Der Hinflug

Am Freitag 05.08.2022 – jetzt ging es los!

Alle Koffer waren gepackt – das Haus für die Vermietung vorbereitet. Gegen 16 Uhr holten uns Gaby und Dirk mit ihrem Sprinter ab. Sie hatten sich dankbarerweise bereit erklärt, uns mit allem nach Frankfurt zu fahren – drei Personen – fünf große Koffern und vier Handgepäckstücken, ein großes Fahrzeug war notwendig.

Aufgrund der momentanen Begleitumstände beim Fliegen hatten wir uns entschieden, schon Freitag nach Frankfurt ins Hotel zu gehen, um dann 3.30 Uhr ein bisschen relaxter in die Flugreise einzusteigen.

Hotel Frankfurt

Am Samstag 06.08. war es soweit. Mit dem Taxi zum Flughafen, um dort wie auf der Homepage von Fraport aufgefordert 2.5 Std. vor Abflug beim Eincheck-Schalter zu stehen. Der Flug ging um 07.05 Uhr – wir waren um 4.15 Uhr am Schalter … – mit schon einigen vor uns.

Die Schalter von AirFrance waren noch nicht besetzt und nun gingen wir davon aus, dass es 4.30 Uhr losgehen würde. Die Schlange wurde immer länger, aber es ging nicht los.

Check In – AirFrance

Gegen 5.30 Uhr wurde dann endlich ein Schalter geöffnet …. für den Priority Check In. Gegen 5.45 Uhr wurde dann ein weiterer Schalter für die Economy und noch etwas später zwei weitere geöffnet.

Am Schalter selbst waren sie erstaunen, dass wir statt drei fünf Koffer dabei hatten und sollten das Übergepäck entsprechend noch zahlen. Auch wenn auf den gebuchten Tickets deutlich draufstand, dass es bereits entsprechend gebucht und bezahlt wurde. Wir waren irritiert und auch etwas müde und freuten uns nicht sonderlich über diese Diskussion. Als jedoch eine Kollegin draufschaute und schließlich noch der Supervisor, war alles gut – witzigerweise wurde das Mehrgewicht bei mind. zwei unserer Koffer überhaupt nicht beanstandet.

Dankbar gingen wir zur Sicherheitskontrolle und da, wo wir mit Warte- und Schwierigkeiten gerechnet hatten, waren wir ruckzuck durch. Viele Schalter offen, keine Wartezeit. Frankfurt check – auf geht’s nach Paris.

Was man so alles auf einem Flughafen erlebt … – auf dem Weg vom Flugzeug zum Terminal durften wir erleben, wie umsichtig mit Gepäck umgegangen wird. Sollte mal ein Koffer unterwegs von Flugzeug zu Terminal den Gepäckwagen verlassen (rausfallen) dann gibt es vorbeifahrende Wagen, welche die verlorenen „Schafe“ wieder einsammeln. Ansonsten war es relativ unspektakulär und nach einer knappen Stunde Verspätung saßen wir um 14.30 Uhr im Flieger nach Freetown.

Die Zusammensetzung der Mitreisenden ließ uns schon mal einen Eindruck davon gewinnen „anders“ zu sein. Unsere Hautfarbe war kaum vertreten. Mit einer Stunde Verspätung landeten wir am Flughafen in Freetown. Die 100 m vom Rollfeld zum Terminal fuhren wir in einem Bus. Trotz Regenzeit regnete es in dem diesem gesamten Zeitfenster (Flughafen) nur wenig oder kaum – wofür wir angesichts dessen, was noch kam – dankbar waren. Es war dämmrig, wir sahen Palmen in der Ferne und beim Landeanflug war das Meer zu sehen.

Der Aufenthalt im Terminal war ein echtes Erlebnis. Bisher kannten wir: Einreise Check mit Reisepass und Einreiseerklärungen an einer Stelle. Dann zum Gepäckband – Koffer nehmen und noch mal am Zoll vorbei, um dann das Flughafen Gelände verlassen zu können. Hier lief es anders …..

Sobald wir das Terminal erreichten, waren unzählige Personen da, die einen weiterwiesen – mit uns redeten und ihre Hilfe (gegen Bezahlung) anboten – alle gleichzeitig – anhaltend. Hatten wir schon erwähnt, dass wir von diesem Augenblick an farblich deutlich herausstachen …

Zuerst mussten wir an eine Stelle um das Einreiseformular (Visum) vorzuweisen, auf dem Weg dorthin wurde unsere Temperatur gescannt und trotz Aufregung hatten wir kein Fieber. Bei der zweiten Stelle wurde Reisepass – Visum – Grund der Einreise abgefragt. Ralf´s Reisepass war für das Lesegerät eindeutig eine Überforderung und erst nach zwei weiteren Mitarbeitern und Supervisor konnte es schließlich weiter gehen. Nathanael und Ralf mussten Fingerabdrücke geben, Christina nicht.

Nun zum Gepäckband – bis dahin weiterhin unzählige Menschen die auf uns einreden – freundlich begrüßen und ihre „Hilfe“ anboten. Ein Unterschied, wer zum Flughafenpersonal gehört und wer nicht, war für uns nicht erkennbar. Das Gepäck kam ohne Probleme und echt schnell am Band an und das, obwohl der Flieger nach Freetown noch einen weiteren Zielflughafen ansteuern wird.

Mit dem Gepäck (zwei Gepäckwagen voll) dann in Richtung … wo das Spalier uns den Weg offen ließ – es ist gar nicht so einfach bei all der Lautstärke und den vielen Händen die dir und deinem Gepäckwagen helfen wollen – freundlich und bestimmt dies selbst tun zu wollen. Wissen sollte man vielleicht noch, dass nicht ganz klar war – wohin es immer und zu wem ging – also die Laufstrecke wurde durch Zuruf oder ähnliches verdeutlicht.

Nach der Gepäckkontrolle standen wir nun in der Eingangshalle und dachten wir sind durch und fertig. Noch nicht – beim nächsten Stopp sollten nun die Gepäckscheine geprüft und abgegeben werden – problemlos bestanden. Aber nein, immer noch nicht fertig. Nach einigem Überzeugen (reden und handeln) wurde uns mitgeteilt, die Koffer hier stehen zu lassen und zu einer weiteren Station zu gehen. Dort sollten wir unsere Covid-Nachweise zeigen. Schon ein komisches Gefühl, das ganze Sack und Pack einfach woanders stehen zu lassen – wo jeder Zugang und Möglichkeiten hat – aber auch das ist gelungen! Bei allem müssen wir sagen, auch wenn es laut war – ein ständiges auf uns Einreden ob wegen den Einreiseformulare oder den Hilfsangeboten – all dies geschah immer freundlich und hilfsbereit.

Einreise fertig! Nun mit den zwei Gepäckwagen – unserer Begleiteskorte, denn mittlerweile hatten wir den Kampf wer die Wagen schiebt verloren – ging es dann aus dem Gebäude zu unserer Abholung durch den neuen Arbeitgeber. Doch da war niemand der wartete. Nun standen wir da und das war die Gelegenheit unzählige „Hilfsangebote“ und Tipps zu erhalten – beständig und eindringlich.

Inzwischen war ein Pulk von 5-7 Männern um uns herum, die dringlich auf uns einredeten. Aber was machen? Wir hatten kein einheimisches Geld und vereinbart war die Abholung vom Flughafen. Was, wenn wir uns von dort wegbewegen ….? Wir wollten einfach nur da stehen und warten – wow das war für nur 15 Minuten ein echter Krimi und mittlerweile waren unsere Grenzen erreicht.

Als dann zwei SUV´s (Tinas Lieblingsfahrzeuge) zu unserer Abholung ankamen, bedankten wir uns bei unserem Tross der Aufmerksamkeit – wurden mit etwas Geld ausgelöst und dann ging es ca. 30 min. Fahrt ab zur Fähre, um nach Freetown überzusetzen.

Von dort dann nach Jui zum TECT (Theologische Hochschule), unserem neuen Wohnort. Da um sieben Uhr die Sonne untergeht, bekamen wir leider nicht viel von der Umgebung mit. Soviel vielleicht, dass unser Respekt vorm eigenen Fahren wuchs. Wir fuhren die komplette Strecke mit Warnlichtern. Die Hupe und das Hupen sind ein durchgehender Begleiter. Ist es eine Spur oder doch zwei – evtl. drei oder eine Spur für Fußgänger?? Schwer festzustellen. Die Übergänge sind fliessend. An, auf der Straße laufende Menschen (unbeleuchtet im Dunkeln) – Mopeds die mal mit oder ohne Licht – mit einer bis drei Personen und Lasten sowie aufgespanntem Schirm oder an der Straße unbeleuchtete abgestellte LKWs/PKW´s. – vorbei – immer weiter – Richtung Fähre. Wir schafften es rechtzeitig auf die Fähre – die letzte für diesen Tag und durften dann aussteigen, um die Überfahrt im VIP Bereich zu verbringen.

Die Überfahrt dauerte ca. 50 min. – wir erhielten immer wieder die Möglichkeit von Speise oder Getränkeangeboten Gebrauch zu machen – was als Europäer aus Hygienegründen erstmal nicht wahrgenommen werden sollte. Ein netter Mensch war für das Entertainment zuständig und liebte die Höchstleistung des Fernsehgerätes zu demonstrieren – volle Lautstärke.

Nach einer Stunde begaben wir uns wieder zum Wagen und erlebten, wie alle PKW und LKWs rückwärts (die Fähre hatte nur eine Zufahrt) aus der Fähre gelotst wurden, spontan teilweise drehten und sich gegenseitig behinderten. Alles unter den fachkundigen Zurufen und Hinweisen von Angestellten und – naja eigentlich von allen die auf der Fähre waren. Fußgänger tummelten sich ebenfalls auf der steilen Rampe, ohne die LKWs zu beachten. Ein buntes lautes treiben.

Weiter ging es von der Fähre bis zum Campus – zum Haus, in welchem wir die nächsten Wochen – Monate – Jahre leben werden. Etwas nach 22 Uhr hatten wir es geschafft – wir waren angekommen – unsere Koffer und wir – heile und an einem Stück – bewahrt und gesegnet. Gott sei Dank!

Im Haus wurden wir bereits von einigen Menschen freudig erwartet – das war ein echt fröhlicher Empfang! Sie führten uns durchs Haus – zeigten uns all die Errungen- und Anschaffungen und erklärten uns wie was funktioniert und auf was wir achten sollen.

Vieles war für uns renoviert, hergerichtet und angeschafft worden. All das wollte betrachtet und erklärt werden. Sogar ein warmes Abendessen wartete auf uns. Nach einem Dankgebet löste sich die Versammlung schließlich gegen 23 Uhr auf und wir waren ALLEIN.

Was für eine Reise – wohl wahr, allein schon die Anreise ein Abenteuer! Was wir deutlich spüren und in so kurzer Zeit erleben durften: Wir wurden erwartet – dankbar und fröhlich und mit Hoffnung! Das hinterlässt neben allen Gefühlen von Verlust – Überforderung – Grenzüberschreitungen und einem Ausgeliefertsein – Zuversicht und die Gewissheit – Gott ist mittendrin.

Und siehe der erste Tag und es war gut!

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