Junge – isst du auch genug?!

Es kommt nicht selten vor, dass wir gefragt werden, wie das denn so mit dem Essen in Sierra Leone ist. Was esst Ihr? Was gibt es überhaupt?

Vielleicht liegt das ja daran, dass einer aus unserer Familie so wohlgenährt aussieht und nun die tiefe Sorge darin besteht, dass man nicht vom Fleisch fällt… – wer weiß.

Aber wenn wir schon beim Fleisch sind. Dies essen wir in der Tat sehr selten – vor allem gegenüber früher. Auch wenn wir Fleisch bereits in Deutschland über die Jahre hinweg reduziert hatten, so nun noch mal mehr. Das liegt einfach daran, das rotes Fleisch (Muh – Mäh – Oink) hier echt sehr teuer ist. Hühnchen ist verhältnismäßig günstig und auf anderes Fleisch (Miau – Mecker) möchten wir dann doch lieber verzichten.

Durchaus eine übliche Mahlzeit

Ob wir schon afrikanisch essen – hm – sicher gibt es „typische“ afrikanische Gerichte. Wobei wir den Eindruck haben, manches ist durch die britische Kolonialzeit geprägt und anderes hat sich auch durch die hohen Kosten zuletzt entwickelt.

Wir befinden uns im drittärmsten Land der Welt. Mitunter ist es für viele Menschen um uns herum nicht gegeben, das überhaupt täglich eine Mahlzeit eingenommen werden kann. Natürlich kann man alles kaufen – wir finden in den Supermärkten auch fast alle westlichen Produkte – nur finden wir keine (oder kaum) Sierra Leoner in den Supermärkten beim Einkaufen.

An den Straßenseiten überall die „Läden“ vom Markt

Die meisten gehen auf die hier üblichen und an unzähligen Stellen vorhandenen Märkte – meist an und auf den Ballungsgebieten der städtischen oder dörflichen Verkehrsknotenpunkte. Hier reiht sich ein Stand an den anderen. Dicht an dicht bieten hier Menschen Obst, Gemüse. Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Dinge des täglichen Bedarfs und jede andere Erdenklichkeit an.

Typisch für diese Region sind folgende Pflanzen: Cassava (Wurzeln, die ähnlich wie Kartoffeln schmecken und auch die Blätter werden gekocht), Potato leaves (auch Blätter), Yam (Wurzelgemüse), Chilischoten („Peppers“), Süßkartoffeln, Kochbananen. Hauptnahrungsmittel scheint Reis zu sein. Es gibt Karotten, Mais, Auberginen, Avocados, Kürbis, Tomaten, Kohl, Bohnen, Frühlingszwiebeln, Rettich, Zwiebeln und Knoblauch sowie die uns bekannten braunen Kartoffeln, hier „irish potatoes“ genannt.

Cassava mit Bohnen und Hühnchen (versteckt) – schmeckt besser als es aussieht oder riecht

Es werden alle möglichen Arten von Fisch und Meeresfrüchten gegessen: geräucherter und gebratener Fisch, Reisgerichte mit Gemüse, Shrimps oder Garnelen. Wir haben auch schon Meeresschnecken angeboten gesehen …. und verzichtet.

gebratener Fisch sehr üblich

Es wird teilweise mit Erdnusspaste oder Kokosmilch gekocht. Neu war uns, dass Kokoswasser sehr gesund ist und gerade Kranken oft verabreicht wird.

Genial ist eine Pepper-Paste, die oft zu Reisgerichten gereicht wird. Das sind gebratene Chilis mit Brühwürfel und Tomatenmark. Diese Paste ist sehr scharf, aber überaus schmackhaft.

Das ist dann ein typisches Essen in Sierra Leone (Cassava – Reis – Fisch)

Die Märkte sind in der Regel relativ günstig – wenn man Geld hat. Hier wird meist verkauft, was man von irgendwoher bekommt (Import) oder was im eigenen Garten produziert wird – also saisonale Produkte (August: Mangos, September: Erdnüsse, außerdem Äpfel, Bananen und Ananas.

Hühner laufen hier überall frei herum (ja, sie haben Eigentümer, aber auch viel Freiheiten). Dementsprechend einfach ist es, Hühnchen und Eier zu bekommen …… also zu kaufen.

Je ländlicher der Markt, umso günstiger, wurde uns gesagt. Wir waren bisher noch kaum auf dem Markt, weil man uns ansieht, dass wir mehr zahlen sollen und wir viele Produkte auch noch gar nicht so richtig kennen – Kartoffellblätter ein wahrer Renner hier – aber wie bereitet man so etwas schmackhaft zu?

Noch müssen wir jemanden bitten, für uns auf den Markt zu gehen und einzukaufen – aber auch das werden wir irgendwann selber meistern – erstmal Sprache – Preise …. und handeln lernen!

Es gibt Stände an denen man Fleischspieße kaufen kann, meist aus Ziegenfleisch. Auch Brot ist erhältlich, jedoch natürlich nicht das typisch deutsche, feste Vollkornbrot. Milch gibt es als H-Milch teuer im Supermarkt. Milchpulver ist gebräuchlicher. Joghurt ist hier saurer als in Deutschland, aber es gibt auch gesüßten, der sich für Müesli gut eignet. Dankbar sind wir, dass es hier Kaffee und sogar Pulver-Cappuccino gibt (teuer, aber vorhanden).

Margret hilft uns seit Oktober im Haushalt (Reinigen – Einkaufen – manchmal kochen). Man war der Meinung wir brauchen jemand der uns im Haus hilft …. oder unsere Möglichkeit jemanden unterstützen dürfen. Nun so hilft es beiden Seiten.

An manchen Ständen werden Maiskolben über einem offenen Feuer gegrillt – kennen wir. Allerdings sehen diese Maiskolben so aus wie die zweite Gruppe von Kühen / Ähren aus des Pharaos Traum, den Josef deutete. Das ist, so sagte man uns, für viele eine Mahlzeit und kostet 2 Leones – oft für die Schulkinder ein Frühstück bzw. die einzige Mahlzeit, um wenigstens etwas im Magen zu haben. Sofern sie überhaupt was kaufen können oder zur Schule gehen.

Eine scharfe Chillipaste – man glaubt gar nicht wie viel Wasser aus Poren kommen kann – aber sehr sehr lecker.

Als wir am Freitag von der Schule zum verlängerten Wochenende abholten und wie gewöhnlich auf dem rechten Fahrstreifen in einer langen Schlange eingereiht warteten, bis die Schule aus und das Tor zum abholen aufgeht, kamen zwei Schulkinder an uns vorbei. Die eine klopfte an unser Fenster und wollte irgendwas. Das ist nicht ungewöhnlich, wenn die Menschen entdecken, daß hier Weiße drin sitzen. Von daher müssen wir auch immer überlegen, wie wir vorgehen und ob wir aufmachen. Diese beiden Mädels in ihrer Schuluniform waren etwas jünger als Nathanael und als wir das Fenster öffneten, baten Sie uns um etwas zu essen, da sie schon länger nichts mehr zu essen hatten. Was macht man da – ist das ein Trick um Geld zu bekommen oder warten dann andere darauf und kommen auch? Uns wird immer wieder geraten, nicht darauf einzugehen – aber uns kam es vor, als würde das Mädchen wirklich verzweifelt sein und Tränen in den Augen haben.

Wir hatten für das verlängerte Wochenende gerade Brot gekauft und boten dem Mädchen an ihr davon zu geben und so geschah es. Ein paar Scheiben Brot. Uns macht das betroffen – weil wir ahnen, wie viel Elend und Not sich in der Welt um uns herum auftut.

Durch Corona und den russischen Krieg steigen die Preise gerade massiv und haben Auswirkungen auf das gesamte Leben und das trifft die Ärmsten immer am schnellsten und schlimmsten. Brot und Fisch – wo habe ich das schon mal gehört.

Also was essen wir? Wir verhungern nicht. Wahrscheinlich essen wir weniger, aber nicht um abzunehmen, sondern weil man sich gut überlegt, ob das schwitzen sich lohnt. Jede Nahrungsaufnahme lässt einen unweigerlich transpirieren und das kann schon mal eine Entscheidung beeinflussen. Außerdem merken wir, dass Essen hier wirklich wertvoll ist. Wir gehen achtsamer damit um als in Deutschland.

Ansonsten essen wir Reis – Nudeln – Brot (Weißbrot) – Obst – Gemüse – Hühnchen und zur Feier einer harten Schulwoche auch mal eine Pizza – die wir im internationalen Bistro bestellen und dann zuhause essen – Luxus pur.

Auch wir spüren die teuren Exporte und wollen uns vieles nicht leisten – rotes Fleisch – Käse (z.B. 2 Kilo TK-Reibekäse für 80 Euro) – Schinken – Wurst – Sahne… Wie gesagt, wir verhungern nicht, essen gern – sicher anders als bisher und wahrscheinlich auch gesünder (hoffen wir).

Was uns beim Thema Essen wahrhaftig bewegt ist unser Umfeld – welches wir wahrnehmen und vielmehr das was wir ahnen und von dem wir noch nichts gesehen haben. Das hinterlässt Spuren und vielleicht ist das auch gut so ….

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