert wird. So ist es für uns fremd, wenn nach einer Veranstaltung alle Studenten namentlich aufgerufen werden, bevor sie die Versammlung verlassen dürfen. Auch in den Predigten stehen meist der Anspruch, das praktische Tun und die zu heiligende Sündhaftigkeit im Fokus.

So war es sehr wohltuend, dass der Prediger in der geistlichen Rüstwoche immer wieder die Liebe, Gnade und Gottes Zuwendung zu uns betont hat. Sicher mit Leidenschaft und Aufforderung zur Heiligung, aber eben sehr gewinnend und einladend. Seine Verkündigung atmete Freiheit und Evangelium – das hat uns sehr gefreut.

Warum aber alles immer so laut – ja schreiend sein muss, das ist dann doch etwas, woran wir uns nur sehr langsam und vielleicht auch nie gewöhnen können.

Vielleicht liegt das ja daran, dass die meisten Menschen hier sehr viel arbeiten müssen um ihre Familien und sich zu ernähren? Sie haben teils bis zu drei Jobs, um über die Runden zu kommen. Ein freier Tag pro Woche – Fehlanzeige. Hier wird meist durchgearbeitet.

Darüber hinaus ist es nachts überall richtig laut. Christen und Anhänger anderer Religionen predigen häufig lautstark mit Mikrofon. Familienfeste und Kinosäle beschallen die Umgebung ebenfalls gern. Durch die allseits offenen Fenster hören viele Menschen auch die benachbarten Babys und Kleinkinder, so dass nicht nur deren Eltern an Schlafentzug leiden, sondern die gesamte Nachbarschaft.

Frauen müssen morgens sehr früh aufstehen, Essen machen, Waschen etc., bevor es zur Schule und zur Arbeit geht. Auch Kinder und Jugendliche werden schon benötigt, um Wasser zu holen (die wenigsten haben Wasserleitungen, sondern man geht mit Kanistern zum nächsten Brunnen). Kleidung wird üblicherweise im Bottich mit Waschbrett gewaschen – wer das schon gesehen hat, weiß, wie anstrengend das ist. Das gesamte Leben hier, sei es vom Bügeln mit Kohlebügeleisen über das Schleppen von schweren Lasten auf dem Kopf bis hin zu Bauarbeiten oder Ackerbau ohne maschinelle Hilfe – ist sehr anstrengend.

Und bei einer Predigt von 1 Stunde würden dann wahrscheinlich doch der ein oder die andere das biblische Prinzip vom Schlaf und Segen in Anspruch nehmen?!?

19 Uhr

Allerdings ist es schon echt hart, wenn man morgens früh raus muss, einen langen, arbeitsreichen Tag hinter sich hat und dann täglich lange geistliche Impulse aufnehmen darf. So haben zumindest wir immer mal wieder ausgewählt, was geht und was nicht. 

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