Familie Smart

Smart und seine Familie kennen wir seit unserem ersten Jahr. Damals waren es noch Smart mit Gloria und den beiden Mädels Naomi und Elisabeth. Über die letzten zwei Jahre sind nun noch die Babys Christina und Andrea hinzugekommen.

Gloria – Smart – Andrea – Elisabeth – Naomi

Smart studiert Business Education und ist nebenher Laufbursche für den Rektor und den Geländemanager. Dadurch bekommt er Vergünstigungen beim Wohnen und Studieren und manchmal auch noch einen Appel und ein Ei.

Von Beginn an haben wir versucht, manche ihrer Nöte zu begleiten – wenn es wiedermal für mehrere Tage kein Essen gab; die Babys ins Krankenhaus mussten – mit dem Tode kämpften und auch wenn es um das Thema Schulgeld für die beiden „Größeren“ (5 und 7) ging. Wie wir es eben jeweils so konnten.

Baby Christina im Krankenhaus

Im zweiten Jahr erzählte er beiläufig, dass ein großer Traum von ihm ist, mit seiner Familie an einen der Strände Sierra Leones zu fahren um dort ein bisschen Zeit zu verbringen.

Wer hier nicht am Strand aufgewachsen ist, dem bietet sich in der Regel nie die Gelegenheit, solche Orte aufzusuchen. Zu teuer. So können die meisten Einheimischen selten etwas von ihrem eigenen Land und seiner Schönheit erleben. Sie kommen über das eigene Dorf kaum jemals hinaus. Für Menschen aus der ersten Welt unvorstellbar, wie klein der Radius vieler Menschen sein kann.

Tokeh Beach lange und schöner Strand

Wie auch immer, diesen Wunsch haben wir uns gemerkt und wollten ihn im dritten Jahr erfüllen.

Sowohl für Christina als auch Smart, der zu 100% verfügbar sein muss – sonst Ärger – ist solch ein gemeinsamer Termin nur schwer zu finden. Zudem bei vier kleinen Kindern gefühlt immer eine krank ist.

So planten wir einen Samstag nach den Examen. Zweimal Döhring und sechsmal Smart – vier davon sind ja eher Minispargel und so sollte das mit einem Fahrzeug möglich sein. Kindersitze gibt es hier nicht, und dass unser Auto Sicherheitsgurte hat, ist völlige Ausnahme. Die meisten wissen nicht einmal, was man damit macht. Wir müssen es immer erklären.

Auch wenn wir gerne an den Strand nach Kent fahren, weil dort der Compound noch etwas ruhiger und abgeschiedener ist, entschieden wir uns für den von Tokeh. Auch dort gibt es ein nettes Hotel-Restaurant, das von Matt, einem Engländer, verwaltet wird. Es bietet Schattenplätze am Strand mit Liegen, Tischen und Stühlen an. Herrlich zum Chillen und Genießen.

Der Strand an Tokeh ist noch schöner und vor allem kann man dort lange laufen und der Strand wird täglich entmüllt. Worum es uns aber eigentlich ging, ist das Gefälle ins Meer.

Was ganz Neues

Während es bei Kent relativ schnell tief wird, zudem der Wellengang etwas bewegter ist, kann man bei Tokeh viele Meter ins Meer laufen, bevor es wirklich tief wird. Also für Kinder und Menschen, die nicht schwimmen können, deutlich besser geeignet (die gesamte Familie Smart ist Nichtschwimmer).

Den ersten ins Auge gefassten Termin mussten wir aufgrund von Krankheiten auf beiden Seiten absagen. Den zweiten, weil dort die Examen noch nicht vorbei waren. Der dritte Samstag Ende Mai sollte es hoffentlich dann werden. Da die Regenzeit bereits im April begonnen hat, ist seit Anfang Mai nun fast täglich mit Regen und Gewitter zu rechnen. Dabei ist es immer noch warm und schwül, aber nicht schön und bei Gewitter im Wasser ist nicht jedermanns Ding.

Noch vorsichtig und unsicher – aber toll!

Also beten, hoffen, glauben. Und siehe da, die Prognosen sahen gut aus, es sollte erst am Nachmittag mit Regen und Gewitter zu rechnen sein. Ralf hält ja nicht viel von den Wetterapps, stimmen meistens ohnehin nicht, aber in dem Fall wollte er mal vertrauen.

So packten wir um 9 Uhr alle ein und los ging es. Für die Kinder war es das erste Mal, überhaupt in einem Auto zu sitzen und eine solche längere Fahrt zu machen. Und bis auf Smart war auch noch keiner von ihnen jemals am Meer. Und bei ihm lag das lange zurück. Aber eben einprägsam.

Alle waren aufgeregt und freuten sich auf das Abenteuer. Die Fahrt dauerte knappe 45 Minuten, bis wir auf den Hotel Compound fuhren, parkten und uns eincheckten. Man kann als Tagesgast kommen, muss dafür 250 Leones / pro Person zahlen (ca. 10 Euro) – was aber, wenn man dort etwas isst oder trinkt, gegengerechnet wird. Die zwei Kleinen waren frei – nehmen ja auch keinen Platz weg ….

Da wir dort auch etwas Essen wollten, bestellten wir gleich zu Beginn was jeder so bevorzugte. Die Familie war eingeladen – es sollte doch schön sein! Wir wissen, dass hier die Zubereitung von Essen mindestens eine Stunde oder länger dauert. Alles hungrig-leidvolle Erfahrung!

Dann ging es ans Umziehen und da das Hotel direkt am Strand liegt, waren es 10 Meter zum Meer. War es zu Anfang gerade für die beiden Älteren noch etwas beängstigend, der Wellengang – der Untergrund Sand und die Kraft des Wassers, so hat sich das nach einiger Zeit gelegt und wir sind erstmal direkt am bzw. im Meer spazieren gegangen. Jedes Kind fest an der Hand eines Erwachsenen. Sie sind bei der Brandung sonst einfach umgefallen.

Irgendwann meinten Naomi und Elisabeth, sie wollen jetzt schwimmen – sie können schwimmen, machten die Bewegungen nach, die sie vorher bei Ralf gelernt hatten. Als sie dann aber in den ersten Wellen merkten wie das Wasser bis über die Hüfte schwappte, wurden sie etwas leiser, hatten aber weiterhin ihren Spaß.

Es war so schön, die Familie beim Strandspaziergang wahrzunehmen. Die Aufregung, Freude und Spaß im Meer zu plantschen „ich liebe das Meer!“ – sagten bzw. sangen die beiden Mädels immer wieder.

Christina mit Andrea

Nach guten 2 ½ Stunden zog sich der Himmel zu und es war klar, da kommt ein Gewitter mit Regen.

Doch bis dahin hatten wir alle unser Abenteuer und Spaß. So war es letztlich nicht traurig. Zudem kam das Essen gerade, als es zu schütten anfing. Wir nahmen selbiges auf der überdachten und sicheren Außenterrasse mit Blick auf den Atlantik zu uns. Das fröhliche Plappern wurde leiser, Schmatzen nahm zu und dann merkten wir, wie alle nun etwas stiller und müder wurden. Nach einem Kaffee und Tee wurde gezahlt – der größte Sturm war vorbei – es tröpfelte noch etwas – und dann packten wir unsere sieben Sachen, setzten uns ins Auto und machten uns auf den Rückweg. Während die Hinfahrt quirlig und laut war, so war die Rückfahrt für den Fahrer sehr angenehm – was die Lautstärke betraf.

Fast alle waren erschöpft – hingen den schönen Momenten nach und genossen die wohlige Wärme – sie waren schon etwas ausgekühlt – ob des Badens, aber auch der Abkühlung durch das Gewitter. Da gehen die Temperaturen immer kurzfristig etwas runter (für Einheimische „kalt“). Danach dann schnell wieder normal und furchtbar schwül.

Dankbar – hungrig – müde – frierend (26 Grad)

In Jui zurück, wurde Familie Smart verabschiedet und wir wurden von zwei fröhlichen Teenagern begrüßt – der eine auf zwei, der andere auf vier Pfoten. Sie hatten offensichtlich die freie Zeit genossen und jetzt Hunger. Unser Hund wäre sicherlich gerne mit zum Strand gefahren, doch dafür war leider kein Plätzchen mehr frei, zudem ihm beim Autofahren übel wird.

Wir haben uns sehr gefreut, dass dies Abenteuer geglückt ist – es ist schon mega schön, wenn ein Plan „funktioniert“!

Sollte Familie Smart auch noch im nächsten Jahr auf dem Compound wohnen, weil Smart noch seinen Master dran hängt, können wir uns gut vorstellen, so einen Ausflug zu wiederholen. Aber da er ein Abgänger ist, wäre eben nun ein Job dran, außer eben er würde weiter studieren.

Wir beten um Gottes Weisheit und Leitung – er weiß am besten, was gut und dran ist.

Familie Smart – bis auf Andrea