Devine Prepatory School

Über einen Studenten (Aruna), der am Blockunterricht des Baptist College teilnimmt, haben wir Dezember 2022 eine kleine christliche Schule in Lunsar kennen gelernt.

Aruna

Pastorin Mabinty hat die private Schule gegründet, um der Not von Eltern und deren Kindern zu begegnen. Alle Schulen, auch die staatlichen, nehmen Schulgebühren, obwohl es eigentlich gesetzlich keine Schulgebühren für staatliche Schulen geben sollte. Die Fakten sind anders und so nimmt jede Schule Geld. Die Schulgebühren sind, in der Höhe sehr unterschiedlich.

Ein Beispiel: Die Familie von Smart hat nun drei ihrer vier Kinder auf einer Schule, die Kindergarten, Vor- und Grundschule vereint. Für alle drei Kinder müssen sie 11.000 Leones (2x 4.000 Le / 1x 3.000 Le) Schulgebühren im Jahr zahlen. Insgesamt ca. 420 Euro – woher bitte?

Familie Smart

Er ist Student. Die Mutter macht eine Ausbildung als Näherin und nimmt das Baby dazu mit. Völlig normal hier. Sie dürfen am T.E.C.T. mietfrei wohnen, weil er rund um die Uhr für Dienste und Arbeiten zur Verfügung stehen muss. Dafür bekommen sie zusätzlich ab und an auch noch etwas Geld oder Verpflegung – eher selten. So sind sie auf Unterstützung angewiesen – wie die meisten hier.

Also woher das Schulgeld nehmen? Sie haben das Geld nicht. Sie haben über das Jahr 4.000 Leones gespart und das nun angezahlt. Sie hoffen, bis zur Deadline im Dezember den restlichen Betrag aufgebracht zu haben.

Elisabezth und Naomi

Das ist leider kein Einzelfall, sondern der Normalfall um uns herum. Weil aber viele Eltern / Familien diese Gebühren nicht zahlen können, gehen deren Kinder nicht zur Schule.

Dagegen wollte Pastorin Mabinty – wie manch andere auch – etwas tun. Mit ihrer Familie lebt sie in einem sozial schwachen Aussenbezirk von Lunsar. Sie sieht die Not und beginnt mit einer Schule für diese Kinder in ihrem Umfeld. Sie hat ein Grundstück, darauf ein Wohnhaus für die Familie und zusammen mit ihrem Mann fingen sie an Kinder zu unterrichten. Dafür haben sie eine Wellblechhütte auf dem Grundstück gebaut. In den ersten Monaten kamen hier etwa 40 Kinder zusammen, bis ein heftiger Sturm das „Schulgebäude“ wegtrug.

Das erste „Schulgebäude“

Die Schule war nun nicht mehr – was jetzt? Nach ein paar Wochen hin und her unterteilten sie das Wohnhaus. Die eine Seite bewohnte die Familie, in der anderen Seite wurden Klassenräume eingerichtet. Nach ein paar Wochen hatten sie wieder 40 SchülerInnen. Das war die Zeit, in der wir die Schule kennen lernten und gelegentlich mit Kleidern, Verpflegung und Lehrergehälter unterstützten. Die Lehrergehälter liegen hier bei max. 500 Leones / Monat (20 Euro) – mehr kann sie nicht garantieren und selbst das ist eine permanente Herausforderung. Doch ihr Ziel kaum Schulgebühren zu nehmen, bleibt bestehen und dem sehen sich alle – auch die Lehrer verpflichtet (eine Zeit lang).

Über eine deutsche Stiftung konnten wir, mit Hilfe der Wasbüttler Baptistengemeinde die Schule seitdem dreimal fördern. Im ersten Schritt wurde das gesamte Wohnhaus zum Schulgebäude umgebaut. So konnten insgesamt 8 Klassenräume für Vor- und Grundschule abgezeichnet werden. Die Räume wurden heller – der Eingangsbereich offen und freundlich – ein separater Eingang entstand jeweils für jede Schulform. Das Gebäude und die Räume erhielten einen Anstrich.

Das wurde wahrgenommen. Pastorin Mabinty teilte uns mit, dass solche Maßnahmen Auswirkungen auf das Anmeldeverhalten der Leute hat. Sobald das Umfeld wahrnimmt, hier wird finanziell etwas getan, scheint dies ein Grund zur „guten“ oder sagen wir „verlässlichen Schule“ zu sein.

Das erste Projekt

Und so wuchs die Schule auf über 60 Kinder. Beim zweiten Förderprojekt konnte eine Mauer um das Grundstück mit Tor und Tür erstellt werden. Das gewährt Sicherheit und Schutz für die Kinder und Eigentum. Kriminalität ist hier hoch. Gestohlen wird häufig, man kann gar nicht so schnell gucken, wie Sachen Beine bekommen.

Ende letzten Schuljahres hatte die Schule knapp über 80 Schüler. Da die Schulgebühren weiter sehr gering sind und Mabinty ihrem Ziel treu bleiben möchte, sind die Versorgung der Lehrergehälter und Verpflegung der Schüler ein notvolles Thema. Die meisten Familien haben kaum Geld für Verpflegung und etliche der Schüler kommen ohne gegessen zu haben zur Schule. Oft haben sie über mehrere Tage nichts zum Essen.

Das zweite Projekt – Das Grundstück bekam eine Aussenmauer mit Tor und Tür.

Im dritten Förderprojekt wird eine Solaranlage installiert, die das Gebäude mit Strom versorgen soll – unabhängig der meist abwesenden öffentlichen Stromversorgung. So haben sie in den Klassenräumen Licht – Ventilatoren – Gefrier- und Kühlschrank – Büro welches dauerhaft mit Strom versorgt wird. Das Projekt befindet sich gerade in der Umsetzung und ist nun erfolgreich umgesetzt.

Als wir Anfang September wieder hier ankamen, wollte uns Pastorin Mabinty unbedingt besuchen – Freude und Dankbarkeit ausdrücken. Sie hatten für unser gesamtes Haus als Überraschung Vorhänge geschneidert (31 Stück!) – vielen Dank. Auch wenn wir, wie wir immer betonen, nur Durchlaufpfosten sind.

Bei dem Besuch unterhielten wir uns über das neue Projekt. Sie hatte Ralf bereits im Vorfeld ein paar Bilder der Schule geschickt. Darauf war an den beiden Seiten etwas „Neues“ zu sehen. Auf der einen Seite waren offene, überdachte „Räume“. Auf der anderen Seite geschlossene, überdachte „Räume“ zu sehen. Was genau hat es damit auf sich? „Das sind weitere Klassenräume“ – die offenen, wenn es heiß ist und nicht regnet, der andere Bereich ist ein großer Versammlungsraum und wird auch für Klassen genutzt, wenn es regnet. Wir brauchen den Platz für die inzwischen 250 SchülerInnen!

Ralf meinte sich verhört zu haben. Ende des Schuljahres waren es 80-90 Kinder gewesen. Dass sich weitere Neue anmelden würden, war klar – aber 250 Kinder? Die Fassungslosigkeit stand Ralf ins Gesicht geschrieben!

Von Seiten der Eltern wurde Mabinty rückgemeldet, dass dies eine der besten Schulen im Umkreis ist – wir sind uns ob der Qualität des Unterrichts da nicht sicher. Was jedoch den finanziellen Support angeht, mag das wohl sein – im Moment. Zudem hat eine andere Schule im Umfeld dicht gemacht.

Auf jeden Fall hatten die Familien im Umfeld bisher ihre Kinder an Schulen weiter weg geschickt. Da die finanzielle Situation in diesem Umfeld jedoch nicht gut ist, haben die meisten ohnehin Schwierigkeiten, das tägliche Transportgeld aufzubringen. Mit der Schule von Mabinty in der Nachbarschaft besteht nun die Möglichkeit, dieses zu sparen.

das dritte Projekt

Wir haben ihr dringend geraten, keine weiteren SchülerInnen aufzunehmen – weil all das Konsequenzen nach sich zieht. Zum Beispiel werden sie mehr Lehrer brauchen – ergo mehr Geld – Woher? Wie will sie das gewährleisten?

Das ist in der hiesigen Kultur nicht einfach zu verstehen und zu akzeptieren. Jeder hungert nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wertschätzung – naja im Grunde ein menschliches Bedürfnis. Aber hier scheint es uns extrem zu sein. Das mag sicher auch daran liegen, dass kaum einer solche Bedürfnisse gestillt bekam.

Natürlich freuen wir uns auch über diese Entwicklung. Ermutigen dazu, ein System aufzubauen, wo neu hinzukommende Eltern etwas höhere Beiträge zahlen oder anderweitig helfen. Wir hoffen und beten, das stabile und höhere Gehälter an die Lehrer gezahlt werden können. Denn Lehrer, die ausreichend bezahlt werden, bleiben. Zudem: Gute Lehrer werden kommen – das wiederum hebt die Qualität des Schulniveaus. Es scheint sich in diesem Bereich etwas abzuzeichnen, mal dranbleiben und schauen, was Gott vorhat. Es muss verlässlich und stabil sein – ansonsten wird es eine weitere große Enttäuschung.

eine glückliche Pastorin Mabinti bei der Einrichtung der Solaranlage

Natürlich gibt es auch noch weitere Träume, wie immer und überall. Das Nachbargrundstück steht zum Verkauf. Das würde der momentanen Begrenztheit abhelfen.

Ja, und dann hat die Schule bisher kein eigenes Wasser. Das wird auch von Seiten des Schulamtes „gefordert“. Also wäre ein eigener Brunnen wichtig. Also mal beten und sehen, was Gott da so weiter in Petto hat.