Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an den Text auf der Homepage und die Frage, wie man auf so eine „verrückte“ Idee kommen kann, nach Sierra Leone auszuwandern?!

Und ja, es ist mit Sicherheit nicht der geläufigste Weg. Da wo wir lebten, waren wir als Familie glücklich und zufrieden. Wohnten in einem schönen Haus mit großem Garten – fühlten uns rund um wohl – waren dankbar über unsere Arbeit und Gemeindefamilie (wir „mussten“ nicht gehen – im Gegenteil) – waren nah an Familie und Freunden – hatten eine wohltuende Nachbarschaft und es warteten keine Krisen oder Konflikte auf uns. Also da war nichts, was diesen Wechsel erklären könnte.
Schon gar nicht in ein Land, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört – mit einer Sprache, die wir gar nicht oder in der wir uns nur mit unserem teilweise vorhanden Englisch verständigen können. In ein Land, in dem es immer um die 30 Grad und meistens bis zu 100% Luftfeuchtigkeit sind – ein Wetter, das Eisbären schmelzen lässt. Verlust von Sicherheiten, Gewohnheiten, von allem Geregelten und ein Beginn großer Abhängigkeit. Und das für jeden von uns und eben auch für unseren Sohn.
Genau – für manche klingt oder ist das verrückt. Also warum?

Dazu muss man wissen – wir sind nicht nur Pastoren und Glaube ist unser Beruf. Wir glauben tatsächlich an Gott. An einen, der die Schöpfung ins Leben gerufen hat und sich der Schöpfung mitteilt – mit ihr in Beziehung leben möchte und lebt.
Wir glauben an einen Gott, der redet – seinen Willen – seinen Plan und seine Absichten mit seiner Schöpfung hat – verfolgt und einlädt, ihm sich anzuvertrauen.
Wir glauben an einen Gott, der nicht nur einen Plan für unsere Ewigkeit, sondern auch für unser Leben – in dieser kurzen Zeitspanne auf dieser Welt hat – und uns Menschen diesen mitteilt – wenn wir wollen und hören – aber eben immer ganz unterschiedlich!
Wir glauben, Gott hat jedem Menschen Begabungen, Talente und Ressourcen zur Verfügung gestellt, die wir verwalten und einsetzen dürfen, damit diese Welt Gottes Vorstellung ähnlicher wird und auf Gott hinweist.

Dieser Gedanke geht weit über Humanismus hinaus – Humanismus mag gute Taten hervorbringen, aber letztlich weisen sie nicht auf Gott, sondern meist auf den der sie tut. Doch genau darum geht es – unser Leben soll auf Gott hinweisen – mit dem was wir sind und haben – reden und tun.
Also müssen wir in Beziehung zu diesem Gott leben – Zeit verbringen – hinhören. Das versuchen wir zu tun und manchmal gelingt uns das. Was ne Predigt – danke wenn Du bis hierher durchgehalten hast. Aber das ist wichtig um unsere Motive zu verstehen!
Als Christina mit dem Gedanken kam, dass sie eine Stelle bei der EBMI für Sierra Leone annehmen soll; JA, dass es IHRE Stelle ist und es hier um sie geht, haben wir nicht gleich „Halleluja Amen!“ geschrien. Nein, nicht wirklich – der andere Part hat eher befremdlich geschaut und gedacht: Lassen wir das mal etwas ruhen und zeigen ihr all die Gefahren in Afrika, dem Unbekannten (allein in der Fremde), Gefährlichen (Spinnen, Schlangen, ..) – die Entfernung zu den Eltern usw. auf.
Aber – all das hat nicht das erhoffte „es geht vorüber“ erreicht.

Im Laufe unseres Betens und damit Beschäftigens mit dieser Idee erlebten wir auf sehr eindrückliche Art und Weise, wie ein Hindernis nach dem anderen aus dem Weg geräumt wurde, wie Türen sich öffneten, Probleme sich lösten, klärten und den Weg freimachten. Wie schon weit vorher Gott Christina und auch uns als Familie darauf vorbereitet hat.
Es sind so viele kleine wie große Schritte in diesem Prozess, die wir nicht einfach als „Zufall“ oder ähnlich erklären wollen. Gott ebnete den Weg für seine Berufung und unser Auswandern.
Natürlich gab und gibt es Zweifel und manche Sorgen auf diesem Weg. Aber die Hand Gottes in all dem zu erleben war zu eindrücklich, um es wegschieben zu wollen. Das wäre dann schlichtweg Ungehorsam, ok, auch das gibt es und das können wir bei Jona nachlesen. Aber ein solch unzufriedener und unglücklicher Mensch möchte man einfach nicht sein.

Auf diesem Weg haben wir Gottes Berufung erlebt und wen(n) er beruft – ebnet er den Weg. Das bedeutet nicht, dass alle Steine ausgeräumt sind oder keine Probleme. Es gibt und wird Unbilligkeiten – Nerviges und Unwegsames geben – so ist das Leben eben, ob nun mit oder ohne Berufung.
Aber wer an Gott glaubt – ihm sein Leben anvertraut hat, der kann und will nicht anders als seine Berufung mit den Möglichkeiten, die da sind, für Gott zu leben.
Verrückt – ja vielleicht – aber ob dies nun wirklich verrückt ist oder nicht – liegt sicher im persönlichen Blick eines jeden Betrachters selbst. Ich würde vielleicht anders herum fragen: Ist es nicht eher verrückt, seine Berufung durch den Schöpfer und Herrn über ALLES nicht anzunehmen und zu leben?
Du entscheidest!