Gottesdienst 21.08.2022

In den ersten Wochen sollen wir vom Baptistenbund aus unterschiedliche Baptistengemeinden der Gegend besuchen, um wahrgenommen zu werden und Eindrücke zu sammeln. Wenn wir uns später für eine Gemeinde entscheiden, der wir angehören werden, soll Nathanael mitreden – wir möchten, dass er sich halbwegs wohlfühlt und dort ankommt. Das kann und wird sich sicherlich noch bis in die ersten Schulwochen hinziehen – aber diese Zeit wollen wir uns geben.

Faith Baptist Church

Wie in Deutschland sind auch hier die Baptistengemeinden sehr unterschiedlich. Vergangenen Sonntag waren in der Faith Baptist Wellington. Der leitende Pastor Dr. Konteh war schon an der Gründung dieser Gemeinde beteiligt und ist dort seit über 30 Jahren tätig, auch für Afrika eine ungewöhnlich lange Zeit. Er war für einige Zeit zusätzlich Dozent des TECT. Außerdem gründete er zusammen mit seiner Frau etliche Privatschulen.

Seine Frau arbeitet als Schulleiterin an einer dieser Schulen. Insgesamt sind es mittlerweile 500 Schulen mit dem Ziel, Jesus in den Unterricht mit einzubeziehen. Da die Privatschulen sich hier komplett privat – also ohne staatliche Hilfe – finanzieren, ist das möglich. Natürlich geht es in erster Linie um Bildung – aber ebenso wichtig sind Werte und Charakter. Eines der größten Probleme in SL ist Korruption sowie mangelnde Nächstenliebe. Also was hilft Bildung, wenn der Mensch egoistisch und sich dem Gemeinwohl entzieht?

In der Person und Botschaft von Jesus geschieht genau das: der Mensch erhält seinen Wert aus Gott. Das verändert in der Regel Denken, Reden und Handeln. Solche Wurzeln hat die Bildung in Deutschland und es wurde einst zum Segen – heute, nachdem wir uns weitgehend davon gelöst haben, verliert sich der Segen mehr und mehr.

Die Zufahrtstrasse zur Faith Baptist Church

Aber zurück. Auch die Faith Baptist Church beginnt mit dem Gottesdienst um 10 Uhr. Sonntags von 9 – 10 Uhr finden Bibelstunden in Kleingruppen statt. Überall im Gemeindegebäude verteilt saßen kleine Gruppen von ca. 10-15 Personen allen Alters zusammen und tauschten sich über Bibeltexte aus, beteten und legten eine erste Kollekte zusammen.

Um Punkt 10 Uhr ging es dann los. Auf Nathanaels Wunsch versuchten wir uns irgendwo in der Mitte des Raumes zu platzieren. Doch keine Chance, wir mussten in die erste Reihe. Gäste werden besonders wertgeschätzt und erhalten die besten Plätze. Nun ja, das könnten zumindest wir auch anders sehen. Wir haben das Podium, aber ansonsten kaum einen Gottesdienstbesucher im Blick, aber alle anderen uns … Aber gut, wat mut dat mut!

Der Raum war voll

Aus unser letzten Erfahrung hatten wir uns vorbereitet – zum einen Ohrschutz mitgenommen und zum anderen haben wir vorher vom Rektor 60 Leones für die Kollekte erhalten. Für jeden von uns 5 Leone für jeweils vier Kollekten. Yes we were prepared!! Aber o Wunder, ja es war zwar laut, aber deutlich leiser als letzten Sonntag. Die Lieder – der Chor (was für ein toller Chor) – die Ansagen / Grußworte und auch die Predigt waren deutlich verträglicher für die Ohren – gut, der Prediger wurde mit der Zeit doch etwas leidenschaftlicher – aber kein Vergleich. Also blieb der Ohrenschutz ungenutzt.

Dann die Kollekte – nach dem ersten Durchgang waren wir heiß auf mehr – aber es gab keine weitere! Auf Nachfragen erfuhren wir später, dass sie hier nur einmal im Monat noch eine zweite Kollekte erheben. Wir haben uns nun vorgenommen, vor jedem Gottesdienst zu fragen, wie viele Kollekten eingesammelt werden. Wir wollen das Geld ja nicht ungenutzt in der Tasche lassen! Was uns echt ansprach: diese Gemeinde war super organisiert. Alles war sehr wohltuend und rund. Wir nahmen eine tolle geistliche Atmosphäre, reibungslose Abläufe und ein sehr positives Miteinander wahr. Es war ein schönes Erleben.

Der Gemeindechor

Die Faith Baptist Church liegt ein bisschen näher an uns als die Immanuel Baptist Church. Es sind ca. 30 Minuten mit dem Auto. Sie hat ca. 350 Mitglieder. Der Gottesdienstraum hatte alle Türen offen und in den angrenzenden Räumen saßen ebenfalls Gottesdienstbesucher, die im Hauptraum keinen Platz mehr gefunden hatte. Nach unserer Schätzung waren ca. 300 Personen im Gottesdienst, davon sehr viele junge Menschen – was auch für uns schön und wohltuend war.

Pastor Dr. Konteh

Diese Beobachtung machten wir jedoch in beiden bisherigen Gottesdiensten: Die Zusammensetzung der Besucher ist deutlich jünger als wir es aus Baptistengemeinden in Deutschland kennen. Sicher hat dies auch mit der demografischen Situation dieses Landes zu tun. Menschen hier bekommen viele Kinder und werden nicht alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Sierra Leone liegt bei 60,4 Jahren (Deutschland: ca. 80 Jahre!).

Der Gottesdienst war trotz seiner 2,5 Stunden Länge abwechslungsreich und wohltuend – auch wenn wir bei weitem nicht alles verstanden haben. Die Sprache ist zwar Englisch – aber mit Dialekt. Außerdem wird vieles mit Krio vermischt. Das macht es uns noch schwer mitzukommen. Aber Geduld, wir sind ja erst etwas mehr als zwei Wochen hier! Und wie der Rektor immer meint – bis Weihnachten würden wir schon voll drin und assimiliert sein – schau´n wir mal?!

Bloggen auf WordPress.com.

%d Bloggern gefällt das: