Ralf und Christina haben sich eine tägliche Abendrunde über das Gelände vom T.E.C.T. angewöhnt – eine “Spinnerei“ der Weißen – wir werden nicht selten belächelt.
Wir lieben es zu laufen und unsere Beinchen zu bewegen. Leider gibt es um uns herum nicht wirklich große Auswahlmöglichkeiten, um mal länger oder um überhaupt spazieren zu gehen. Deshalb beschränken wir uns auf das Gelände des T.E.C.T. Und auf der anderen Seite sind wir dadurch präsent und kommen immer wieder mit der Campusfamilie und auch Anwohnern in Jui in Kontakt.

Die Abendrunde führt uns regelmäßig an den Bauprojekten des T.E.C.T. vorbei. Dann stoppen wir, um die Fortschritte in Augenschein zu nehmen.
Es sind drei Bauprojekte mit unterschiedlicher Dauer.
Das erste ist die Mauer, die nun endlich das Gelände ganz einzäunen und gegen unbefugtes Betreten absichern soll. Der Großteil der Mauer steht schon länger. Doch ein bedeutendes Teilstück fehlt noch: Eine gravierende Sicherheitslücke.

Das zweite Projekt umfasst drei Doppeltoiletten, die auf dem Gelände neu errichtet werden sollen: Plumpsklos, die unabhängig von verfügbarem Wasser funktionieren und die bestehenden Sanitäranlagen ergänzen sollen.
Und die letzte Baumaßnahme ist ein größeres Projekt, welches in mehrere Teilabschnitte untergliedert ist – ein Mehrzweckgebäude!

In der Departmental Night wurde bereits Geld für das Mauerprojekt gesammelt. Schon am nächsten Tag kamen ein Laster voll mit Säcken von Zement und mehrere Lasterfuhren mit Sand. Zudem wurde eine „Firma“ beauftragt, in den nächsten Wochen Mauersteine zu produzieren. Jeder einzelne ist handgefertigt.

Sand, Zement und Wasser werden vermischt, in eine Form gegossen, das Ganze muss trocknen und dann noch etwas stehenbleiben, schwupps, ein Mauerstein ist fertig! Insgesamt sollen sie erstmal 5.000 Stück fertigen. Damit soll dann das letzte Teilstück der Mauer an der Straße gezogen werden. Für die gesamte restliche Mauer um das Gelände herum jedoch werden ca. 10.000 Steine benötigt – aber erstmal anfangen. Small small. Es ist wichtig, dass die Studierenden sehen, wofür sie gesammelt und gegeben haben.

Es ist wirklich unglaublich, den Berg an Ziegeln wachsen zu sehen. Von ein paar Duzend – über Hunderte und dann sind da nach ein paar Tagen 5.000 Ziegel gestapelt und das bei tropischen Temperaturen, praller Sonne und kein Fitzelchen Schatten. Außerdem haben wir Ramadan – wie Moslems diesen bei der Hitze und körperlichen Arbeit einhalten, wissen wir nicht. Wir schwitzen schon beim Stehen. Sie beginnen morgens gegen 10 Uhr und beenden den Tag abends gegen 19 Uhr. Den ganzen Tag Mauersteine herstellen. Ein Knochenjob.

Davor kommen wir immer an der ersten Doppeltoilette vorbei: Ein tiefes Loch, das dort gegraben wird – 15 Fuß tief – in einen harten, teils felsigen Boden. Alles ist Handarbeit. Zwei Arbeiter sind daran beschäftigt. Einer, der mit Spitzhacke und Schaufel gräbt und einer, der den Dreck abnimmt. Man wechselt sich ab.
Alles wird hier mit reiner Muskelkraft erledigt. Es gibt keine Bagger oder ähnliches. Diese Toilette ist für die darum herum lebende Familien bestimmt, teils Mitarbeiter, teils Studierende.

Eine weitere Doppeltoilette wird bei den Häusern weiter hinten angelegt (ebenfalls für Familien) und eine dritte „Doppelkabine“ wird es in der Nähe der Mauer geben. Diese können dann die Single Studenten und auch Gäste vom T.E.C.T. mitbenutzen – bei Sport- oder Gemeindeveranstaltungen.
Zwischen den Häuserzeilen der verheirateten Dozenten und Studierenden wird diese Doppelkabine mitten unter Bäumen errichtet. Ein tiefes Loch – ein Fundament – Außenmauer – Deckplatte – zwei Kabinen mit Dach und Tür. Eine Kabine für die weiblichen und eine für die männlichen Anwohner.
Wir können uns das gar nicht mehr vorstellen – höchstens noch aus Kindertagen beim Wandern in den Bergen: Außentoiletten – Donnerbalken. Nachts wollte da keiner mehr raus gehen – zu dunkel und die Geräusche ….

Und wir haben uns sagen lassen, dass mit zunehmendem Alter die Frequenz des nächtlichen Ganges zu den Örtlichkeiten steigen soll – wir sind sehr dankbar über unsere Wassertoilette im Haus!
Das dritte Bauprojekt ist ein „Mehrzweckgebäude“. Das zweigeschossige Gebäude besteht bereits seit längerem. Der untere Bereich umfasst mehrere voneinander abgetrennte Räume (erinnern an Garagen mit großem Tor), die als „Laden“ vermietet werden können. Interessenten sind reichlich vorhanden, aber zuerst muss es einen Wasseranschluss geben. Vorher macht Vermietung keinen Sinn. Dazu wird ein Brunnen ausgehoben, der das Gebäude mit Wasser versorgt. Sobald die Wasserversorgung gesichert ist – also der Brunnen angelegt ist und arbeitet, erhält das T.E.C.T. stabile und regelmäßige Einkünfte durch die Ladenmieten.

Wenn das erstmal fertig ist, kann am oberen Bereich weitergebaut werden. Hier wird ein großer Mehrzwecksaal entstehen, den die Community etc. für Feiern und anderes anmieten kann. Auch das wird eine Einnahmequelle für die Zukunft und ein Beitrag zur Standortsicherung vom T.E.C.T. sein – aber small small –erstmal so weit wie das Geld reicht. Noch weiß niemand, woher das nächste Geld kommt und wann das alles beendet werden kann. Eins nach dem anderen.

Alle Projekte werden in Teilabschnitten begonnen – solange das Geld reicht. So die 5.000 Steine für die Mauer und die Aushebung der ersten zwei Toiletten. Der Rest muss nach und nach kommen. Also noch mal so viele Steine und noch eine Toilette. Doch diese ersten Arbeiten möglichst bis Ende April / Anfang Mai – Warum?
Ab Mai beginnt die Regenzeit und dann sind solche Baumaßnahmen kaum noch möglich – ab Juni überhaupt gar nicht mehr.
Ja, das Wetter. Es bleibt beständig Thema für uns. In diesen heißen Tagen freuen wir uns wie Schneekönige, wenn ein Wind auftaucht, die Sonne hinter Wolken verschwindet und das Gefühl „es ist kühler“ aufkommt.

Früher haben wir uns über die heißen Sommer an der „Kölner Bucht“ beschwert – die zugegeben auch recht heiß und mitunter schwül sein konnten – aber wir wagen zu glauben, dass uns das in Zukunft nicht mehr ganz so schlimm vorkommen wird – aber wer weiß das jetzt schon? Im Rückblick und im Alter wird ja eh alles verklärt.
