Auch wenn Familie Döhring in Deutschland weilt, sind wir über diverse Möglichkeiten mit den Menschen und Situationen in Sierra Leone verbunden.

Christina hat fast täglich ihre Gebets- oder Mentoringtreffen. Über den Tag steht ihr Handy kaum still – ping „sie haben eine neue Nachricht“ ping. Und so haben wir viel Grund zum Beten und Mitleiden.
Steven, einer der Security Wächter am College, ist vor Wochen krank geworden, konnte sich kaum noch bewegen geschweige denn laufen. So war arbeiten nicht möglich. Da auch Ärzte kaum etwas Hilfreiches diagnostizieren konnten, dauerte es lang und länger. Wer nicht arbeitet, bekommt kein Geld. Wer länger nicht arbeitet, wird entlassen – fristlos. So kam es dann auch. Wir konnten im Vorfeld immer mal wieder unterstützen, für ihn und die Familie beten, Geld für Essen und Medizin geben. Jetzt sind auch wir ratlos – keiner weiß, was werden wird und ob er noch mal einen Job findet – beten!

Eine Studentin, gleichzeitig Frau eines ehemaligen Studenten, hinterließ per Whatsapp eine Sprachnachricht – naja, es war mehr eine Flut an Weinen und Klagen – nicht leicht, all das zu verstehen. Ein Kind ist krank – Blinddarm – hochentzündet. Es liegt im Krankenhaus, schreit vor Schmerzen und wird nicht operiert, bis sie nicht die Kosten dafür gezahlt haben. Woher aber die 200 Euro nehmen? Es werden keine Schmerzmittel oder andere Entlastungsmöglichkeiten verabreicht – furchtbar, sein Kind so leiden zu sehen. Der Vater traute sich nicht, Christina um Hilfe zu bitten, aber eine Mutter, deren Kind leidet, kennt da keine Grenzen. Christina, die selbst Mutter ist, musste nicht erst lange überzeugt werden. Es gibt niemand anderen – wir sind hier gefragt!
Wie bekommen wir das Geld vor Ort zur Familie? Kühlen Kopf bewahren und beten, dass alles klappt. Geschafft! Die OP ist gut gelungen, die Familie dankbar.

Vor der Abreise durften wir auch Jeremiah noch Geld geben, das wir erhalten hatten. Vor ein paar Tagen hat er uns informiert und Bilder geschickt, was er mit den 50 Euro gemacht hat. Aufgrund der Regenzeit regnet es ständig, oft auch über mehrere Tage. Die Kinder, um die er sich kümmert, hängen viel draußen rum – auf dem Weg zur Schule – Gemeinde – Zuhause – in den kleinen Buden ohne Fenster und mit vielen Leuten vollgestopft ist es draußen besser. So werden sie oft nass, haben keine Wechselklamotten oder warme Duschen. Nicht selten werden sie krank und wenn nichts dagegen unternommen wird, bleibt manches für später. Sie haben eben kein Geld für Medikamente oder Behandlungen – das straft sich dann im Alter. Nun ja, die meisten kommen da eh nicht hin.

Also hat Jeremiah Regenjacken gekauft. Da das Geld nur für 10 Kinder reichte, musste er die restlichen fünf auf nächsten Monat vertrösten. Wir staunen immer wieder über die weiten Herzen derer, die selbst kaum was haben – er selbst hat keine Regenjacke!
All das sind Geschichten, die ständig an uns herangetragen werden – uns bleibt oft nur, Gott zu bitten, uns zu zeigen, was dran ist und wo er uns gebrauchen möchte. Wir sind immer wieder erstaunt und dankbar, welche Maßarbeit er dann vornimmt – Gott sei Dank! Ein unglaubliches Lernfeld, das aber auch Spuren in allen Richtungen hinterlässt.

So nehmen in unserer persönlichen Stillen Zeit, wenn wir zu zweit den Tag vor und mit Gott beginnen, die Menschen und Situationen aus Sierra Leone einen großen Platz ein.
Unsere Freunde Abdul und Thamara arbeiten überwiegend in den Provinzen – dort wo Abdul herkommt. Durch seinen Glauben an Jesus hat er vor vielen Jahren angefangen, diesen Glauben dort zu leben, zu lehren und weiterzugeben.

Im Verlauf sind Schulen und christliche Gemeinden entstanden. Die gute Arbeit hat sich in die umliegenden Dörfer ausgeweitet. Abdul und Thamara fördern junge Menschen, um sie als Pastoren, Leiter und Lehrer einsetzen zu können. Diese begleiten sie seit Beginn, so wie es ihnen eben möglich ist.
Durch den langen und furchtbaren Bürgerkrieg und die hohe Sterblichkeitsrate gibt es in Sierra Leone unglaublich viele Waisenkinder. Armut und Elend treibt zudem noch Blüten, dass Kinder verkauft und versklavt werden.
So haben die beiden eine Organisation für Waisenkinder gegründet und betreuen mittlerweile um die 800 Waisenkinder – eine unglaublich umfangreiche Arbeit. Alles nur mit Spendengeldern – die beiden haben kaum etwas für sich selber.

Gerade haben sie ein Teenagermädchen aus einer Familie geholt, die wieder und wieder von ihren Verwandten zur Prostitution verkauft worden war, mehrere Schwangerschaften abbrechen musste und emotional auf der Strecke blieb. Anfeindungen bleiben nicht aus – auch Repressalien durch staatliche Organe nicht. Wer Geld hat, bekommt in Sierra Leone Recht, selbst wenn er im Unrecht ist.
Immer wieder wird von der Verwandtschaft versucht, das Mädchen zurück zu holen – immerhin geht ihr Verlust mit finanziellen Einbußen einher. Vielleicht hilft eine Adoption von Seiten Thamara und Abdul – beten wir darum, dass es klappt.
Im Moment ist öfter als bisher davon zu hören, dass v.a. junge Mädchen entführt werden, um in der Prostitution oder als Opfer für okkulte Rituale missbraucht zu werden. Nicht irgendwo auf Planet 88 – nein in dieser Welt – Gottes Schöpfung – kaputt, korrumpiert – böse. Beten wir um Heilung, Veränderung und Erneuerung!

Bei Seacoach halten sich immer einige „Händler“ auf, um ihre Produkte an den Mann/Frau zu bringen. Einer davon ist Musaat. Er verkauft, selbst gefertigte Taschen. Im Bürgerkrieg war er ein Kindersoldat und hat damals beide Hände bzw. die Finger verloren. Sein Wille, sich diesem Leben zu stellen, ist stark. Zusammen mit seiner Familie werden die Taschen genäht und gefertigt. Wer ihm zuschaut, wie er es meistert, die vielen Taschen zu tragen, einzelne davon herunterzunehmen, das Geld zu zählen oder Wechselgeld herauszugeben, ist beeindruckt.

Wir sind geflasht von seinem Mut, seiner Geduld und der Fröhlichkeit, mit der er sein Leben meistert.