Aller Anfang ist ….. interessant. Wie jedes Mal, wenn wir nach unserem Deutschlandaufenthalt wieder hier in Jui ankommen, müssen wir checken, was geht; in welchem Zustand was oder wie vorhanden ist und auch das Haus erstmal wieder zurück gewinnen.
Natürlich sind viele Sachen vorbereitet – es wurde geputzt, der Wassertank gereinigt und manch anderes. Aber in drei Monaten kann hier schon eine Menge passieren – vor allem in der Regenzeit.

Der beständige und heftige Regen setzt Lebewesen, Fauna und Flora zu. Wochenlang und zum Teil durchgehend hat er Kraft, ist zerstörerisch und reißt so Manches mit sich – Hauswand – Straßen – Autos – Häuser – Menschen …
Am ersten Tag stellten wir fest, dass das Dach wieder etwas abgedichtet werden sollte. Eine Dusche reicht uns im Haus, auch wenn es erneut gilt, die Challenge anzunehmen, nur wenig Wasser aus der Düse zu haben – dauert halt etwas länger, bis das Shampoo wieder raus ist. Doch zu den zurückliegenden Monaten in Deutschland ist das Thema Duschen ein klarer Einschnitt.
Wir fanden eine Menge Missstände in unserem Haus vor: Leitungen waren undicht (Bad) und der Wasserhahn (Küche) kaputt – also reparieren und erneuern.
Auch die Waschmaschine funktionierte nicht – Gott sei Dank war es „nur“ die Steckdose, welche repariert werden musste.

Die Freude über unsere Wiederkehr hatte bei EDSA schnell nachgelassen und nach den ersten beiden Tagen glänzte der Stadtstrom wieder mit Abwesenheit.
Unser Generator hatte vorher schon wiederkehrende Probleme und will trotz unzähliger Reparaturversuche einfach nicht seinen Dienst tun. Auch jetzt wieder. An drei Tagen kamen Mechaniker – der Testlauf funktionierte jeweils – aber wenn es darauf ankam, ging wieder nichts mehr …. – bis auf den heutigen Tag. Nach zwei Wochen hatten wir endlich einen Mechaniker gefunden, der den ganzen Generator auseinander genommen hat und jetzt funktioniert er tatsächlich wieder. Wir hoffen länger. Und wie immer hatten wir gesagt, es kann nicht an dies oder jenem liegen, irgendwie klappt es mit der Benzinzufuhr nicht. Aber alle anderen haben die Zündkerze – Filter – dies und das ausgetauscht. Letztlich war die Leitung an einer Stelle verstopft ….
Tja und dann funktionierte auch die Solaranlage nicht mehr – wahrscheinlich hat sich über die Zeit ein Kabel gelöst (Tiere auf dem Dachboden – Stürme …) – und so ist das Laden der Batterien verhindert. Und ohne EDSA oder Generator können wir auch nicht waschen ….
Am Samstag erfahren wir, dass auf dem Campus von Sonntag bis Freitag eine Konferenz stattfindet – 500 Personen werden erwartet, die sich dann hier aufhalten und in den Wohnheimen untergebracht sind. Auch das Gästehaus neben uns ist dafür belegt. Über die Jahre haben wir uns langsam aber sicher herangearbeitet, einen Zusammenhang zwischen der Besetzung des Gästehauses und unseren Problemen mit dem EDSA-Strom festzustellen – wenn dieser da ist.

Immer wieder gab es Zeiten, in welchen bei uns im Haus EDSA an/aus an/aus … geht und das teilweise im Sekundentakt und über Stunden – so auch jetzt. Ohne Stabilisatoren, die wir dazwischen geschaltet haben, wären unsere elektrischen Geräte durch diese ständigen Schwankungen schon lange kaputt.
Zu Beginn vermuteten wir, dass irgendwo bei EDSA ein Problem ist – ein Kind am Schalter war. Dann fanden wir heraus, dass manchmal allein unser Haus davon betroffen ist – die Nachbarn haben alle Strom, nur wir nicht. Meist dann, wenn im Nachbarhaus jemand wohnte. Nun die Gewissheit: unsere Probleme waren am größten, wenn dort die Klimaanlage genutzt wurde. Sämtliche Leitungen oder Kabel sind in die Jahre gekommen, der viele Regen und das feuchte Klima tragen ein weiteres zur Korrosion bei. Sämtliche Leitungen ersetzen ist finanziell nicht drin.
Bei allem darf man nicht vergessen: wenn etwas defekt ist, müssen wir zuerst immer den Campus Manager informieren. Der schickt den jeweiligen Mitarbeiter. Es dauert, bis die entsprechende Person kommt. Wenn nicht heute, dann morgen. Oder nächste Woche. Mal sehen.
Dann wird das Problem gecheckt. Der Handwerker zieht dann wieder los, das benötigte Material kaufen. Am …. nächsten Tag (oder so) dann die Reparatur– manchmal klappt es – manchmal nicht.
Nach drei Jahren mit immer denselben Auffälligkeiten haben wir eine Idee, woran etwas liegen kann. Allerdings sind wir weiß und so haben wir grundsätzlich in der Vorstellung der Einheimischen keine Ahnung.
So ähnlich geht es hier mit vielen Dingen. Das ist echt herausfordernd und anstrengend – vor allem dann, wenn man ankommt und ohnehin viel anderes zu leisten ist. Allein für den Generator war dreimal jemand da und zweimal war das Ding in der Werkstatt. Das Resultat immer das gleiche – frustrierend!
Das Haus glich in den ersten vier Tagen einem Taubenschlag. Christina bekommt Besuch – führt Gespräche – leitet Gebets- und Bibelstunden – bereitet Inputs vor.
Ralf versucht die verschiedenen Arbeiter an die entsprechenden Plätze zu bringen – ist dankbar, wenn sie nacheinander und nicht parallel kommen – da er nebenher Wäsche macht (wenn der Campusgenerator an ist) – Essen kocht oder Besorgungen mit dem Auto unternimmt – nicht die zwei Kleinen zu vergessen, für die er Sorge trägt.

Und alles hängt immer irgendwie miteinander zusammen – wenn das Auto zur Reparatur ist, kann kein Einkauf und keine Besorgung (Bank etc.) vorgenommen werden. Wenn der Generator nicht funktioniert und EDSA wie oft nicht da ist oder rund läuft – kann keine Wäsche gewaschen werden.
Da unsere Modems und der Netzanbieter am Ende unseres letzten Jahres über drei Monate nicht wirklich funktionierten, war auch das auf unserer Besorgungsliste. Neben der Anschaffung und Installierung von Star Link – die Hoffnung, dass es mal ein relativ stabiles und funktionierendes System gibt, stirbt bekanntlich zuletzt.
All das kostet immens viel Zeit und Geld. Wer uns vor der ersten Ausreise gesagt hat, dass Afrika ein billiges Land ist und wir nicht viel brauchen, den würden wir gerne mal in das Jetzt und Hier mitnehmen. Die Realität sieht anders aus.
Weil kaum Strom da ist und wir keine funktionierenden Modems haben, gibt es nur zeitweise die Möglichkeit, via Internet unterwegs zu sein. Auch das nervig!
Und diesmal kam irgendwie alles zusammen und zwar in den ersten vier Tagen. Was für ein Start – frustrierend – erschöpfend – zweifelnd – einfach nur kräftezehrend in jeder Richtung.
Na und dann wie jedes Jahr gilt es, den guten Kampf ums Wohnrecht zu führen. Das Haus wieder zu unserem zu machen. Die verweste Ratte aus dem Schrank zu entfernen, die inzwischen an den Fliesen festgeklebt war, und täglich in den Kampf gegen Heere von Ameisen zu ziehen, die in jedem Zimmer in Scharen herumlaufen. Die großen (wie deutsche Waldameisen) sieht man gut. Sie kommen meist nachts raus und es knackt so herrlich, wenn man drauftritt. Ganze Armeen, die wir in den ersten Tagen immer und immer wieder zertreten müssen, damit es in den nächsten Wochen weniger werden.

Aber schlimmer sind die kleinen – wir würden sagen, es sind Termiten, die in jedem Schrank der Küche zu finden sind und fröhlich an den Holzschränken und dann auch den Essensresten oder Vorräten ihre Versuche starten.
Wir hoffen und beten inständig, dass die Schränke nicht noch in diesem letzten Jahr ihre Inhalte preisgeben – sondern dass alles hält.
Mit den winzigen Bewohnern, die überall rumkrabbeln und unsere Verpflegung streitig machen, müssen wir eben in stiller Koexistenz leben. Wir essen scharf – denn scharf reinigt den Magen. Allerdings muss sich jedes Jahr unser Innenleben erst daran gewöhnen. Auch das noch… Die ersten Tage Sierra Leone hatten es wirklich in sich.
Das alles kennen wir und damit leben wir in den Jahren – aber diesmal kam irgendwie alles auf einmal – eine volle Breitseite. Wiedermal stellen wir fest, wir haben eben nicht nur mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächten und Gewalten zu kämpfen. Und offensichtlich scheint unsere Anwesenheit unerwünscht.
Und ja, es ist zermürbend und frustrierend. Manchmal kommen Fragen, Frustration und Zorn auf. Dann aber kommt stets von irgendwoher Hilfe – ein ums andere Mal ein Lichtblick und es geht weiter – wir sind nicht vergessen. Auch das etwas was wir lernen und uns zudem immer neu ins Gespräch mit Gott bringt.
