Wasser oder H2O

Es ist ja nichts Neues, dass Wasser eine hart umkämpfte Ressource ist und in Zukunft noch viel mehr sein wird. Schon heute kämpfen und sichern sich große Konzerne und Regierungen Zugänge zu den unterschiedlichen Wasserreservoirs dieser Welt.

In einem Land wie Sierra Leone ist Wasser auch von enormer Bedeutung. Wir haben in der Regenzeit begonnen und da hat es fast täglich mehrfach, anhaltend bis tagelang geschüttet – von Juni bis Oktober.

ausgiebiger Regen – sattes Grün

Dann war Schluss mit Regen – fast komplett! Anfang November hat es dankbarerweise noch dreimal geregnet. Doch nun herrscht schon seit Wochen Trockenheit. Seit Dezember haben wir Harmattan, einen Wüstenwind. Der bringt viel Sand mit sich und tagsüber auch mal heiße Winde (fühlt sich an wie ein Umluftherd). Gleichzeitig kühlt es morgens schon mal auf 20 – 22 Grad runter – das ist dann nach der Hitze (33 -39 Grad) angenehm und hilft beim Schlafen. Damit soll dann aber ab Mitte Februar Schluss sein und die Hitze stetig steigen – ebenso wie die Luftfeuchtigkeit konstant hoch bleiben und nachts und morgens auch weniger abkühlen – so sagt man. Wir hoffen und beten, dass dem nicht so ist …

Während der Regenzeit sind die Flüsse, Seen und Brunnen gut mit Wasser gefüllt – Nachschub kein Problem. Während der anhaltenden Trockenzeit wird das immer weniger und weniger. Flüsse werden zu Rinnsalen und Brunnen können schon mal leer sein.

Die meisten Menschen haben keinen Wasseranschluss im Haus – sie holen täglich ihren Wasserbedarf aus Brunnen und Flüssen – wo sie sich dann auch gleich noch waschen oder Wäsche machen. So sieht man früh morgens schon Kinder, Frauen und auch Männer mit Kanistern zu Brunnen oder Flüssen laufen, um Wasser zu schleppen. Schon die ganz jungen müssen mit anpacken und nicht wenige tragen dann so einen Kanister voller Wasser auf dem Kopf nach Hause.

Auch die kleinen müssen ran

Wenn es immer weniger gibt, wird es schwerer, Wasser zu bekommen – mitunter sieht man einen Tankwagen an der Straße parken, wo sich die Menschen ihr Wasser abfüllen und kaufen können.

Manche Häuser haben große Wassertanks (2.000 – 20.000 Liter Tanks) irgendwo auf ihrem Gelände stehen. Von dort wird das Wasser ins Haus gepumpt.

Das Haus in dem wir wohnen hat auch einen solchen Wassertank (2.000 Liter). Er wird mit dem Brunnenwasser auf der einen Seite befüllt und auf der anderen Seite fließt das Wasser ins Haus. Somit haben wir fließend Wasser und sind damit eines der wenigen Häuser, die diesen Luxus haben.

Der Wassertank an unserem Haus – links füllt die Leitung den Tank auf und rechts läuft das Wasser durch die Leitung ins Haus

Auch das TECT hat einen Brunnen und so holt man sich das Wasser von dort – meistens früh morgens. Junge Männer fahren mit Schubkarren voller Kanister zum Brunnen und zurück. Wenn das Wasser knapper wird, werden die Brunnen mit Schlössern gesichert, damit der Nachbar nicht in Versuchung geführt wird – das machen alle so.

Natürlich kann man und muss evtl. irgendwann Wasser kaufen, aber da das Geld kostet, will man logischerweise den Zugang für die gewährleisten, die dazu gehören!

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Wasser und Geruch – definitiv!

Je weniger Wasser, umso weniger wird man sich waschen. Wenn man bedenkt, dass die Hitze steigt und man im Grunde ein Auslaufmodell ist – bleibt der transpirierende Prozess mit all seinen Begleitumständen nicht aus. Selbst der rege Gebrauch von Deo – was auch Geld kostet – ist variabel.

Wie auch immer – wir sind ja gerade in der Trockenzeit und haben auch schon von der ein oder dem anderen gehört, dass es zu Wasserknappheit bzw. Notstand kommen kann. Leere Flüsse – Brunnen – Tanks und dann?

Das ist selten und doch bleibt es einem im Hinterkopf hängen: Was wenn wir kein Wasser mehr haben, bekommen – was dann? Wenn Toilette – Duschen – Wäsche nicht mehr funktioniert? Wir brauchen pro Tag eine komplette Kleidungsgarnitur – dreimal die Woche Wäschewaschen und auf links drehen hilft nicht – durch ist durchgeschwitzt.

der alte, nicht mehr genutzte Brunnen

Nun es war an einem Sonntag. Wir machten uns gerade auf den Weg zum Gottesdienst als Ralf feststellte, dass kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt. Schnell raus zum Tank – aber da sah alles gut aus – beide Hähne (Zu- und Abfluss) waren geöffnet – was nun.

Erwische mal sonntags einen Handwerker – hier schon – der Campus Hausmeister teilte uns mit, dass alle kein Wasser haben. Es ist kein Problem unseres Hauses, sondern ein allgemeines. Wie bitte – was heißt das denn nun? Er meinte, es liegt an der Pumpe vom Brunnen, die mit Solar betrieben wird. Da gibt es wohl einen Defekt. Er müsste jemanden schicken, die Panels zu säubern. Bei dem Staub ist das kein Wunder. Aber wird das Problem damit wirklich behoben sein??

So fuhren wir zum Gottesdienst. Es ist gar nicht so einfach einem Gottesdienst zu folgen, wenn man innerlich überlegt, kein Wasser mehr zu haben und wie das zu bewerkstelligen ist. Ralf sah uns schon im Geiste mit Eimern zum Brunnen laufen, um das tägliche Wasser zu holen – was nicht so schlimm wäre – ungewohnt aber nicht schlimm. Aber es würde erhebliche Einschränkungen nach sich ziehen. Wasser für Toilette und Waschen ok – aber Wäsche – Geschirr – Duschen – eher schwierig.

Wir haben gelernt (naja fast) mit tagelangem Stromausfall klar zu kommen – ohne Auto – ohne Fernseher – ohne viel Lebensmittel und Einkaufen – sogar mit einer Menge Lärm (auch nur fast). Aber kein Wasser mehr – wow wieder etwas Neues – Grenzwertiges – keine Ahnung ob wir das hinbekommen?!

Aber was soll´s, wir haben das nicht in der Hand. So legten wir es bei Gott ab und weil wir kein Essen kochen konnten, holten wir uns was bei „Chicken Town“ (in etwa wie KFC, nur deutlich günstiger und trotztdem lecker) und fuhren zurück. Immer noch kein Wasser – wie gut, dass Christina am Vortag ihre Füße in einem Eimer kalten Wasser gekühlt hatte – dieses Wasser war noch da, und nun ja, zum Händewaschen nach Hähnchenfingern ist das wirklich toooolll.

Na und zu aller Freude war dann auch der Strom weg – aber das kennen wir ja schon.

Doch die Aussicht nach einem heißen Tag – sich vollkommen verschwitzt ins Bett zu legen ….

Man kann sich unsere Freude und Dankbarkeit kaum vorstellen, was die Nachricht bewirkte, dass am Nachmittag das Wasser wieder lief! Einfach nur Dankbarkeit!

Und doch waren wir verunsichert und vorsichtig – wer duscht zuerst und bitte nicht viel Wasser verwenden! Abwaschen machen wir morgen … – es irritiert und macht nachdenklich. Denn was wir hier gerade als Existenzbedrohung erleben, ist vielerorts – auch für viele hier, Normalität.

Wäre ein größerer Tank vielleicht doch besser …

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