In den ersten beiden Wochen hat Christina sich auf den Weg gemacht um zu erfahren, mit welchen Fächern und Themen sie in diesem Semester etwas anbieten soll. Da etliche Dozenten noch unterwegs sind (Fortbildung – Fundraising – Vorlesungen an anderen Instituten etc.) braucht frau etwas Geduld.

Schließlich war alles zusammen und sie hat in diesem Semester sechs Kurse, zwei davon samstags – gerade diese sind spannend und intensiv zugleich. Hier geht es um die Fortbildung von Gemeindemitarbeitern und Interessierten – manchmal auch Pastoren, die noch nie ein Studium hatten, aber schon lange im Dienst sind. In diesem Semester soll es um das Thema Mission gehen. Und so kommt eine Dozentin mit Leidenschaft für NT und AT – schwupp die wupps zum Thema Missiologie. Aber in einer sehr schlichten Art und Weise – viel Austausch. Es gibt einen Einstieg, was dann schnell zu Gesprächen führt. Bereits in den ersten beiden Stunden entwickelten sich weitere Themen – die aus der Praxis kommen.
Gehen Menschen, die nicht daran glauben, dass Jesus der Messias ist, wirklich verloren?
Dürfen Pastoren sich „Diener Gottes“ nennen, wie es hier in unabhängigen Gemeinden üblich ist, obwohl Jesus in Joh 15,15 sagt, sie sind seine Freunde?
Was ist davon zu halten, dass Leiter hierzulande versuchen, mit Gemeindearbeit möglichst viel Geld zu machen, und sogar arme Menschen aus Veranstaltungen wegschicken?
Die Anmeldezahlen am T.E.C.T. sind über die Jahre, die wir überblicken, gestiegen – eine schöne Entwicklung. Allerdings gestalten sich die räumlichen Gegebenheiten einhergehend zum Problem. Es werden mehr Vorlesungsräume benötigt.
Deshalb wurde schon vor Jahren mit dem Weiterbau an einem weiteren Schulgebäude auf dem Campus neben dem Frauenwohnheim begonnen. Nachdem das Erdgeschoss stand, war das Geld ausgegangen. So stand es da, ohne Dach, unvollendet mehrere Jahre. Wir fanden es 2022 als Bauruine in der Nachbarschaft vor.

Im letzten Jahr wurde es erneut ins Visier genommen. Das ganze Jahr über gab es Veranstaltungen und Fundraising-Möglichkeiten, um den Bau am Gebäude zu finanzieren. Zum Semesterende sollte es fertiggestellt sein. Das ist nicht der Fall. Nun hat das Gebäude zwar eine Decke und ist verputzt, ist aber noch weit davon entfernt, fertig und nutzbar zu sein. Keine Elektrik, keine Fenster und Türen, keine Fliesen oder Farbe. Die Decke ist übrigens der Boden für ein zweites angedachtes Stockwerk. Doch das ist ebenfalls Zukunftsmusik…
Als wir nun nach unserer Sommerpause auf dem Gelände ankamen, waren beim Eingangsbereich mitten auf Wegen und Rasen große Haufen mit Sand und Zement zu sehen. Hier wird auch was gebaut! An den Seiten der Chapel waren bereits Mauern hochgezogen: Auch die Chapel soll erweitert werden.

Beim T.E.C.T. herrscht ja Anwesenheitspflicht für die Andachten, auch für die auf dem Campus lebenden Familienangehörigen. So war ab unserem zweiten Jahr am Mittwochabend die Chapel brechend voll mit mehr als 200 Personen. Ebenso wie sonstige Versammlungen. Im letzten Jahr mussten etliche Leute draußen stehen.
Nun also soll die Chapel sowohl mit Grundfläche als auch mit zusätzlicher Empore erweitert werden, so dass nach dem Umbau bis zu 1.000 Personen darin Platz haben können. Ein gewaltiges Projekt für die Zukunft mit hohen Kosten. Dieser Bau soll bis Weihnachten beendet sein. Wir sind gespannt. Natürlich werden immense Finanzen benötigt. So ist gerade der Rektor auf Fundraisingtour durch Amerika – mal sehen, was er danach mit im Gepäck hat.

Die Zahlen der neuen Studenten liegen Ende September bei nur 30 Anmeldungen. Ein zweites Bewerberverfahren läuft in der zweiten Semesterwoche, d.h. im Anschluss werden etliche verspätet hinzukommen. Das Problem ist wie in jedem Jahr, dass zur Studienanmeldung ein WASSCE Zertifikat erforderlich ist (Hochschulreife). Diese werden aber erst Mitte Oktober ausgegeben. Da das T.E.C.T. anders als die anderen Universitäten mit dem Studienbetrieb Anfang Oktober beginnt, haben die Studierenden dann schon 2-3 Mal in einem Kurs gefehlt. Die T.E.C.T. Regel besagt, wer drei Mal in einem Kurs fehlt, hat den Kurs nicht bestanden. Und jetzt? Die Lesarten sind höchst unterschiedlich und als regelaffine Deutsche hat frau da so ihre Schwierigkeiten.
Am 01. Oktober hat das Semester nun also begonnen – sprich die Vorlesungen finden ab sofort statt. Auch wenn jeder weiß, dass in der ersten Woche noch nicht mal alle Dozenten zur Verfügung stehen, die Studierenden ohnehin zu 80% nicht. So hatte Christina in ihrer ersten Vorlesung 3 von 15 Studierende – ein vierter erschien dann noch beim Amen.

Jeder regt sich auf – schreit Besserung – ändern tut sich nix – auch das Vorbild nicht …
Die erste Woche ist und bleibt hier Anlaufzeit – weiß doch jeder! So ist es eben in Sierra Leone.
