Wir waren noch nicht ganz da, als schon die ersten zu Besuch kamen, um ihre Freude über unsere Rückkehr zum Ausdruck zu bringen. Die Fröhlichkeit ist groß und immer wieder hören wir zudem: „Danke, dass ihr wiedergekommen seid! Dass ihr das auf euch nehmt!“

Wir sehen das nicht ganz so, aber ja, wer kommt schon auf die Idee einen solchen Abstieg auf sich zu nehmen – so die Sicht der Hiesigen: Vom Paradies ins Abseits – und das freiwillig. Ehrlicherweise sei gesagt, dass gerade Ralf nicht selten seiner Frustration und seinen Anfragen Raum gibt …. Wir sind also auch nicht immer happy mit den Dienstanweisungen, die von oben kommen …
Gleichzeitig wird uns immer wieder bewusst und vor Augen geführt, wie ungerecht diese Welt und vom Bösen korrumpiert ist.
Die Wenigsten hier haben sich für dieses Land und das Leben hier entschieden. So bleibt es inspirierend und ermutigend, in den Einheimischen Freude, Glauben und Hoffnung wahrzunehmen – trotz oder gerade wegen all dem.

Wir hören über die täglichen Nöte und Kämpfe – die Freuden des Alltags und das Leben von Studierenden sowie deren Familien – von Menschen, die uns über die Zeit ans Herz gewachsen sind.
Momoh ist einer davon. Das Motorrad, welches er im letzten Jahr für seine Missionsarbeit kaufen konnte und fröhlich in verschiedenen Regionen und Dörfern nutzte, wurde bei einem brutalen Raubüberfall geklaut. Er kam gerade von einem Missionseinsatz zurück. Eine neue Region, in der es weder Christen noch eine christliche Gemeinde gab. Gott schenkte Gelingen und er durfte in vier Orten kleine christliche Hausgemeinden hinterlassen. Eine große Offenheit für das Evangelium nahm er wahr – trotz des zu 95% muslimischen Bevölkerungsanteils dort.
Kaum zurück wurde er von einer Bande in die Falle gelockt, verprügelt und bestohlen – Handy und Motorrad weg – er kam mit dem Leben davon.

Die Anzeige bei der Polizei stellte sich schwierig dar. Der Rädelsführer wurde schnell ausgemacht – er beschuldigte wiederum Momoh – die Polizei „untersuchte“ – Gott Lob, Momoh kam frei und der Rädelsführer wurde am Ende eingesperrt. „Dein Eigentum wirst du nicht wiedersehen,“ so die Polizei. Das Motorrad ist verkauft und das Geld unter den Dieben verteilt und ausgegeben.
Solche Erfahrungen gibt es hier zuhauf. Das frustriert und führt einem die eigene Ohnmacht und Hilflosigkeit vor Augen. Eben auch die Frage(n) an Gott …
Viele beteten für Wiederherstellung und Heilung. Viele Gebete gingen gen Himmel, dass die Sachen bitte zurückkommen – Gott eingreift – er ist ja schließlich sein Werkzeug!

Wir wollen vertrauen – sagt Gottes Wort nicht, dass er, der das gute Werk beginnt, es auch vollendet! Also, Gott, hilf uns zu vertrauen und hilf Momoh und seiner Familie, damit umzugehen, damit ihr Glaube nicht aufhört.
So saßen wir zusammen – tauschten uns aus – fragten, hörten und beteten. Das alte Motorrad ist weg. Ein gebrauchtes kostet 1.400 Euro – aber in einem Land wie diesem sollte man eher nicht Gebrauchtes kaufen. „Wenn es um Autos und Afrika geht, darfst du hier niemandem vertrauen!“, so formulierte es ein Autohändler einmal sehr offen Ralf gegenüber.
Ein neues Motorrad kostet im Moment knappe 2.000 Euro zuzüglich Anmeldung und Versicherung – Gott, was tun? Wir schaffen das nicht – bring das Geklaute bitte zurück!
Während wir noch darüber nachdenken und Pläne wälzen, wie was und ob … hatte Gott es schon jemandem aufs Herz gelegt zu helfen. Die 2.000 Euro sind plötzlich da – wir alle fallen aus den Wolken – geerdet ob der Größe Gottes.
Tränen und Lachen kamen zusammen und ein neues Motorrad ist gekauft. Zwei Tage später machte sich Momoh mit seiner Frau Phebean auf ins Missionsfeld – die jungen Gemeinden fördern, ermutigen und unterstützen – von der Größe Gottes berichten.

Wir sind immer wieder geflasht, erleben zu dürfen, wie Gott handelt, eingreift und Licht in die Finsternis dieser Welt fallen lässt – Hoffnungsstrahlen.
Update: Ein paar Tage später wurde Momoh von der Polizeistation angerufen, er solle vorbeikommen! Dort erfuhr er, daß es dem Bandenchef ziemlich dreckig geht. Er ist krank und müsste eigentlich ins Krankenhaus. Aber nach dortigem Recht, darf das nicht einfach so geschehen. Der Kläger hat „das Leben“ des Beklagten in der Hand. Der Kläger muß seine Zustimmung zu einem solchen Transport und Aufenthalt geben.
Momoh mußte also nun entscheiden, ob er dem zustimmt, oder nicht. Nicht einfach, angesichts all dessen, was durch diesen Mann schlimmes geschehen ist. Doch Momoh war klar, er wird zustimmen, er kann und will nicht für alles Weitere die Verantwortung tragen.
Schwieriger war es für Momohs Frau und seinen Bruder. Momohs Frau mußte erleben, wie ihr Mann und Vater ihres gemeinsamen Kindes mißhandelt wurde – aus zweiter Reihe – was oft noch viel schwieriger ist. Auch ihr fiel Vergebung und die Zustimmung nicht leicht.
Der Bruder wurde beim Überfall mit einer Machete verletzt und auch wenn alles gut verheilt ist, der Schock, die Angst und Wut sitzt tief. Zudem ist er kein Christ – was soll das Ganze überhaupt. Mal sehen wohin diese Geschichte und Zeugnis noch führen. Gott ist so ungemein viel grösser als wir denken, ahnen und glauben!
