Päckchen für Dich

Immer wieder mal, wurden wir gefragt, ob und wohin man uns Post schicken kann – ein Brief, eine Karte oder auch ein Päckchen?

Im Nachforschen haben wir stets gehört: das wird nicht klappen! Post wird hier nicht ausgeliefert und kommt kaum an bzw. gar nicht! Also keine Post – schade!

Wir nennen das Fake News!

Freunde wollten sich damit nun nicht zufrieden geben. Das T.E.C.T. hat ja eine P.O.Box Postanschrift, also bekommt man drüber etwas zu uns nach Sierra Leone? In Rücksprache mit dem Rektor wollten wir es dann einmal probieren und sehen, was wird.

So wurde liebevoll ein Päckchen gepackt – darin enthalten u.a. ein aufschraubbarer Einfüllstutzen – heiß ersehnt von Ralf. Wir haben ja den Generator und der läuft mit Benzin. Damit dieser zu jeder Zeit einsatzbereit ist, haben wir einen 30 und einen 40 Liter Kanister gekauft, um genug Reserven da zu haben, wenn EDSA (Stromanbieter) sich mal wieder verabschiedet hat. Dies ist normal, doch seit Januar häuft sich diese Abwesenheit und im April hat EDSA überwiegend Tschüß gesagt. Wir haben überlegt, das wir eigentlich noch nie erlebt haben, daß EDSA für länger als acht Stunden am Stück Strom geliefert hat.

Wir sind dankbar für den Rektor, der oft den Campusgenerator an macht – machen muß, um für einen geregelten Studienbetrieb zu sorgen, aber eben auch dann wenn es dunkel ist um die Sicherheit auf dem Gelände zu gewährleisten. Allerdings hat das auch einen immensen Preis.

Und dazwischen und va an den Wochenenden nutzen wir dann den eigenen Generator, um zu arbeiten – Akkus aufzuladen – Kühlschrank (die Nahrungskette zu erhalten). Sobald dann der Tank vom Generator leer ist und das geschieht ja relativ häufig, wird der Tank durch die Kanister gefüllt. Also Tankdeckel oben am Generator auf und dann Kanister kippen und reinlaufen lassen. Hast du schon mal einen vollen 40 Liter Kanister gehoben um gezielt die relativ kleine Tanköffnung (ähnlich dem Auto) zu treffen? Ralf auch noch nie!!

Das Krafttraining

Also war eine der ersten Fragen, wie kann das mit dem Auffüllen gehen, ohne sich selbst und die Umgebung mit Benzin zu tränken?

Wir dachten an einen Einfüllstutzen zum Aufschrauben, aber denn gibt es hier nicht. Alle Suche war vergebens. Einzig einen kleinen Trichter haben wir gefunden – und nach etwas längerer Suche auch einen etwas größeren.

Kraft und Zielgenauigkeit wird hier benötigt.

Damit füllen wir nun immer zu zweit den Generator auf und nicht selten, dass etwas daneben geht – vor allem wenn der Kanister voll ist. Aber gut, so ist das eben.

Manche hier nehmen eine 1,5 Liter Plastikflasche, schneiden den Boden der Flasche ab und nutzen die Flasche dann wie einen Trichter – auch eine Idee – doch auch hier ist die Distanz zwischen Kanister und Tanköffnung weit und die Gefahr, dass manches daneben geht, hoch.

Also ein Einfüllstutzen zum Aufschrauben aus Deutschland im Päckchen – ja ist jetzt schon Weihnachten?!. Das Päckchen wurde bestückt, zur Post gebracht und sollte nach zwei Wochen in Sierra Leone sein.

Am Anfang haben wir nur den lila Trichter – was eine Sauerei. Dann den Roten und das geht. Die Flasche – oben abgeschnitten – haben wir noch nicht ausprobiert.

Wir informierten den Rektor, dass ein Päckchen auf dem Weg ist und ab der nächsten Woche in der P.O.Box sein könnte.

Man braucht Beziehungen, so seine Aussage. Er wollte die beiden Personen, die er bei der Post kennt, darauf ansetzen. Nach drei Wochen hatten wir immer noch keine Rückmeldung. In der vierten Woche rief uns der Rektor zu sich und telefonierte in unserer Gegenwart mit seinen beiden Kontakte in der Post. Damit wollte er uns zeigen: er hat sich gekümmert – es liegt nicht an ihm! Beide Personen versicherten erneut, sie würden sich darum kümmern und auf die Suche machen.

Zwei Tage später wollte der Rektor für die beiden Personen eine Trackingnummer des Päckchens haben, damit sollte das Auffinden des Päckchens einfacher sein – so wurde ihm aufgetragen danach zu fragen. Doch für Päckchen gibt es eine solche Nummer nicht automatisch.

Weihnachten schon vorbei? Sicher wir hatten schon im Vorfeld gesagt, wir versuchen es, müssen allerdings auch mit einem Scheitern rechnen.

Sachen aus Deutschland kommen an!

Nach Ostern wollte sich Ralf dann auf den Weg zum Postamt machen und bei der Suche helfen oder unser Interesse an dem Päckchen zu bekunden.

Im Fragen nach der Adresse, meinte der Rektor er werde mitkommen und den Kontakt herstellen. Gleichzeitig fahren wir noch beim Einwohnermeldeamt vorbei um die Identity card für jeden von uns zu beantragen. Diese benötigen wir, um dann unsere Aufenthaltsgenehmigungen zu verlängern und so unsere Einreise und Aufenthalt für ein weiteres Jahr zu gewährleisten.

Der Rektor meinte, es würde reichen wenn nur Ralf dabei ist und das für alle macht. Ralf´s dezenter Hinweis, daß beim letzten Mal jeder von uns persönlich anwesend sein mußte und auch alle Informationen dies bestätigten, wurde negiert. Wobei es hier wirklich unglaublich unterschiedliche Aussagen diesbezüglich gibt – könnte es also doch sein?

Also am Montag auf dem Weg zur Schule Nathanael absetzen um dann weiter in die Innenstadt zum Einwohnermeldeamt zu fahren. Der „Kontakt“ vom Rektor stellte sich als ein Cousin seiner Frau heraus und hieß uns freundlich willkommen und ihm zu folgen. Nach einem kurzen Sitin, durfte Ralf dann an den nächst freigewordenen Desk, die vielen Wartenden – warteten weiter und dort mußte er den Personalausweis vorzeigen und die Daten wurden aufgenommen. Als er dann die Bescheinigung vom letzten Mal vorlegte, waren alle aus dem Häuschen, freuten sich, denn nun konnte der Prozeß beschleunigt werden. Auch das hatten wir im Vorfeld mitgeteilt aber gut – schön wenn wir helfen können.

Die Körpergröße wollte festgehalten werden und so mußte sich Ralf an die entsprechende Stelle stellen und die Größe wurde genommen. Genau aus diesem Grund, muß auch jeder der anderen Beiden persönlich vorstellig werden …. Als Ralf den Reisepass von Christina, darin ihre Körpergröße enthalten, vorlegte änderte das gar nichts. Also jeder, persönlich. Pustekuchen. Wäre ja auch zu einfach und schnell gewesen …

Der Eingangsbereich vom Postoffice – Principal Dr. Warren Fornah

Dann wurde von Ralf verlangt die Gebühr von 100 Dollar zu zahlen. Jeder ob national oder international muß diese Karte haben und jeder zahlt dafür eine Gebühr. Die nationalen zahlen 100 Leones und die Karte ist für 5 Jahre gültig. Die Internationalen zahlen 100 Dollar und die Karte ist ein Jahr gültig. Na merkt man da was? Auf Ralf´Feststellung, das man hieran wirklich die Liebe zu den Internationalen feststellen kann, mußten sie selbst lachen. Aber für eine Mehrköpfige Familie, die als Missionare oder Entwicklungshelfer im Land sind, ist das sehr viel Geld!

Nach gut 1,5 Stunden – wirklich schnell – ging es dann im Auto zur Post. Auf dem Weg fragte Ralf den Rektor, ob hier beim Bekannten eine „Appreciation“ fällig wäre. Was du auf dem Herzen hast – es muß von Herzen kommen. Wie wir solche Aussagen lieben …. – also ja es wird eine erwartet, aber in welcher Höhe, wäre es den angemessen …. wenn es vom Herzen kommt. 300 Leones wäre eine angemessene Appreciation meinte der Rektor. Wow – Grummel, die zocken die Internationalen ab und dann soll es noch vom Herzen kommen – nun ja das Herz beinhaltet ja mehr als nur ein Gefühl … Doch das erst am Ende, wenn alle Drei ihre Karten und Unterlagen in den Händen haben. Und ehrlich, auch wenn uns ja mitunter der Weißen Bonus nicht gefällt – in diesem Fall, erwarten wir nun die bevorzugte Behandlung, einzig der rote Teppich wurde vergessen.

Über Stock und Stein

So sind wir dann bei der Post angekommen und wurden vom Bekannten des Rektors in Empfang genommen. Dieser führt uns zu seinem Arbeitsplatz – Innenhof – Treppauf – Treppab -Außentreppe und schließlich waren wir dann in einem Treppenhaus, an den sich sein „Arbeitsplatz“ angrenzte bzw., wo die Päckchen und Pakete wohl zu finden wären. Da durften wir natürlich nicht rein.

Wieder wurde uns mitgeteilt, das das Päckchen nicht aufgetaucht ist. Wenn wir nur eine Trackingnummer hätten, ja dann. Als Beweis zeigte er uns ein A4 Heft, in dem handschriftlich die eingegangenen Sendungen mit ihren „Nummern“ vermerkt waren. Eines aus Deutschland ist nicht da. Nun gut eines war da eingetragen ungefähr mit dem Datum, an dem unser Päckchen hier ankommen hätte können. Aber das so der Bekannte war nicht unseres, es ist ja auch nicht mehr da.

Er wollte nun noch bei anderen Stellen nach schauen/fragen und so warteten wir, ob seiner Bemühungen. Ralf wäre ja gerne bereit gewesen, dort beim Suchen mitzuhelfen – ein gelbes Päckchen von der deutschen Post, das sollte doch auffallen, oder? Nun ja es könnte auch sein, daß das Päckchen noch bei der Stelle liegt, wo die Päckchen zuerst eintreffen – ein anderes Gebäude und andere Abteilung.

Der geheimnisvolle Raum

Nach ca. zwei Stunden verliessen wir das Gebäude unverrichteter Dinge mit der Gewißheit, dies Päckchen war nicht für uns!

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