Am 12. Februar hat nun das neue Semester begonnen. Wir wollen es nicht Sommersemester nennen – das wäre zutiefst irreführend!! Was wäre dann das Pendant dazu – Winter??
Bis zum 12. wurden über 90 Bewerbungsgespräche geführt, um schließlich 50 neue Studenten zum Studium am T.E.C.T. aufzunehmen.
Insgesamt studieren nun ca. 600 Studenten an Einrichtungen des T.E.C.T. – davon 200 an externen Studienorten und 400 auf dem Campus. Auf dem Gelände leben nun gut 150 Studierende: Alleinstehend oder mit Familie – somit ist auch die Campusfamilie deutlich gewachsen.

Die hohe Zahl der Studierenden sowohl im ersten Halbjahr (98), wie auch im zweiten Halbjahr (50) hat alle mächtig gefreut und dankbar gemacht, nicht zuletzt, weil das T.E.C.T. auch von den Studierenden lebt. Durch diese Zahlen drückt sich zudem die gute Arbeit aus, die hier geleistet wird. Das sah in den letzten Jahren nicht immer so aus und machte Sorgen, deshalb wurde auch mehr als sonst in Werbung gesteckt, z.B. Auftritte der Verantwortlichen im Radio und oder Lokalfernsehen.
Es herrschte große Freude und Dankbarkeit über diese Entwicklung. Doch wie immer gibt es eben auch anderes, was damit einhergeht.

Die wenigsten Häuser auf dem T.E.C.T. sind an das Wassernetz angeschlossen. Das betrifft Studierende und auch Dozenten. Sie haben weder fließend Wasser noch Toiletten. So müssen fast alle zu den beiden Brunnen, die zum T.E.C.T. gehören, um dort das Wasser für den Tag zu holen oder gleich dort zu waschen – sich selbst und ihre Wäsche. Jeden Morgen und Abend kann man die Menschen mit Eimern, Kanistern und Schubkarren hin- und herlaufen sehen. Wir haben den unverschämten Luxus, direkt an den Brunnen angeschlossen zu sein, der unseren Tank regelmäßig auffüllt. Somit haben wir fließend Wasser – das haben nur eine Handvoll Häuser.

Gleicherweise die Toiletten – davon gibt es zwei Häuschen auf der einen und zwei auf der anderen Seite des Geländes. Außerdem gibt es in jedem Schlafgebäude für Studenten 2 Örtlichkeiten sowie für Familiengebäude ebenfalls nur 1 oder 2 Toiletten, die sich mehrere Familien teilen. Durch die deutlich erhöhte Anzahl von hier wohnenden Studierenden kommt es nun nicht selten zu Wartezeiten. Wenn externe Gäste das Gelände angemietet haben – Hochzeit – Retreat – Event – dann wird es … interessant.
Der Rektor hatte deshalb vor, zwei bis vier weitere Toilettenhäuschen auf dem Gelände zu bauen – Plumpsklos oder Donnerbalken, wie man in Ralfs Jugendzeit dazu sagte. Wieder ein Kennzeichen, wie alt man ist – das kennt die TicToc und Youtube Generationen wahrscheinlich gar nicht mehr – jedenfalls nicht aus eigener Anwendung. Naja Ralf selbst auch nur noch von den Bergfreizeiten als Kind ….

So stand dann der Rektor bei einem Abendgottesdienst auf, um bei den Ansagen ein paar Punkte anzusprechen – z.B. den Wahlkampf und auch die Toilettensituation.
Sie hatten den Bau für Februar geplant. Es sollten wie gesagt Plumpsklos sein (das ist hier normal), weil zum einen Wassertoiletten deutlich teurer wären und zum anderen durch das knapp werdende Wasser eine Versorgung nicht sicher gewährleistet werden kann.
Nun war es ja so, dass Ende Januar die Gehälter aus dem Büro gestohlen wurden 110 Millionen Leones ca. 5.500 Euro – das bekommen alle Dozenten und Angestellte im Monat zusammen, wobei auch Stromkosten und Spritkosten für die Generatoren darin enthalten sind.
Die Dozenten hatten deshalb schon damit gerechnet, im Januar kein Gehalt zu erhalten und waren nun sehr, sehr dankbar, als es doch ausbezahlt werden konnte. Dafür können jedoch die Toilettenhäuschen nicht gebaut werden – dafür reicht einfach das Geld nicht. Was dafür eingeplant gewesen war, ging in die Gehälter.
Wir haben selten erlebt, wie offen, ehrlich und verletzlich sich Menschen in Leitungsposition zeigen. Beim Rektor erleben und spüren wir, dass er mitleidet unter diesem ständigen Druck der Geldnot und seiner Ohnmacht, ganz auf Gelder von Spendern angewiesen zu sein. Er ist wirklich ein starkes Glaubensvorbild, wie er in allem immer wieder vor Gott landet und Gebetserhörungen erlebt.
Was läuft sonst so?

Wir haben jetzt Ende Februar und merken, wie sich das Wetter wieder verändert. Der Harmattan geht. Das bedeutet der durchaus kühlere Wind tagsüber geht und es ist drückend schwülwarm. Am Abend kommt dann doch ein Lüftchen auf und macht es leichter. Ebenso wird der Wüstensand – der den Himmel trübt und die Sonne abmildert, etwas weniger.
Also, die Temperatur steigt auf durchaus 35 Grad und nun kommt auch die Luftfeuchtigkeit deutlich zurück – lag sie vorher bei um die 50–65 %, steigt sie wieder auf über 90%. Zudem sind die Gebäude mittlerweile gut aufgeheizt – Isolierung gibt es nicht und so ist der Vergleich mit einem Backofen durchaus gegeben. Mia san a Brathendal.
Mittlerweile haben wir abends und nachts zum Schlafen den Ventilator an – doch auch EDSA – die öffentliche Stromversorgung – hat sich zum großen Teil verabschiedet. Manchmal Stunden – manchmal Tage. Ganze Wochenenden ohne Strom ist keine schöne Erfahrung und wo kein Strom – da auch kein Ventilator und somit eingeschränkter Schlaf. Unsere Körper haben sich noch nicht wirklich umgestellt und die heißeste Zeit wird noch kommen – März bis April. Kurz bevor der Regen im Mai wieder einsetzt, soll es noch mal extra unangenehm werden. Ralf reicht es jetzt schon und mehr entblättern geht nicht. Ein bisschen Essen muss auch sein. Er liebt ja das Saunieren – aber er denkt, dieses Hobby hat hier eindeutig Schaden genommen – mal sehen.

Die Anzahl der Kursteilnehmer an Christinas Vorlesungen ist deutlich gestiegen. So hat sie in jeder Vorlesung deutlich über 10 Studierende – das ist schön und macht ihr viel Freude. Besonders bereichernd ist, über Bibeltexte ins Gespräch zu kommen. Das Denken, Fühlen und die Frömmigkeit der Studierenden kennenzulernen. Ihre Herausforderungen und Fragen zu hören. Dadurch lernt Christina einzelne sowie die gesamte Kultur besser kennen. Besonders mit jenen, die bereits in Gemeinden als Pastoren arbeiten.
Schließlich sei noch erwähnt, dass Christina und Ralf seit Anfang des Jahres zweimal pro Woche Krio-Unterricht haben. Es ging einfach nicht genug vorwärts, deshalb diese höhere Taktung. Nun merken sie, dass sie einiges mehr verstehen. Sprechen ist nach wie vor schwierig, aber der Wortschatz erweitert sich stetig. Unser Lehrer, ein Student, hat viel Geduld mit uns und erklärt zudem manches aus seiner Kultur, z.B. warum Einheimische nachts Angst vor Katzen haben oder wie „Fufu“ gekocht wird (wenn wir das richtig verstanden haben, ist das ein Brei aus Cassava, von dem die angebratene Kruste das Beste sein soll). Unsere Schädel sind alt, deshalb small-small.
