Dankbarkeit – wohin damit?

Die Menschen in Sierra Leone haben nicht viel – jedenfalls die überwiegende Mehrheit – sie kämpfen um das tägliche Leben.

Grace mit ihrem ersten Computer. Dank an Immo-Connect GmbH – die uns ihre ausrangierten Laptops mitgegeben haben – großer Segen hier!

Ob bei Schul- oder Studiengebühren, bei Verpflegung oder Kleidung; Handys und Laptops und anderes – wir sind dankbar, dass wir manch einer/m helfen können. Und das geht nur, weil andere geben – teilen – uns helfen zu helfen. Um es vorneweg zu sagen, wir sind es nicht – Gott bereitet den Weg – du hilfst – wir sind nur die Brücke, über die es läuft.

Die Menschen hier sind sowas von dankbar. Sie bekommen kaum Geschenke, selbst zu ihren Geburtstagen erhält niemand etwas. Dafür gibt es kein Geld. So sind Freude und Dank unsagbar groß, wenn jemand etwas geschenkt bekommt. Sei es ein Beutel/Flasche Wasser oder einen Lolli!

Der mitgebrachte Haarschneider im Einsatz – Ralf überlegt ob er auch mal einen besonderen Haarschnitt anvisieren sollte ….

Die anderen „größeren“ Dinge sind kaum vorstellbar. Es ist immer wieder Freude und Beschämung, in die dankbaren und leuchtenden Augen der Beschenkten zu sehen.

Nicht wenige, die ihren Dank und Freude in Nachrichten oder Briefen verfassen. Oder die mit ihrer Familie vorbeikommen, weil auch die Familie danke sagen möchte.

Nicht wenige, die zu gerne ihre Dankbarkeit in größerem Ausmaß anbringen wollen. Bei den meisten geht das überhaupt nicht, aber manchmal vereinzelt doch.

Dann erhalten wir mal einen Sack voller Mangos. Eine Tüte mit Pampelmusen, Orangen oder Bananen. Manche beschenken uns mit Kleidung: Sie kaufen Stoffe, lassen sie schneidern und schenken sie uns. Das ist bunt und jedenfalls für Ralf oft beengend – seine Schultern sind immer zu breit.

Ja und dann gibt es auch noch Geschenke der besonderen Art. Wir haben schon Ziegen erhalten und auch schon ein Huhn. Nun war es ein lebendiger Hahn, der bei uns im Eingangsbereich sein Werk verrichtete. Wir hatten irgendwie gehofft, der kikerikiet nur morgens zum Aufstehen, jedoch weit gefehlt – den ganzen Tag immer wieder … Sollten wir doch Pinsel mal Gemeinschaft haben lassen? Dann ist ganz schnell Ruhe. Er stand immer wieder sehnsüchtig am Gitter und wollte soo gern dem Hahn guten Tag sagen!

Auch einen ganzen Sack voll Vorhängen haben wir schon erhalten – insgesamt 31 Stück. Ein Teil haben wir aufgehängt und nutzen es, der Rest wird wie alles andere weitergegeben.

Auch wenn wir immer denken, behaltet es – ihr habt es viel nötiger als wir! Nein, das geht nicht. Wir können es nicht ablehnen – es ist ihnen ein Bedürfnis – wertvoll und notwendig.

Sehen gut aus – sind fester und halten Sonne und Hitze besser ab.

Genauso die Erwähnung der Geber vor versammelter Mannschaft – in der Schule oder im Gottesdienst oder einer Versammlung. Uns ist das mega unangenehm, weil nicht wir es sind und selbst wenn … nein. Bitte schweigt doch einfach. Aber das geht hier meist nicht – es ist ein Ausdruck von Respekt, Dankbarkeit und Freude – es gehört sich hier einfach. Und so müssen auch wir manches, was uns schwer fällt, über uns ergehen lassen, um dann immer wieder auf den eigentlichen Geber hinzuweisen.

Die geschenkten Dinge geben uns wiederum die Möglichkeit, es an andere, deren Bedarf größer ist, weiter zu geben – ein Segenskreislauf sozusagen.

Oder so?

Der Hahn sollte Ehrengast bei der Hochzeit eines von Christinas Studenten werden. Allerdings meldete er sich zunächst an dem Tag nicht, an dem er eigentlich vorbei kommen wollte. Gleichzeitig war die gesamte Familie über das laute Geschrei des Hahns „not amused“. Deshalb überlegte sie fieberhaft, was sie sonst mit dem Hahn anstellen kann. Schließlich kam der Kriolehrer freudig mit seinem Motorrad aus der Stadt. Ein ehemaliger Student, der nun als Pastor und Lehrer arbeitet. Finanziell ist es immer eng, zumal er ebenfalls nächstes Jahr heiraten möchte. Der Hahn wurde freudig in Empfang genommen, eng verschnürt, in eine Plastiktüte gepackt und so sicher auf dem Bike nach Freetown transportiert. Ganz normaaaal.

In diesem Jahr möchten wir vermehrt in nachhaltige Dinge investieren. Klar, Gebühren für Schule und Studium sind wichtig. Aber in einem Land, das über 50% Arbeitslosigkeit hat, helfen auch gute Abschlüsse und großes Engagement kaum etwas.

So geben wir immer mal was dazu: bei einer Nähmaschine nach einer Schneiderausbildung. Für Landkauf zum Bewirtschaften. Einem begabten Barber haben wir eine Haarschneidemaschine aus Deutschland mitgebracht. Und anderen haben wir ein kleines Startkapital für ein Minibusiness gegeben. So können diese Leute Geld verdienen – Kleider nähen – Anbau von Obst oder Gemüse – Kopfdesign oder andere kleine Verkäufe tätigen. Dadurch werden sie ein klein wenig unabhängiger bzw. selbständiger.

Auch haben wir wieder die monatliche Versorgung der Studierenden übernommen – drei Doorms mit ca. 70 Menschen und noch ein paar Familien. Es ist zwar nur Reis – Öl und Maggie – aber hilft und bei den wachsenden Studierendenzahlen mitunter auch eine Herausforderung! Danke das wir das können – Dank an Gott und Euch!

Auch mit der monatlichen Unterstützung für die Studierenden haben wir wieder begonnen – ein Dankeschön

Denn eines ist klar, auf die da oben ist kein Verlass – die eigene Tasche zu tief. Die Gelder die von internationaler Seite ins Land gepumpt werden, ob politisch, wirtschaftlich oder religiös – kommen selten da an, wofür es sein soll – jedenfalls zum größten Teil nicht.

Es ist nicht falsch, helfen zu wollen – aber man kann es in Ländern wie diesen nicht sich selbst überlassen. Korruption, Veruntreuung, Lug und Betrug gehören hier zutiefst zur Kultur / Gesellschaft. Es braucht leider Kontrolle – Aufsicht von außen, damit die Gelder ihrem Zweck gemäß eingesetzt werden. Ja, das ist retro und unangenehm – aber uns ist inzwischen klar: Es ist der einzige Weg, der funktioniert.

Grundstückseinweihung mit Segnung und pflanzen eines Mangobaumes