Regenzeit

Wie immer sind wir dankbar, die Regenzeit nicht in Sierra Leone verbringen zu müssen. Wir hatten gerade in unseren Hamburger Tagen wieder mal das „Schietwetter“ erleben dürfen. Wenn auch es immer wieder trockene Momente gab und gelegentlich auch nur fieselte.

Noch nicht 10 Jahre her, da hat dieser Hangabrutsch hunderte von Menschen unter sich begraben ….

In Sierra Leone sind es dagegen oft Sturzbäche, die da über Stunden runterkommen und extremer Regen, der mehrere Tage anhält. Wieder mussten wir Bilder und Filme sehen, wo solche Wassermassen ganze Abschnitte unter sich begraben haben – Märkte – Straßen und nicht selten auch Häuser und Wohnungen wurden überflutet oder weggeschwemmt. Und immer mal wieder gibt es dann auch Opfer unter den Menschen zu beklagen

Eine Dame aus unserer Gemeinde teilte eines Abends auf WhatsApp dankbar mit, dass sie heute auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bewahrt wurde, und nicht von den Wassermassen unterwegs mitgerissen wurde – es war wohl recht knapp.  

Und auch Jeremiah kam heute eben mit dem Leben davon. Das Haus, in dem er wohnt, erlebte eine einstürzende Wand, genau auf sein Bett. In seinem einen Zimmer, das er bewohnt, fehlt nun die Außenwand. Der anhaltende, heftige Regen hat Grund und Boden unterhöhlt und die Wand abgetragen.

Jeremia steht in der Regel gegen 3 Uhr zu seiner Gebetszeit auf. Diesmal war er jedoch so müde und entschied sich länger zu schlafen. So verliess er nochmal das Bett um den Timer auszuschalten. Gerade als er aufgestanden ist, um den Timer auszuschalten, fiel die Mauer über seinem Bett zusammen ….. Gott sei Dank!

Allerdings steht er nun mit allem was noch übrig ist, im Freien. Dabei hatte er das Zimmer gerade erst vor vier Monaten bezogen und musste für 2 Jahre Miete in Vorkasse gehen. Das Geld ist jetzt wohl einfach weg – also Danken für Bewahrung und beten um eine neue Bleibe.

Die Mauer war kaum gefallen, so machten sich schon eifrige Helfer bereit, seine Besitztümer heraus zu sammeln – auch sein Vermieter bediente sich fröhlich am fremden Eigentum. Wie kann man nur?! Reicht das Unglück nicht schon, muß man es auch noch schlimmer machen – böses Land! Nun ja – so weit brauchen auch wir nicht schauen – bei all den hingebungsvollen „Helfern“ die Rettungswege und -Dienste blockieren, um das beste Bild und Blick zu erhaschen …..

Nach wie vor regnet es tagelang teils heftig. Die Folgen sind gerade für die Ärmeren tragisch. Beten wir um Bewahrung und eine Politik, die Maßnahmen zum Schutz fürs Leben der Bevölkerung beiträgt.

Was uns traurig, zornig und ohnmächtig macht, war von Missionar Momoh zu hören. Er wurde mit seinem kleinen Bruder zusammen von einer Bande in einen Hinterhalt gelockt, überfallen, misshandelt und ausgeraubt. Geld, Handy und Motorrad einfach weg.

Die Anzeige bei der Polizei hat nicht wirklich was gebracht. Dort war einer der Übeltäter, wurde aber etwas später freigelassen – Beziehungen muss man haben. Damit die Polizei tätig wird, soll Momoh erstmal Geld bezahlen.

Auch die nächst höhere Dienststelle hat bisher keine nennenswerten Ergebnisse gebracht. So taucht Momoh regelmäßig dort auf, um nicht in Vergessenheit zu geraten, und hofft immer noch auf Hilfe. Inzwischen wurden vier der Angreifer festgenommen. Die Beute bleibt jedoch verschwunden.

Missionar Momoh

Momoh ist frustriert – am Boden – Zweifel machen sich breit. Gerade hat er in einer Gegend ohne Christen und christliche Gemeinden sechs Gemeinden gegründet und wollte in der Woche darauf wieder dorthin, um die Neubekehrten zu schulen – mit seinem Bike. Nun geht das nicht. Für die öffentlichen Taxis fehlt das Geld. Zudem kommt man zu dieser Jahreszeit nur mit dem Bike dorthin.

Wie hielt Paulus so treffend fest: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit Gewalten und Mächten zu kämpfen!“ So ist es! Dem Satan macht es eben keine Freude, wenn Menschen im Namen des lebendigen Gottes unterwegs sind.

Wir beten für Momohs Glauben, dass dieser nicht aufhört. Wir beten, dass er Frieden in Gottes Nähe findet und Gott ihm schenkt, was nötig ist, um seinen Dienst weiter tun zu können. Also das Motorrad muss auf jeden Fall zurück – ist ja schließlich Gottes Werkzeug!