Wenn einer eine Reise tut, ..

… dann hat er was zu erzählen, so der Volksmund und das stimmt ja auch. Nun könnte man denken, wenn einer dieselbe Reise immer wieder macht, bleibt es „the same procedure than last year!“… könnte man.

Auf dem Weg nach Frankfurt – solche Momente hatten wir viele in diesem Jahr

Am Donnerstag ging es also los. Die erste Etappe führte uns nach Frankfurt, um dort in Flughafennähe unsere letzte Nacht in Deutschland zu verbringen, bevor es am Freitag früh morgens mit dem Flieger nach Sierra Leone weiterging.

Wieder durften wir uns auf Gaby und Dirk mit ihrem Camper verlassen. Immerhin hatten wir sechs volle Koffer á 23 Kilo – drei pralle Rucksäcke und zwei Laptoptaschen zu transportieren – abgesehen der drei dazugehörigen Reisenden.

Der Transport klappte reibungslos. So kamen wir gut in Frankfurt an und gingen relativ früh schlafen. Ein langer Tag stand bevor.

Das wollte alles mit

Morgens um 6.30 Uhr ging es mit einem Shuttle-Service zum Flughafen. Der Bus war schon recht voll, aber die paar Sachen passten auch noch – mussten! Wir wurden in Terminal 1 auf Ebene „Ankunft“ entladen und durften, da alle Aufzüge nicht funktionierten, wir aber auf die höhere Ebene zum Abflug mussten, einmal bis ans andere Ende des Flughafengebäudes wandern, dort war der einzig funktionierende Aufzug. Und wir hatten schon Sorge, uns an diesem Tag kaum zu bewegen.

Auf der Abflug-Ebene durften wir dann wieder ans andere Ende des Gebäudes zu den Schaltern der Lufthansa. Da wir schon eingecheckt hatten, sollten wir nun allein unsere Gepäckstücke aufgeben. Das haben wir schon im letzten Jahr gemacht – und auch da hat es nicht funktioniert. Diesmal: Ein Koffer ging durch, der Rest nicht …

Also doch an den Schalter und dort den Rest aufgeben. Bitte auch den Beleg vom bereits versandten Koffer ausdrucken. Wir brauchen ja einen Beleg zum Vorweis beim Zoll in Sierra Leone, dass uns diese sechs Koffer gehören.

T64 gutes Warten

Dann ging es weiter – Security Check und beim Gate noch einen Augenblick warten. Es ist schon erleichternd, wenn alle Koffer unbeanstandet aufgegeben sind und man nur noch auf den Flieger wartet – Danke.

Eine knappe Stunde später waren wir in Brüssel, um von hier weiter nach Sierra Leone – Lungi Airport zu fliegen. Die letzten drei Male waren wir immer ins hintersten Gate T74 gepfercht worden, um auf den Abflug zu warten. Das ist wirklich das letzte Gate in diesem Terminal. Einmal dort drin gibt es weder eine Toilette noch sonst irgendwas und raus kommt man nur mit der Aushändigung des Reisepasses.

O Wunder, diesmal sollte der Abflug am Gate T64 stattfinden – ein offenes Gate mit Platz für alle Reisenden. Welch Luxus!

Das Boarding verspätete sich etwas, aber der Abflug fand fast pünktlich statt. So landeten wir wie vorgesehen gegen 17.45 Uhr Ortszeit auf dem Airport Lungi in Sierra Leone.

Nun also das, was wir mit Spannung und Nervosität erwarteten. Werden wir mit allem, was wir dabei haben, unbeanstandet nach Sierra Leone reingelassen?

Immerhin hatten wir 12 Laptops – mehr als 20 Handys – 5 Tablets und etliches mehr an Elektronik im Gepäck. Zudem noch knappe 100 Brillen und Gummibärentüten (Appreciation für den kleinen Mann) dabei. Sicher, da wir mit all dem keinen Handel betreiben und die Mengen im erlaubten Rahmen sind, müssen wir keinen Zoll zahlen, aber Begehrlich- und Möglichkeiten weckt all das schon. Hier leben wir eben nicht in einem Rechtsstaat. Also weiter – aufwärts froh den Blick gewandt.

Kaum betraten wir durch die Gateway das Flughafengebäude, erwartete uns eine kleine Schar medizinisches Personal – Hände desinfizieren. Natürlich hatte sich Mpox weiter ausgebreitet – wie gut, dass wir uns in D haben impfen lassen – pro Person . Man klebt hier einfach zu eng aneinander. Abstand halten ist unmöglich.

Ein Teil dessen, was sich in den Koffern befand.

Danach Kontrolle von Reisepass und Boardingkarte. Auf dem kurzen Weg durch die Gangway hätte sich ja jemand einschleichen können. Dann ging es durch die offizielle Passkontrolle. Da wir die Residence Permit Card (Aufenthaltserlaubnis) haben, benötigen wir kein Visum und das ist unsere Eintrittskarte nach Sierra Leone. Die muss man, wenn man sie hat, jedes Jahr erneuern lassen. Hierfür geht man zur Einwanderungsbehörde – Pass und Residence Permit Card abgeben und ca. 50 Euro / Person zahlen. Dann dauert es eine bis zwei Wochen und man erhält alles aktualisiert zurück. Im Grunde muss nur ein neues um ein Jahr verlängertes Datum in die Card eingetragen werden – könnte eine Sache von 5 Minuten sein. Aber gut Ding braucht eben seine Zeit.

So bitten wir immer einen Bekannten, für uns diesen Gang zu übernehmen – Papiere und Geld hinbringen und dann, wenn fertig die Unterlagen wieder abzuholen. Da es ein Bekannter vom Bekannten ist, sollte auch immer ein kleines extra Dankeschön bezahlt werden.

Zurück zur Einreise. Jeder von uns stand an einem anderen Zollhäuschen, gaben Pass und Residence Permit Card dem jeweiligen Zollbeamten – beantworteten ein paar Fragen – machten ein Foto und während Christina und Nathanael durch waren, fiel Ralfs Beamten gerade beim Verlassen noch etwas auf.

Er brauchte etwas länger, da er nebenbei noch Einträge in andere Pässe eintrug. Als Ralfs Dokumente dann dessen volle Aufmerksamkeit hatten, fragte er, wo denn das Visum sei?

Migration Card – hier wird hinten dann immer ein Jahr der Aufenthalt verlängert. Hinzu kommt dann noch ein Stempel im Reisepass mit dem Datum der Verlängerung.

Hä?? Wir haben doch die Residence Permit Card und benötigen deshalb kein Visum! Es dauerte eine Weile, bis Ralf begriff, wo das Problem lag. Auf der Residence Permit Card war die Verlängerung um ein Jahr vermerkt. Aber im Reisepass fehlte der dazugehörige (auch verlängernde) Stempel???!!! Und jetzt? Der Beamte meinte, das hätten wir bei der zuständigen Behörde (Immigration Office) machen müssen und dafür den Betrag zahlen. Ja, das haben wir doch gemacht! Wir zeigten ihm Nathanaels und Christinas Dokumente, die vollständig waren und betonten, dass wir alles wie bisher auch bei der entsprechenden Behörde vorgenommen haben. Wir blieben freundlich, beteten innerlich und hofften, dass es weitergeht. Irgendwann war der Zollbeamte etwas genervt und gab schließlich auf: Ralf war in Sierra Leone. Hurra!

Wieder haben wir etwas gelernt: Jetzt wissen wir, warum der Reisepass mit der Residence Permit Card abgegeben werden muss und dass auch in diesem Land behördliche Fehler passieren. Die Folgen allerdings hätten echt unangenehm werden können ….

Nun waren wir also durch die Passkontrolle und im Land, weiter ging es zum Gepäckband. Dort schnappten wir alle unsere Koffer (!) und gingen Richtung Ausgang. In allen anderen Ländern kennen wir das folgende Procedere nur bei der Sicherheitskontrolle, wo Person und Gepäck durchleuchtet wird, bevor es dann zum Flieger geht.

Links standen wir – rechts der Scanner mit all jenen, die weiter wollten, oder diskutierten oder ….. und von Hinten rückten unaufhaltbar die Reisenden mit Gepäck nach

Hier geschieht das am Schluss beim Ausgang vom Flughafen. Vor Eintritt ins Land befindet sich solch eine Anlage. Jeder Koffer, jede Tasche und jedes Handgepäck muss darauf platziert werden. Das wird durchleuchtet und ein Zollbeamter prüft den Inhalt der Gepäckstücke.

In diesem Bereich – das Nadelöhr ins Land – ist es immer etwas voller und chaotisch. Es gibt einen einzigen Scanner für sämtliche Reisende. Jeder muss hier durch. Da Geduld nicht zu den hiesigen Tugenden zählt – v.a. nicht derer, die Geld haben, versucht jeder irgendwie sein Gepäck darauf zu schieben – keine Schlange – eine Traube.

Wir versuchten alle unsere Sachen hintereinander aufs Band zu legen und hatten schließlich auf der anderen Seite, die Koffer in Empfang und auf die zwei Gepäckwagen gelegt, da rief uns der Sachbearbeiter zu, dass der vorletzte Koffer zur Seite soll, um geprüft zu werden.

Wir sollten derweil auf der anderen Seite warten. Nun hatten wir aber alle unsere Sachen auf den Wagen. Wir fragten nach, welchen er denn meint, aber er hatte schon keine Zeit mehr, das muntere Gepäckauflegen und transportieren ging weiter. Darüber hinaus hing er am Telefon. Wenn es hier nicht weitergeht, werden die Hiesigen ungehalten und finden andere kreative Wege.

Die anderen Zollbeamten waren noch mit einer Gruppe Libanesen beschäftigt. So standen wir unschlüssig herum, was wir tun sollen. Einfach gehen – was, wenn sie uns anhalten, dann wird es schlimmer? Warten und Koffer öffnen – wer weiß, was das für Willkür und Probleme verursacht …?

Ein Flughafen-Angestellter fragte nach einigen Minuten, warum wir hier stehen – den Weg blockieren? So erzählten wir ihm von der Aufforderung des Zollbeamten und dass wir nicht wissen, was nun von uns erwartet wird.

Er nahm sich der Sache an und fragte bei den entsprechenden Zollbeamten nach. Doch die hatten für ihn keine Zeit, wollten sich dessen nicht annehmen und nachdem keiner ihm weitere Anweisungen gab – schaute er uns an und wir ihn – als er uns zunickte, wir sollen gehen …. taten wir das auch – langsam aber selbstsicher. Und siehe da, wir waren durch und draußen mit allem, was wir dabei hatten. Was für eine Anspannung, die von uns abfiel und was für ein Halleluja, dass wir sangen …. keine Sorge: innerlich.

So kamen wir dann zur vorletzten Etappe unserer Reise – Seacoach, die Fähre nach Freetown. Obwohl wir sehr pünktlich dort ankamen, die ersten, die beim Hafen eintrafen und noch eine wartende Fähre sahen, mussten wir über eine Stunde auf die nächste warten, warum?

auf dem Weg zur Fähre

Weil wir neben dem normalen Ticketpreis nicht noch eine extra Gebühr für bevorzugte Behandlung bezahlt hatten – money rules!

Wahrscheinlich können wir anderen dankbar sein, überhaupt an diesem Tag noch transportiert worden zu sein. Nun ja, die Überfahrt dauerte ca. 40 Minuten und auch wenn die See etwas aufgewühlt war, behielten wir alle unsere Inhalte bei uns.

Dort in Freetown erwartete uns Amadu. Während wir alles Gepäck im Kofferraum unterbrachten, stellten wir fest, dass er eine Batterie im Kofferraum transportierte. Das sei eine von den unseren!

Auf dem Weg durchs Dunkle nach Jui erfuhren wir, dass eine der beiden Batterien vom Auto kaputt war, der Wagen nicht ansprang. Er durfte sich von einem der Autos des Rektors eine Batterie ausleihen und konnte uns damit abholen. Danke!

Gegen 22 Uhr kamen wir in Jui auf dem Campus an – und wurden freudig erwartet. Margret, unsere Haushaltsperle, hatte Essen für uns vorbereitet, Smart das Haus und alles drum herum bereitet, und selbst EDSA, das öffentliche Stromnetz, freute sich über unser Kommen und blieb die gesamte Nacht.

Amadu verabschiedete sich bis morgen, um sich dann um eine neue Batterie zu kümmern – das Auto, wie hatte Ralf das doch vermisst …

Nachdem wir etwas gegessen, die Betten gemacht und geduscht hatten, fielen wir in dieselben. Der Strom war bis 2 Uhr anwesend – danach weg.

Die Temparaturen bewegen sich momentan zwischen 24 – 28 Grad – es regnet viel, teils durchgängig und dadurch ist die Luftfeuchtigkeit höher. Deshalb war es ganz gut, mit Ventilatoren schlafen zu können, bis sich der Körper ein wenig angepasst hat. Gute Nacht!