SLIBS – Retreat of the Internationals

„Sierra Leone International Bibel Study“, abgekürzt SLIBS, ist eine Whatsapp Gruppe, in welcher sich viele Internationale zusammengeschlossen haben, die in Sierra Leone leben oder gelebt haben. Die meisten leben und arbeiten hier als Missionare oder in sozialen Werken. Es finden an zwei Orten regelmäßig Gottesdienste statt. Darüber hinaus treffen sich einige zu Bibelabenden. Deshalb wird SLIBS auch als internationale Gemeinde bezeichnet.

Thanksgiving

Christina hat diese Gruppe über Katrin Kruse (Vorgängerin in SL) kennen gelernt und um Aufnahme darin gebeten. Wie bei allen solchen Gruppen findet hier Austausch von Informationen – News – oder Sonstiges statt. Hierüber haben wir schon manch nützliche Informationen erworben, interessante Menschen kennen gelernt und über den eigenen Tellerrand schauen dürfen.

Darüber hinaus werden in der Gruppe gemeinsam Feste gefeiert, Buchclubs gebildet, Home schooling – Angebote für Kinder gemacht und vieles mehr.

Unsere Frage im Moment: Wo bekommen wir größere Schuhe für Nathanael her? Bitte nicht auf den Märkten, da gibt es kaum Auswahl, nur begrenzte Möglichkeit zum Anprobieren (direkt am Straßenrand) und als Weißer fällt man sehr auf. Das ist für einen Teenager nicht angenehm. Aber was soll man machen, der liebe Kerl wächst und wächst und wächst …

Der Ablauf mit viel Freiheit

Einmal im Jahr bietet SLIBS eine Freizeit für alle Internationalen an, auch für diejenigen, die weit weg in den Provinzen leben und an den Aktivitäten der SLIBS Gemeinschaft sonst nicht teilnehmen können. Im Herbst wurde nun dazu eingeladen und um Anmeldung gebeten. Diesmal sollte das Ganze auf Tokeh Beach stattfinden – exakt dort, wo wir bereits nach Weihnachten für ein paar Tage waren – Sonne – Sand und Meer! Die Kosten werden übernommen – Unterkunft und Verpflegung – wow!

Tokeh Beach am frühen Abend

Das kommt so: Vor ein paar Jahren war ein Pastor aus einer Gemeinde in Michigan zu Besuch in Sierra Leone. Er verbrachte Zeit mit ein paar Missionaren aus den USA – also eine geistliche Rüstzeit. Dabei lernte er auch SLIBS kennen.

Gottesdienst unter Palmen

Er war von den Leuten – deren Arbeit und dieser Zeit so ergriffen, dass er entschied, das muss es jedes Jahr geben! Das ist für die Internationalen Missionare und deren Familien wichtig und gut. Wieder in USA hat er seiner Gemeinde davon berichtet. Seitdem finanzieren diese jedes Jahr eine solche Freizeit für die Internationalen. Das ganze läuft nun schon über fünf Jahre. Während Covid konnte aus den USA niemand persönlich dabei sein, dennoch sponserten sie es weiter. In diesem Jahr konnte nun wieder ein Team der US-Gemeinde vor Ort sein und das Programm mit gestalten.

Der Pool wurde gerne von den Kindern und Jugendlichen genutzt

Auch Familie Döhring – obwohl keine Amerikaner – durften sich zum Retreat anmelden und teilnehmen. Da Nathanael bis Freitag Schule hatte, war eine Anmeldung und Teilnahme von ihm am davor stattfindenden Jugendcamp nicht möglich. Die meisten anderen Schulkinder werden zu Hause unterrichtet und sind damit zeitlich flexibler.

Gegessen wurde in Schichten und dennoch gab es immer Zeit für Begegnung und Gespräch

Es war eine gute Freizeit mit insgesamt 113 Personen – Erwachsene und Kinder anwesend. Die meisten hatten einen US-Hintergrund. Darüber hinaus gab es Teilnehmende aus Canada – Irland – Holland – Großbritannien – Südkorea und Deutschland, sowie einige Einheimische aus Sierra Leone. Eine richtig bunte Mischung. Der Großteil war Familien mit kleinen Kindern. Wir sind eher untypisch, was die Altersstruktur einer Missionarsfamilie angeht. Entweder man kommt jung mit kleinen oder keinen Kindern in die Mission oder man geht, wenn die Kinder groß und aus dem Haus sind. In unserer Konstellation sind wir speziell. Die meisten sind schon viele Jahre – ja Jahrzehnte im Land oder als Missionare in der Welt und Afrika unterwegs. Manche arbeiten als Ärzte oder im Krankenbereich. Andere leiten NGOs (soziale Nichtregierungsorganisationen) oder sind im Bereich Jugendarbeit oder Gemeindegründung tätig. Da im August 2023 ein Mercy Schiff nach Sierra Leone kommt, haben wir auf dem Treffen auch einige der Organisatoren dieses Einsatzes kennen gelernt.

Mittendrinn

Mercy Ships ist eine internationale christlich motivierte Hilfsorganisation, die seit 1978 Hospitalschiffe in Entwicklungsländern betreibt. Mitarbeiter aus über 60 Ländern setzen sich auf den Hospitalschiffen ehrenamtlich ein und kommen selbst für Unterkunft und Verpflegung auf. Sie leisten Hilfe in Form von Operationen, Zahnbehandlungen, Bau- und Landwirtschaftsprojekten sowie Ausbildungsprogrammen.

Strandspaziergänge sind was Feines

Wir sind schon gespannt, diese Organisation besser kennen zu lernen. Vielleicht bietet sich ja auch die Gelegenheit, diese zu unterstützen.

Ab ins Wasser

Es war ein sehr schönes und intensives Wochenende. Das Umfeld war wieder sehr wohltuend und erholsam. Das Meer hat Badewannentemperatur. Nathanael bekam die Möglichkeit, am Sonntag morgen – vor Frühstück und Gottesdienst – mit einem Kajak mitfahren zu dürfen. Das war super! Es gab viel Zeit für Begegnung und Austausch und auch für das geistliche Wohl wurde gut gesorgt.

Das hat Spaß gemacht

Ein Höhepunkt war sicherlich die Bonfire Night (Lagerfeuer) am Strand mit S’mores (Marshmallows am Spieß mit Schokolade und Keks) – eine typisch süße amerikanische Gepflogenheit. Interessant, wie schnell Marshmallows Feuer fangen…

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit Taufe im Meer endete das Retreat sonntagmittags. Wir nahmen am gemeinsamen Mittagessen nicht mehr teil, denn wir wollten über Gigibonta zurückfahren. Das ist ein italienisches Restaurant – lecker Pizza und super italienische Eiscreme – das lag auf dem Heimweg (ist mehr als 1 Stunde von zu Hause entfernt). Deshalb wollten wir das ausnutzen, wenn man schon mal in der Gegend ist.

Alles bereit für die S´mores (You want some more – du willst mehr)

So machten wir uns gegen 12 Uhr auf den Heimweg. Als wir dann das Gelände des Beach Resort verliessen und auf den holprigen Stolperweg zurück zum nächsten Ort entlangfuhren, wurden wir gewahr, dass vor uns eine Gruppe von Kindern den Weg bevölkerte. Im Näherkommen sahen wir, dass sie die Straße mit einem Seil absperrten. Das ist durchaus typisch für hier. So haben auch viele Straßenkontrollen oft nur Seile, die über die Straße gelegt und gespannt werden, wenn man halten soll. Die Kleinen lernen am Vorbild.

Eine von zwei Taufen im Ozean

Was das bedeutet, ist auch klar – Wegzoll – Appreciation. Also gebt uns was und ihr könnt weiter fahren! Wir fuhren langsam, aber ohne anzuhalten weiter und gaben nichts – wir hatten gerade erst einiges an Geld für alle Mitarbeiter und deren Familien auf dem Resort gegeben. Also einfach langsam weiterfahren und durch. Klar, die Kinder laufen mit, rufen – schreien, wollen Aufmerksamkeit und etwas haben. Als wir die Sperre und das letzte Kind hinter uns hatten, tauchte vor uns bereits die nächste Sperre auf – wieder eine Gruppe von Kindern. Das gleiche Spiel – rufen – schreien – bitten – hinterher laufen.

Bei der dritten Gruppe wurden die Rufe lauter und auch frustriert aggressiver. Sie begannen auf das Auto zu schlagen. So hielten wir kurz an und riefen ärgerlich heraus, dass sie das augenblicklich zu unterbinden haben. Sie machten große Augen und fürs erste war‘s gut.

Herrliche Stimmung

Insgesamt gab es auf der Strecke sieben solcher kinderreichen „Mautstellen“ (Österreich lässt grüßen) – das haben wir in der Form noch nicht erlebt. Wir vermuten, es hat sich herumgesprochen, dass an diesen Wochenende ganz viele Weiße dort zu Gast sind und alle am Sonntag nach Hause fahren.

Das war wahrlich ein Spießrutenlauf und kann durch seine Aggression und Frustration Sorgen machen. Auf der anderen Seite muss man eben auch verstehen, dass wir aus ihrer Sicht viel, viel Geld und Mittel haben, die geteilt werden müssen. Sie haben oft nichts, kaum eine Mahlzeit und es geht mitunter auch einfach nur ums nackte Überleben. Das müssen wir uns eben auch vor Augen führen und klar machen, um nicht selbst ungehörig und unangemessen zu reagieren. Aber wir können nicht überall und jedem helfen – wir müssen Grenzen ziehen – da auch unsere Ressourcen begrenzt sind. Auch wenn das manchmal echt hart ist, die große Not und Ungerechtigkeit dieser Welt in all dem zu entdecken. Nathanael hat dieses Erlebnis besonders mitgenommen.

Dennoch – das Wochenende hat uns gut getan und war für uns alle ein tolles Geschenk, was wir dankbar erleben durften. Wir hatten immer abends durchgehend Strom und Klimaanlage. Schlafen ohne Schwitzen war also erholsam möglich – toll.

Tokeh Beach Ressort

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