Wir haben schon vor unserer Einreise gehört, dass die Stromversorgung durchaus ein Problem darstellen kann, aber was das nun heißt oder wie sich das auswirkt, müssen wir einfach selbst erleben.
Als wir beim TECT und in unserem Haus ankamen, wurde uns all das gezeigt, was uns unser Leben hier angenehm machen soll. Und sie haben sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, weil sie sich so über uns freuen.
Sie zeigten uns zwei Klimaanlagen für die beiden Schlafräume; den Kühlschrank; einen Gasherd mit elektronischen Zünder; eine Gefriertruhe (hatten wir noch nie); einen Warmwasserboiler im Bad; eine Waschmaschine und einen Trockner. Außerdem zwei Ventilatoren, Steckdosen zum Laden von Handy – Computer etc. und natürlich Licht.

All das braucht Strom. Wir haben das erstmal hingenommen, wir hatten keinen Vergleich, wie das Leben hier ist und Menschen wohnen. Dennoch merkten wir an den Reaktionen bei der Einweisung, dass sie auf all das, was sie für uns geschaffen haben, stolz waren.
Als uns zwei weitere Internationale (Schweiz und USA) besuchten und wir ihnen das Haus zeigten, waren sie sichtlich begeistert und überrascht, bei uns eine Waschmaschine und einen Trockner zu sehen. Auch um die Tiefkühltruhe beneideten sie uns. Das zeigte uns, dass es eben nicht normal hier ist und deutlich über dem liegt, wie Menschen hier leben. Wir denken, dass kein einziger derer, die uns das angeschafft und eingerichtet haben, einen solchen Luxus hat – das macht dankbar und gleichzeitig demütig.
Zurück zum Strom. Es gibt ein öffentliches Stromnetz, in welches man sich einkaufen kann. Also vorweg einen Betrag zahlen und dann hast du eine gewisse Menge an Strom – wenn der alle ist, dann musst du neu zahlen (auffüllen). Auf einem Zähler direkt neben dem Eingang wird groß angezeigt, wie viel du noch hast. Allerdings ist das Stromnetz eben nicht stabil – immer wieder kommt es zu Ausfällen oder Unterbrechungen. Wenn dies der Fall ist, dann haben manche Gebäude – wie Banken oder Krankenhäuser und auch manch andere – externe Generatoren, die mit Kraftstoff betrieben werden – wer sich das eben leisten kann oder will.
So hat zum Beispiel auch das TECT für diese Fälle zwei Generatoren. Diese werden allerdings nicht immer eingeschaltet, sondern nur, wenn bestimmte Umstände herrschen. Die Generatoren laufen mit Benzin und Benzin ist teuer. So werden vor allem nachts die Generatoren kurzfristig für Licht eingeschaltet. Es gibt eben keine Straßenleuchten und ab 19 Uhr ist dunkel. Um sich also besser orientieren zu können gibt es an bestimmten Punkten auf dem Gelände Lampen, v.a. Sicherheitsbeleuchtung an den Häusern. Die hilft auch den Sicherheitsleuten, die nachts auf dem Gelände ihre Runden drehen. Und natürlich soll auch der Studienbetrieb gewährleistet sein.
Unser Haus ist eines der wenigen Wohnhäuser, das auch an diese Generatoren des TECT angeschlossen ist. Geht also die öffentliche Stromversorgung aus, dann können – wenn sie eingeschaltet werden, die Campusgeneratoren die Stromversorgung gewährleisten (aber eben nicht immer und wenn, dann nur zeitweise). Um davon profitieren zu können, müssen wir einen Schalter in der Garage umstellen. Er wurde für uns genauestens beschriftet.

Mittlerweile können wir hören, wenn der Generator eingeschaltet ist. Und manchmal merken wir erst dadurch, dass der Strom weg ist. Gerade abends, wenn wir versuchen zu schlafen, hilft dieses Geräusch zu erkennen, wenn wir Stromausfall haben.
Wir haben noch keinen Tag erlebt, wo der Strom nicht mindestens einmal weg war – normaler ist öfter. Wie lange ist auch sehr unterschiedlich – von 30 Minuten bis zu 5-6 Stunden ist alles drin. Die Internationalen erzählten uns, dass sie auch schon erlebt haben, dass er erst nach Tagen wiederkam. Wir sind dankbar, dass dies in den ersten zwei Wochen bisher nicht so war.
So und nun kommt, was zu unserer Routine geworden ist – nach einen beschämenden Misserfolg.
Wenn also der Strom ausfällt, müssen wir schnell alle elektrischen Geräte vom Netz nehmen / ausschalten. Sollten wir das nicht tun, könnten bei der Wiederversorgung mit Strom Geräte oder Relais kaputt gehen. Denn wenn der Strom zurückkommt, dann oft mit ganz großer Macht und mit Schwankungen und das verträgt ein Gerät oft nicht. Selbst wenn man wie wir, an zwei teuren Geräten ein Überspannungsschutzgeräte haben.

Das ist kein Witz, das haben wir leider schon durchexerziert. Unser Vergessen hat nämlich dazu geführt, dass das Relais der Klimaanlage durchgebrannt ist. Das hatte eben die Nichtfunktion der Geräte zur Folge, sowie einige Personen die vorbei schauten um all das zu reparieren. Gott sei Dank war keines der Geräte selbst kaputt. Auch ein Überspanngerät haben wir leider schon geschrottet. Denn wenn man den Wäschetrockner anmacht, benötigt der derartig viel Strom, dass kein anderes Gerät im Haus eingeschaltet sein darf. Sicher, all das wurde uns ja am Tag der Anreise erklärt, aber eben spät abends, nach einer langen Reise …
Naja, so freuten wir uns bei der ersten Nutzung des Trockners für einige Minuten – bis plötzlich gar nichts mehr ging. Der Trockner hing mit der Gefriertruhe an einem gemeinsamen Überspannungsschutzgerät. Gott sei Dank! So war nur diese „schwarze Box“ kaputt, aber nicht die Gefriertruhe. Seitdem prangt am Trockner ein großes Schild „Freezer off!“ Wenn also der Strom ausfällt, rennen wir wie der Wind durchs Haus und schalten alle Geräte (Kühlschrank – Gefriertruhe – Klimaanlagen – Ventilatoren – Boiler und alle Steckdosen) aus bzw. nehmen diese vom Netz.
Sollte dann der Campusgenerator laufen, gehen wir in die Garage und legen den besagten Schalter um, rennen dann wieder durchs Haus, um alle Geräte wieder anzuschalten. Wenn der Generator nicht mehr läuft oder die öffentliche Stromversorgung wieder funktioniert, dann geht es erneut durchs Haus um alle Geräte ab zu schalten. Dann in die Garage und den Schalter für die öffentliche Stromversorgung umlegen. Dann wieder durchs Haus um alle Geräte einzuschalten. Ob wir uns bewegen – oh ja. Zumal die Garage abgeschlossen ist und der Schlüssel noch keinen festen Platz hat. Ihn im Dunkeln zu suchen ist besonders spaßig.
Wie gesagt, das passiert durchaus mehrmals am Tag und auch zu jeder Zeit – momentan kann das sicher mit dem Starkregen zusammen hängen. Wir schauen mal.
Es kann durchaus sein, dass der Strom für mehrere Stunden weg ist und da fragt natürlich jeder – was passiert dann mit den tiefgefrorenen Sachen – richtig wir auch!?
Zudem ist Strom – Energieversorgung echt teuer und wir wissen noch nicht genau, wieviel das alles kosten wird – momentan leben wir auf Pump – und ob wir uns das alles leisten können, ist für uns auch noch nicht ersichtlich. Das Leben hier ist nicht unbedingt billig – vor allem wenn wir auf manche westliche Annehmlichkeiten nicht verzichten möchten (z.B. Kaffee oder Käse).

So haben wir uns entschieden, die Klimaanlagen und Ventilatoren zurzeit nicht zu nutzen, sondern sie für die richtig heißen Zeiten aufzusparen – Februar bis April. Wir hoffen, dass wir uns bis dahin schon etwas akklimatisiert haben und damit auskommen, wenn wir diese dann abends zum Einschlafen einschalten (dann sinkt die Temperatur nicht mehr unter 26-28 Grad).
Ebenso haben wir den Gefrierschrank vom Netz genommen. Die unregelmäßige Stromversorgung ist uns zu riskant und wir werden nach einiger Zeit schauen, was wir in den öffentlichen Märkten besorgen können. Für ein paar Kleinigkeiten ist am Kühlschrank übrigens ein Gefrierteil (Dreisternefach) vorhanden.
Die hier verbreitete Art des Wäsche waschen wollen wir allerdings nicht lernen – am Fluss – offenen Wasser oder ähnlich. Also Waschmaschine und für bestimmte Sachen den Trockner werden wir nutzen. Wenn wir also Wäsche waschen, was durch unsere schweißtreibende Natur öfter vorkommt, schalten wir alle anderen Stromquellen aus – bei der Waschmaschine nicht unbedingt ein „Muss“ – beim Trockner jedoch gefordert! Dennoch machen wir es bei beiden – kaputte Geräte und deren Reparatur ist einfach nicht hilfreich.
Und so müssen wir das Bedürfnis nach einem morgendlichen Kaffee mit dem Bedürfnis, die Stromversorgung auszunutzen und „schnell“ zu waschen mitunter abwägen. Das Waschen ist jedoch eine eigene Geschichte, die ein andermal beschrieben wird. Wir nehmen diese Welt wahr – lernen – und Schritt für Schritt passen wir ungeschickten Europäer uns an.
