Uns ist die Verfügbarkeit von Elektrizität (Strom) wichtig – für das deutsche Herz eine Selbstverständlichkeit. In einem Land wie diesem ist es das nicht. Also wichtig schon, selbstverständlich keineswegs.

Der öffentliche Stromanbieter EDSA ist … lückenhaft. 24 Stunden EDSA am Stück haben wir hier noch nie erlebt. Das Gegenteil schon – auch über Tage und Wochen haben wir es abwesend erlebt.
Wenn es gut läuft, bekommt man bis zu 8-10 Stunden über den Tag verteilt – wenn es ganz gut läuft, auch mal ein bisschen mehr. In der Regel ist es jedoch deutlich weniger und teilweise eben auch komplette Ausfälle. Die Gründe dafür sind überalterte Netzwerke, korrodierte Kabel oder dass die Regierung die Rechnungen nicht zahlt. Also nicht der Kunde zahlt den Anbieter direkt – nein, die Regierung sammelt das Geld vom Kunden in und sollte es an den Stromerzeuger weiterleiten. Nun ja sollte – hätte – wäre …. schön.
Wir leben auf dem T.E.C.T. Compound und damit in einer Solidargemeinschaft. Alles ist miteinander verkabelt und wenn es kein EDSA gibt, dann hat keiner Strom – so dachten wir immer. Bis wir letztes Jahr feststellten, dass manchmal andere Strom haben – nur wir nicht. Die Verkabelung ist so alt, dass sie den Anforderungen schon lange nicht mehr standhalten kann. Aus diesem Grund können wir auch die beiden Klimaanlagen in unseren Schlafzimmern nicht nutzen. Aber neue Kabel oder Leitungen ziehen kostet Geld das keiner hat.
Zum einen ist alles in die Jahre gekommen, das tropische Klima tut sein Übriges und nicht zuletzt haben sich auch die Belegungszahlen am T.E.C.T. deutlich erhöht. Logisch, dass es dann irgendwann vorn und hinten nicht mehr passt.

Wir haben einen eigenen Generator, mit dem wir Strom produzieren können (konnten) – das hat uns in den ersten 2,5 Jahren sehr geholfen. Die Ventilatoren konnten laufen und auch der Kühlschrank kühlte immer wieder runter, um die Sachen darin zu erhalten – ebenso die Dinge im kleinen Gefrierfach darüber.
Zudem wird gelegentlich der Campusgenerator angeschaltet, wenn EDSA nicht da und Studienbetrieb ist – ein echtes Geschenk!
Seit März 2025 funktioniert unser Generator nicht mehr. Wir können gar nicht mehr zählen, wie oft jemand zum „reparieren“ da oder der Generator in der Werkstatt war.
Danach funktionierte er wieder – für einmal max. eine Stunde und dann wieder nicht mehr. Drei verschiedene „Meister“ ihres Fachs haben wir inzwischen beansprucht. Letztlich hat sich rausgestellt, dass die Benzinleitung immer verstopft und frei gemacht werden muss. Da es immer so weiter ging, wurde festgestellt, dass der Benzintank korrodiert – daher die Fremdkörper in der Leitung.
Nun ein halbes Jahr später wird festgestellt, dass der Tank, will man den Generator nutzen, ausgetauscht werden sollte?! Ja wir wollen und hoffen, dass damit dann endlich wieder eine Lücke in unserem hiesigen Stromsystem geschlossen werden kann.

Der Reparaturmensch verabschiedete sich und wollte sich nach einem neuen Tank umsehen – das liegt mittlerweile gute fünf Wochen zurück und wir haben nichts von ihm gehört – normal. Wahrscheinlich werden wir den Generator nicht mehr nutzen können. Neue Ersatzteile zu bekommen ist hier oft unmöglich – eher gebraucht, dann weiß man aber auch nicht was man bekommt – meist sollte es ein neues Gerät sein, aber das ist uns zu teuer und werden wir nicht machen.
Des Weiteren haben wir uns Ende 2024 eine Solaranlage einrichten lassen. So konnten täglich gute sechs – acht Stunden Strom erzeugt, gespeichert und genutzt werden. Diese nutzen wir meistens in der Nacht, um mit Ventilatoren „schlafen“ zu können (20 – 3/4 Uhr).
Zurück in Sierra Leone haben wir uns entschieden, erneut in die Solaranlage zu investieren – eine weitere Batterie – zwei weitere Panels und einen anderen Inverter anzuschaffen.

Alles hängt natürlich davon ab, wie intensiv die Sonne scheint und wie viel die Batterien aufnehmen können. Und auch davon, wie viel Strom gezogen wird – also welche Geräte dran hängen.
Noch regnet es jeden Tag und ist mitunter deutlich bewölkt, aber wenn dann die Trockenzeit kommt, gibt es Sonne satt. Von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags. Dann können wir mit guten 10 Stunden Strom rechnen. Und wenn dann tagsüber Sonne satt und die Batterien voll aufgeladen sind, dann fließt der gerade erzeugte Strom direkt in die Verbrauchergeräte und die Batterien bleiben dennoch für die Nachtnutzung voll.

Manche elektrischen Geräte ziehen sehr viel Strom, so können wir den Kühlschrank nur selten ans Solar anschließen – nachts geht nicht, weil wir den Strom brauchen, damit die Ventilatoren eine etwas entspanntere Nacht ermöglichen.
Wirklich viel Strom ziehen Kaffeemaschine und Bügeleisen. Da können wir zugucken, wie der Strom abgeht – die Batterie sich leert. Kaffee geht manchmal, weil es eben nicht so lange dauert – bügeln gar nicht.
Auch für das Wäschewaschen benötigen wir generell einen Generator oder öffentlichen Strom. Also trotz der komfortablen Hilfe durch die Solaranlage sind wir nach wie vor auf die anderen Stromquellen angewiesen. Waschen mit EDSA ist ätzend – weil EDSA oft abbricht oder pausiert und damit der Waschvorgang auch …. So hoffen wir immer auf einen guten Lauf bei EDSA oder den Campusgenerator.
Wie es so ist, wir versuchen ständig, uns das Leben „normaler“ zu machen und stellen schnell fest, dass das eine Utopie ist. Hier läuft kaum etwas rund.
Die erneute Installation der Solaranlage sollte eine Sache von ein paar Stunden – höchstens einem Tag sein. Es dauerte letztendlich vier Tage, bevor wir das Solar wieder nutzen konnten.
Und genau in dieser Zeit wurde der Campusgenerator kaum angeschaltet – unser Generator glänzte mit nicht nutzbar und EDSA war über Stunden nicht da … Murphys Gesetz, oder?! Freude!!
Ach ja. Die Campusverkabelung ist wie gesagt antik und nicht ausreichend. So ist desöfteren unser Haus von EDSA abgeschnitten. Das sehen wir allerdings erst im Dunkeln – wenn um uns herum die Häuser Licht haben. Dann merken wir, dass EDSA da ist und nur bei uns nicht ankommt. Besonders blöd, wenn das an einem Freitag festgestellt wird – der Campus-Elektriker kommt von außerhalb – small samll und ohne Geld kann man die alten Leitungen eben auch kaum verbessern.
