Die Baptist Convention Sierra Leone wählt in diesem Jahr einen neuen Präsidenten. Der Versuch die Satzung dahingehend zu ändern, um einen weiteren Term regieren zu dürfen ist nicht durchgekommen – zu viel Aufregung und Gegenstimmung.

Es ist ja auch nicht ganz einfach – Wohin soll einer gehen, der bereits ganz OBEN ist?? In einem System, in dem ausschließlich Macht, Prestige und Ansehen zählt, ist es nicht leicht, „pares inter pares“ (wieder einer unter vielen) zu werden!
Dennoch soll an der Satzung gearbeitet werden, um die Wahlbedingungen zu erneuern. Das Wahlverfahren ist vielschichtig und erfordert sehr viel Zeit. So wird ein Kommitee aus sieben Personen gegründet, welches diesen Prozeß in Händen hält und verantwortet.
Die Gemeinden werden über die Zusammensetzung des Kommitees informiert und nun können sich Personen um das Amt des zukünftigen Präsidenten bewerben oder vorschlagen lassen.
Die Qualifikation um als Präsidentenanwärter zugelassen zu werden, besteht aus zwei Modulen. Zum einen die eigene Person als Pastor und Leumund und zum anderen die Qualifikation seiner Gemeinde. Die Kriterien beider, ist die Loyalität zum Gemeindebund. Festgemacht an den Beiträgen an den Kirchenbund. Jede Gemeinde zahlt jährlich einen Beitrag an den Bund und zusätzlich gibt es jedes Jahr etliche Sammlungen oder Forderungen, wofür eine Gemeinde Geld an den Bund zu zahlen hat – für die Männer- Frauen- Kinderarbeit; Mauerbau und sonstige Projekte, Konferenzen etc..
Beim Pastor ob er sich an den Beiträgen für Witwen – Beerdigungen – Renteneintritt gezahlt hat. Gerade für die Landgemeinden ist das unmöglich – sie können noch nicht mal ihre Pastoren bezahlen oder finanziell unterstützen. Und somit ist es auch für selbst willige Pastoren oft ein Ding der Unmöglichkeit, dieser Verpflichtung nachzukommen.
Pastoren und Gemeinden die das nicht aufzeigen können, sind von der Wahl ausgeschlossen. Also nicht nur von Vorschlägen etc. – von der Wahl insgesamt – sie haben kein Stimmrecht. Das haben wir in den Jahren auf den jährlich stattfindenden Bundeskonferenzen erlebt.
Nun also prüft das Kommitee diese Kriterien von Gemeinden und Pastoren – Bücher werden aufgeschlagen – Listen überprüft und offenbart, wer würdig ist zu nehmen …. äh zur Wahl zugelassen zu werden.
Insgesamt dürfen 19 Gemeinden am Wahlverfahren teilnehmen und vier Pastoren sind als Kandidaten für das Präsidentenamt angenommen. Der nächste Schritte des Kommitees liegt nun darin, die Gemeinde zu informieren – wer Wahlberechtigt ist und sich mit diesen vier Kandidaten für Interviews zu treffen. Dann erfolgt eine Entscheidung und Empfehlung welcher Kandidat max. zwei zur Wahl gestellt werden. Wenn all das feststeht, können die Wahlberechtigten Gemeinden wählen. Jede Gemeinde hat eine Stimme.
In der Bundeskonferenz im Februar soll die Wahl dann stattfinden und eine erste Übergabe oder Nennung von Alt auf Neu vorgenommen werden.
Interessant für uns, ist das Vorgehen, daß die Satzungsänderungen in nicht wenigen Gemeinden im Gottesdienst verlesen werden. Aber schließlich müssen ja die Mitglieder informiert sein und als Gemeinde ein Votum abgeben.

So durften auch wir Teil dieses Prozesses sein. Der neue Präsident muss „gute“ Computerkenntnisse haben. Er muss über die Fähigkeiten verfügen, die Programme Excel – Word – Powerpoint – Publisher und andere zu beherrschen. Interessant!?!
Zudem dürfen nach neuer Satzung nur Gemeinden an der Präsidentenwahl teilnehmen, die komplett über 15 Jahre sämtliche Beiträge für die Baptist Convention beglichen haben (nicht nur die Gemeindebeiträge, sondern auch alle Beiträge der Frauengruppen, Männergruppen, Jugendgruppen, Missionsopfer und Mauerbauzuschuss).
Das wie gesagt, schliesst die meisten Gemeinden des Gemeindebundes von Wahlen aus.

Auf den sozialen Plattformen der BCSL wird seit Sommer nun wild darüber diskutiert. Sogar einen Brief aus der Pastorenschaft an das Präsidium gibt es, mit der Aufforderung die Satzung zu belassen wie sie ist! Alles immer sehr bildhaft und emotional – auf allen Seiten. Nun ja es geht ja auch um etwas.
Schließlich gab es ein Machtwort des amtierenden Präsidenten. Die bildgewaltigen Vergleiche und umfangreichen Beiträge können auf seinen letzten Kommentar zusammen redigiert werden: „Ich bin der von Gott eingesetzte Leiter! Wer gegen mich agiert und was ich sage nicht akzeptiert, der ist gegen Gott!“ (HND / h.n.g?!)
Wir sind ja nicht direkt beteiligt und doch klingt so manches für uns fremd und merkwürdig. Anderes bringt uns mit unser deutschen Geschichte durcheinander – aber nun ja.

Bis zu unserer Ausreise bleibt es, was diese Thematik angeht spannund und beschäftigt auch uns ein wenig. Über das was wir hören, erleben, an uns herangetragen wird.
Nun ja – wenn man in die Welt hineinschaut, hat man durchaus den Eindruck es ist, bleibt und wird komplizierter mit den „alten Ordnungen“ oder dem „selbstverständlichem“.
Da auch unser Pastor einer derer ist, die der amtierenden Leitung nicht so ganz zustimmen und andere Überzeugungen äußert, ist er aktiv in das Geschehen involviert. Ob das Konsequenzen hat, wir werden sehen?! Welche, warten wir es mal ab.
Aber wie immer: Der Mensch denkt, Gott lenkt – so möge seine Gnade mit uns sein und dafür beten wir! Sein Wille geschehe – eben auch auf Erden, gerade in seinen Werken und Gemeindebünden!
