Nach mehr als 25 Jahren Debattieren und Planen wurde letztes Jahr mit der Arbeit an der Jui Road begonnen. Es gibt nur diese eine Straße, die sich durch den Stadtteil Jui zieht, eine Halbinsel. Ein Weg rein – ein Weg raus oder wie war das: zwei gehen rein – nur einer kommt raus??? (Mad Max – Donnerkuppel)
Ja, mitunter sind die Löcher auf der Straße so groß, dass dort ein Auto einfach so verschwindet …

Also nach 25 Jahren haben sie begonnen, die Straße zu bauen. Von einer Sandpiste zu einer geteerten Straße – so lautet der Plan.
Die meisten sagen, dass der Bau etwas mit den bevorstehenden Wahlen zu tun hat. Je mehr gebaut und bei den Leuten von öffentlicher Hand getan wird, umso mehr kann der Präsident den Leuten sagen und zeigen: „Schaut, was ich alles für Euch getan habe in meiner Amtszeit – wählt mich wieder!“

Nun ja, deshalb hoffen auch alle, dass die Straße fertig ist, bevor die Wahlen im Juni stattfinden. Sonst kann es sein, dass automatisch Schluss mit dem Bauen ist. So kann man es an vielen, vielen Stellen überall hier sehen. Angefangene Gebäude oder Werke, die brachliegen und teils verrotten – kein Interesse oder kein Geld mehr.

In den letzten Monaten wurde viel und fleißig an der Straße gearbeitet. Es geht um ca. 10 km Straße, die gebaut werden soll. Bisher ging es einen geraden Weg über Stock und Stein von der Kreuzung bis hinten zur Fischfabrik. Es gab keine Befestigungen an den Seiten und der Weg sehr holprig – wer im Freizeitpark die Achterbahnen liebt, ist hier genau richtig. Von rechts nach links, oben und unten hat man die Möglichkeit nach allen Regeln der Kunst durchgerüttelt und geschüttelt zu werden. Christina erinnert es an einen Kamelritt. Wer das liebt, kommt absolut auf seine Kosten. Für jedes Auto ist das jedoch ein absoluter Horror und keines überlebt das langfristig ohne Folgen!

Auch hier bewundernswert wie die Bauarbeiter in praller Sonne arbeiten. Die Bauweise ist wohl von den Chinesen abgeschaut. Für viele Straßen stellen die das Geld zur Verfügung – dafür erhalten sie Zugang zu den wichtigen Teilen des Landes (Hafenanlagen), kontrollieren diese auf Jahre und nehmen zudem Maut für die Straßennutzung – auch auf viele Jahre. Warum kommt uns das nur so bekannt vor?
Es wird so gebaut: Zuerst baut man komplett von hinten nach vorne die Seitenkanalisation und Seitenbefestigung. Es werden also nicht etwa Teilabschnitte fertig gestellt. Durchgehend werden zuerst an den Seiten die Gräben gezogen und dann mit Betonpflöcken Kanäle gezogen und abgedichtet – so ist das hier üblich. Erst wenn das durchgehend vorhanden ist, dann wird die eigentliche Straße aufgeschüttet und asphaltiert.

Inzwischen haben sie schon gute 6-7 Km hinter sich gebracht, aber die letzten drei sind noch relativ unberührt und diese haben es in sich. Je näher man der Kreuzung kommt, desto mehr Geschäfte gibt es an der Seite – Menschen – Taxis – Motorräder – CHAOS! Diese Straße ist der einzige Zugang zur Landzunge Jui.
Schon bei den anderen Abschnitten war mit viel Wartezeiten und Unbilligkeiten zu rechnen. Wenn wieder einmal Bagger und LKWs die Straße blockierten, musste man halt warten, bis der LKW voll oder der Bagger ein Stück weiterfuhr mit kurzer Pause zum abfließen des Staus.

Hier macht sich auch die Kultur anschaulich bemerkbar. Als wieder einmal Bagger und LKW die Straße blockierten und wir brav in der Schlange standen und warteten, fuhr an uns einfach ein PKW vorbei, stellte sich vor den Bagger und hupte. Als das nicht half, hupte er durchgehend. Die Leute – Bauarbeiter – wurden ungehalten. Als dann ein junger Mann aus dem Auto stieg und die Leute laut aufforderte, Platz zu machen, dann sogar mit einem Anruf bei irgendjemandem drohte – wer auch immer das sein sollte – da wurde es spannend.
Jetzt wurde es richtig interessant. Denn nun kamen immer mehr Bauarbeiter und Fahrer aus den anderen Autos und alle, wirklich alle standen um den schimpfenden, drohenden jungen Mann herum und redeten auf ihn ein – teils wild gestikulierend. Der junge Mann hat wenig Einsicht und Reife um festzustellen, dass es nun ratsam wäre, seinen Rückzug anzutreten. Deshalb stieg nun ein älterer Herr aus dem Auto vom jungen Mann – vielleicht sein Vater? Er wollte, dass der junge Mann in den Wagen einstieg. Nein, der hatte noch viel zu sagen. So wurde es noch intensiver – Hände reckten sich ihm entgegen, um ihm beim Einsteigen zu helfen – hier mal ein Knuff – da ein Tritt und auch ein paar Schläge auf den Hinterkopf – soll ja manchmal eine helfende Wirkung haben. Wenn nicht ein paar andere Autofahrer den jungen Mann abgeschirmt und ins Auto befördert hätten, nun, das hätte wohl ganz anders ausgehen können. Wozu braucht man Fernsehen – diese Live Reality Einlage sind einfach nur spannend! Zudem diese interessant-unterhaltsame Szene half die Wartezeit zu überbrücken – denn danach ging es tatsächlich weiter. Wie bei einem Gewitter – kurz und intensiv, danach entspannt sich die Lage und alles ist wieder klar.

Diesen Weg täglich 4 – 6 Mal zu fahren könnte eintönig sein (Ralfs tägliche Routine). Deshalb hat man sich etwas einfallen lassen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Es gibt bestimmte Bauabschnitte, die in regelmäßigen Abständen immer wieder aufgerissen werden. Auch wenn schon zwei – dreimal hier ein Aushub mit Bagger oder Schaufellader vorgenommen wurde, heißt das noch lange nicht, dass dieser Bauabschnitt zur Ruhe gekommen ist. Nach ein paar Tagen ist es wieder soweit und wieder ziert ein Loch die gleiche Stelle, wo sie schon viermal zu Gange waren. Warum, weshalb, wieso – kann man fragen, Antworten sollte man nicht erwarten – es muss schließlich noch Geheimnisse geben.

Also jedes Mal, wenn man glaubt, die Route und damit Schlaglöcher – Huckel und Erdhaufen zu kennen, sieht man sich eines Besseren belehrt – jeden Tag ist die Route anders und verschlimmbessert. Es tut einem in der Seele weh, mit dem guten neuen Wagen diese Route mehrfach täglich zu fahren, weil man genau weiß, das wird nicht lange ohne Folgen bleiben. Selbst Schritttempo schützt bei diesem Weg – Steinbrocken, Löcher – nicht vor Ruckeln und Schuckeln. Wenn sich dann bei einer Umfahrung der Baustelle auf einem schmalen Weg – auf der einen Seite die Hauswand auf der anderen das Loch – noch ein Bike an einem vorbeischiebt, kommt man ganz schön zum Schwitzen – Spaß – ist ohnehin der Normalfall.

Man hat den Eindruck, ganz Jui verändert sich. Auch vorne an der Kreuzung wird mächtig gebaut. Es soll eine Fußgängerbrücke über die starkbefahrene, chaotische und extrem gefährliche Kreuzung geben. So wurde einfach eine ganze Häuserzeile mit Shops abgerissen, um dem Neubau Platz zu machen. Ob dann allerdings die Fußgänger diese Brücke auch nutzen werden, wagt Ralf zu bezweifeln. Die Macht der Gewohnheit – aber warten wir es ab.
Das Wachhäuschen vom Checkpoint wurde auf die andere Seite der Straße versetzt bzw. neu gebaut. Also alle Augen nicht mehr links, sondern rechts. Immer mehr „Läden und Shops“ nehmen an der Seite nun ihre Aufstellung. Was es bedeutet, wenn hier erstmal die Straße durch Baufahrzeuge und Bauarbeiter blockiert wird, ist kaum zu erahnen und lässt nicht fröhlich in die Zukunft blicken.

Aber mal schauen, ob nach der Wahl diese Aufgabe überhaupt noch erledigt wird – wir jedenfalls sind gespannt.