Verkehr und mehr

Der Verkehr hat zugenommen, das ist wahrzunehmen – das Chaos auch. Schon Anfang des Jahres hatte Ralf den Eindruck, dass mehr Bikefahrer unterwegs sind als zu Beginn unserer Zeit (2022). Nun ist es offensichtlich.

Da gibt es doch noch ein Plätzchen um weiter nach Vorne zu kommen

Die vielen Motorräder entwickeln sich zu einer ernsthaften Plage und Problem. Die meisten halten sich an nichts und achten auf niemanden. Zu großen Teilen haben sie keine Fahrprüfung gehabt und etliche besitzen auch keine Führerscheine. Vorausschauendes Fahren – achtsam sein – Geduld – Rücksicht – solche Worte kommen im hiesigen Sprachgebrauch ohnehin kaum vor. Genauso wird auch gefahren – auch mit den Bikes. Sie fahren zu dritt – viert – fünft nebeneinander, blockieren Straßen und Überholvorgänge. Wenn es sich staut, lavieren sie sich oft in und durch die kleinsten Lücken – von rechts nach links oder wieder zurück, schneiden und touchieren nicht selten Autos dabei und beschweren sich dann noch.

In der ersten Schulwoche Auto vs Bike

Unfälle mit Bikes sehen wir ständig. Sie passieren zuhauf, nehmen auf das riskante Fahrverhalten jedoch keinen Einfluss. Wir beten inständig für himmlische Reisebegleiter, die unser Auto und Fahren täglich beschirmen.

Die ersten beiden Verkehrskontrollen mit Zusatz hat Ralf auch schon hinter sich gebracht. Die normalen Verkehrskontrollen laufen in etwa so ab: Rechts ranfahren – Blabla (Baptist-Missionary-what a wonderful day) – Führerschein zeigen – manchmal noch Feuerlöscher – Warnweste – Dreieck und dann ab on the Road again.

Mit Zusatz heißt, es wird was beanstandet. Also im Grunde versucht der jeweilige Officer, einen Grund zu konstruieren, um Geld zu beschaffen. Auch die Hautfarbe ermöglicht da ein Übriges.

Beim ersten Mal wurde bemängelt, dass die Versicherungspolice, die sichtbar auf der Vorderscheibe angebracht sein muss, nicht in digitaler „neuer“ Form angebracht war!

So kleben KFZ – Registrierung und Versicherung in friedlicher Harmony an der Windschutzscheibe

Die Regierung ist immer für Neuerungen gut, vor allem wenn es darum geht, Gelder zu generieren. Zum einen muss nun alles mit der ID-Card verknüpft sein. Das heißt, man benötigt eine aktuelle ID-Card – die kostet für Ausländer 100 Dollar pro Person und Jahr.

Ab diesem Jahr soll die ID-Nummer mit der Telefon SIM und dem Bankkonto verknüpft werden. Wer bis Oktober keine gültige ID-Card hat und beides mit dieser verknüpft hat, bekommt Probleme bei der Bank und dem Telefonieren. Was genau das bedeutet, kann im Moment niemand sagen, aber es wird Angst und Druck verbreitet. Zuvorderst sollen erstmal die Kassen klingeln.

Das Interessante dabei ist, dass es nicht viele Geräte und Stellen gibt, um eine solche ID-Card zu erstellen und herauszugeben – dafür sind die technischen Voraussetzungen nicht gegeben – so what?!

Seit nun guten drei Wochen ist die Verlängerung unser ID-Cards im Prozess – liegen beim Amt und es tut sich … nichts – Geduld. Wobei wir die stattlichen Gebühren mit zusätzlicher Appreciation schon vorher begleichen durften. Aber selbst das hat nicht zum erwarteten Erfolg geführt.

Frühmorgens – wir fuhren bei blauem Himmel und Sonnenschein los ….. ein Gewitter im Anmarsch ….. irgendwo brennt es …….. ach so – na dann!

Zurück zum Auto. Auch die Versicherungspolice und später dann die KFZ-Registrierung sollen digitalisiert werden. So soll es auf den jeweiligen Stickern einen Code geben, welche bei Kontrollen und Überprüfung eingelesen werden können und zeigt, ob alles in Ordnung ist.

Das von den dafür notwendigen Scannern noch überhaupt keine im Umlauf sind, ist unerheblich …. Das Ziel ist gesteckt, herausgegeben und das ausführende Organ hat davon gehört, wurde „geschult“ – ready to check. Natürlich gibt es auch noch keine Lesegeräte für die Check points – das ist so wie bei der Erfindung vom Rad vom Fliegen zu reden ….

Allerdings gibt oder gab es bei der Erneuerung unserer KFZ-Versicherung diese Plakette noch nicht in digitaler Form bzw. mit einlesbarem Code. So wurde uns wie unzähligen anderen eine alte Plakette ausgestellt. Die aber haben Gültigkeit, bis zum regulären Fristablauf – Jahresende. 

Genau das wurde schon im letzten Turn zweimal beanstandet – „du brauchst eine Plakette mit Code – digital!“ Ja, aber die gab es nicht und das ist, was wir vom Ministerium erhalten haben. Warum sollen wir jetzt doppelt zahlen – wir warten, bis wir erneuern müssen!?

Nun also erneut das Spiel – „wir haben hier den Tatbestand einer Straftat!“ – der Wagen kann festgesetzt werden und bis ein Bußgeld gezahlt wird, bleibt der an der Station. In Rücksprache mit anderen weisen wir nun immer wieder freundlich aber bestimmt darauf hin, dass die Versicherung bis Dezember läuft und danach erneuert wird! Das können sie auf der Plakette nachlesen. Man muss geduldig, freundlich und hartnäckig bleiben.

Das zweite Mal wurde Ralf angehalten und es war offensichtlich, dass dieser Officer wichtig sein wollte. Man sah ihm schon an, dass die Entdeckung, da sitzt ein Weißer am Steuer, den Officer zu ungeahnten Höhenflügen leiten würde.

Nach dem üblichen Geplänkel – teilte er mit, dass „eine Straftat, nach Artikel … festgestellt wird!“ „Der Wagen hat an der Seite keine Reflektoren!“ Entweder war sein (oder Ralfs) Englisch nicht ganz so hilfreich, oder sein Anliegen zu offenkundig. Kein Fahrzeug in Sierra Leone hat an den Seiten Reflektoren.

Hier standen wir nun also ….

Vorgeschrieben sind Reflektoren vorne und hinten am Fahrzeug – kleine Streifen, die man dort anklebt, um im Dunkeln besser gesehen zu werden. Vor allem, wenn man wie die meisten ohne Licht fährt.

Nachdem auch der Officer erkannt hatte, dass es die Seiten nicht sein können, versteifte er sich auf vorne und hinten – dort seien keine angebracht. So stieg Ralf aus, ging ums Auto und zeigte auf die dort befestigten Reflektoren. „Die sind aber nicht richtig angebracht! Die müssen halb hinten/vorn und halb auf der Seite angebracht sein!“ Merkste selber, oder???!!!

Nein, der gute Mann merkte nichts und auch alle Hinweise, einen Blick auf die vorbeifahrenden Fahrzeuge zu werfen, die alles exakt so, wie unser Auto angebracht hatten, überzeugten nicht!

Dann sollte Ralf den Präsidenten anrufen, der ja Eigentümer des Fahrzeuges ist, dieser sollte nun vom Tatbestand der Straftat in Kenntnis gesetzt werden.

Ralf sollte Fotos vom Auto (vorwärts – rückwärts – seitwärts – …) machen und diese dem Präsidenten zuschicken. Unglücklicherweise ist unser Modem nicht gut, diese kamen nicht durch. Auch er debattierte eine Zeitlang mit dem Officer. Auch er verstand offensichtlich das Problem nicht, da die BCSL selber die Reflektoren angebracht hatte!

Als der Präsident mit Ralf sprach, um sich die Situation von anderer Seite darstellen zu lassen, war der eifrige Beamte schon wieder an anderer Stelle aktiv, um weiteren Fahrern und Autos seine Präsenz zu ermöglichen. So kam ein anderer Kollege und fragte was Ralf hier mache?! Warten auf den Officer, der dessen Führerschein und ein Problem mit sich rumträgt. Auch dieser Kollege verstand das Problem nicht – willkommen im Club.

Schließlich gab der Officer Ralf den Führerschein zurück und wollte ihn weiterziehen lassen, mit dem Hinweis, die Reflektoren müssen einheitlich rot sein – dafür allerdings konnte er keinen Artikel zitieren.

Ralf nahm den Führerschein entgegen, überreichte dem Officer ein Traktat als Geschenk. „Du willst, dass ich das lese?“ Ja genau das will ich (du schlaues Kerlchen!) und dass du darüber reflektierst!“

ein paar Bibelworte zum ….

Das alles dauerte gute 20 Minuten und wenn schon in den ersten beiden Wochen zwei solcher Begegnungen auftauchen, beschäftigt Ralf die Überlegung, was das wohl für die restlichen Monate bedeuten mag?!.

Wie auch immer – wir sind behütet und haben immer schützende Reisebegleiter um uns – so ist es und so bleibe es!