Bei der aufregenden Erfahrung zur Kontoeröffnung letzte Woche hatten wir ja die Gelegenheit am Schopf gegriffen und zwei Debitkarten (zum Geldabheben oder Zahlen beim Einkaufen) sowie einen Online-Zugang beantragt.
Eine knappe Woche später nun sollten wir unsere Karten in Empfang nehmen. O was für eine Aussicht, nun endlich eigenes Geld zu haben – super!! Wir wappneten uns mit Getränken und etwas zu Essen, um vom Fahrer (Mr. Foday – den Namen kann Ralf sich sogar merken) nach Freetown gebracht zu werden.
Wieder zuerst zum Büro der BCSL (Baptist Convention Sierra Leone/Baptistenbund). Gleichzeitig sollte der Prozess für die Beantragung unserer Immigration starten. Hierfür waren jeweils zwei Passfotos, 300 Euro und Formulare notwendig. All das würden wir Pastor Alan geben, der damit für uns den Antrag stellt. Anschließend werden wir dann persönlich im Amt für Internationale Angelegenheiten vorstellig werden, um die Aufenthaltserlaubnis in Empfang zu nehmen.

Nach der morgendlichen Andacht im BCSL händigten wir alle erforderlichen Unterlagen für die Immigration an Pastor Alan aus. Nur das Geld bezahlt direkt unser Arbeitgeber. Nun liegt alles in seinen Händen! Wir sind dankbar für seine Mithilfe und Wirken – wer weiß, was das sonst noch für uns bedeutet hätte?!!
Dann nahm uns der Administrator vom BCSL Mr. Santigie unter seine Fittiche und wir liefen zu Fuß bei schönem Wetter das kurze Stück zur RC Bank, in welcher wir vor einer Woche das Konto eröffnet hatten. Diesmal nahmen wir den Vordereingang. Viele, viele Menschen – wir sollten erstmal an der Seite Platz nehmen. Nach ca. 30 Minuten sollten wir einen Antrag auf Debitkarten ausfüllen. Als wir uns verwunderten und meinten, dass wir das bereits beim letzten Mal gemacht haben, wurde nach einer kurzen Sichtung deutlich: Der Antrag ist letzte Woche rausgegangen, aber weil wir ein gemeinsames Konto haben, brauchen die Debitkarten länger als wenn nur einer von uns Inhaber wäre. Uns wurde Ende dieser Woche in Aussicht gestellt. Mal sehen.

Nun sollten wir zu einer Zweigstelle, um dort die weiteren Daten für den Online Zugang zu erhalten. Also auf nach draußen, immer hinter dem Verwalter her, und wieder ein kurzes Stück zur Zweigstelle. Nach einem kurzen Sitin im Wartebereich und nach etwas Klärung sollten wir dann wieder raus, um am Seiteneingang über die Treppe zwei Stockwerke hoch das entsprechende Büro zu erreichen. Es war wirklich ein Seiteneingang – interessant.

Als wir das Büro betraten, starrten uns erstmal viele Augen fragend und erstaunt an. Mr. Santigie erklärte unser Anliegen und nun nahm sich einer der Angestellten unserer an. Wieder galt es manche Dokumente auszufüllen, auch Handynummern und Email, was auf den vorherigen Dokumenten bei der Kontoeröffnung ja auch schon geschehen war, aber gut.
Wir hatten naiv ein Bankkonto auf unser beider Namen und mit beider Zugangsberechtigung beantragt. Das war möglich, aber scheinbar rein hypothetisch – das merkten wir schon bei der Eröffnung. Mein Konto – mein Geld!
Nun gut, wir wollten es anders und so bekamen wir es. Allerdings war das eben gar nicht so einfach. Als Folge dessen konnten wir für den Online-Zugang auch nur eine Emailadresse angeben – aber das war bei uns in Deutschland auch nicht anders und für uns in Ordnung. Nach ausführlicher Niederschrift und Prüfung der angegebenen Emailadresse sollte Ralf nun direkt eine Email von der Bank erhalten mit den erforderlichen Zugangsdaten. Doch das gelang nicht. Keine „Email für Dich“ – Ralfs Posteingang blieb leer! Nach etlichen weiteren ergebnislosen Versuchen und wiederholter Prüfung der Adresse sollten wir dann stattdessen direkt online den Zugang über die Homepage der Bank machen. Über unser Handy.
Ups! Haben wir noch genug Akku auf dem Modem (Nathanael brauchte ja auch eine Beschäftigung) und ist genug Akku auf dem Handy? Also los – nun standen wir mit fünf Leuten um ein Handy, erhielten die Zugangsdaten, hofften und beteten, das es klappen möge ….. und es klappte – Check! Online Zugang geschafft. Nun können wir von Zuhause aus sehen, ob überhaupt oder genug Geld auf dem Konto ist und auch Überweisungen vornehmen – prima!
Nun sind wir mal gespannt, wann die erste aus Deutschland getätigte Überweisung ankommt und in welcher Höhe?! Wenn Du Geld von D nach SL überweist, kostet das erstmal 30 Euro an Gebühren in Deutschland. Damit ist aber noch nichts in SL abgedeckt. Und dass die Banken in SL bei Gebühren großzügig vorgehen, haben wir von mehr als einer Seite gehört – wie auch der Wechselkurs in einer Bank nicht zum Wechseln in selbiger ermutigt. Man erinnere sich an unsere erste Wechselerfahrung zur Kontoeröffnung.
Also sind wir mal gespannt, wie viel dann tatsächlich vom ursprünglichen Betrag auf unserem Konto in SL ankommt bzw. dann in unseren Händen landet. Vielleicht ist es auch ganz anders – wir lassen uns gerne positiv überraschen! In jedem Fall sind wir jetzt schlauer als vorher und haben gelernt, dass es am besten ist, immer wieder Euros aus Deutschland mitzunehmen und diese hier auf der „Straße“ wechseln zu lassen.

Gegen 14 Uhr waren wir zurück im Büro der BCSL und anschließend auf dem Weg nach Hause. Diesmal mit einem Online Zugang in der Tasche, auch wenn das mit den Debitkarten noch nicht geklappt hatte. Da aber ohnehin noch kein Geld auf unserem Konto angekommen ist, obwohl bereits seit Tagen unterwegs, würde eine Debitkarte zurzeit eh nichts nützen. Also weiter auf Pump leben.

Auf der Rückfahrt machte unser Fahrer Mr. Foday so eine kleine Stadtrundfahrt mit uns – vorbei am Präsidentenpalast – dem Parlament – der ältesten Baptistengemeinde Afrikas (ca. 1795) – der US-Botschaft – der ältesten Universität Westafrikas und dem höchsten Punkt Freetowns (Leicester Peak) vorbei. Von Leicester Peak soll man einen wunderbaren und schönen Blick über Freetown haben. Als wir oben waren, hüllte uns dichter Nebel ein – die Aussicht war …. nicht vorhanden – das werden wir unbedingt nochmal wiederholen!
Aber allein die Auffahrt war ein Erlebnis! Wieder Zuhause waren wir dankbar, einen Schritt weiter gekommen zu sein und dankbar für die beständige Hilfe, ohne die wir hier echt aufgeschmissen wären, bzw. richtig lange brauchen würden.
