Im Angesicht des Todes

Im April ist eine Pastorin des hiesigen Baptistenbundes verstorben, Reverend Margaret Roberts. Da sie die letzten Jahre in der Peace Baptist Church als Pastorin tätig war, haben wir ihre letzte Wegstrecke begleiten dürfen.

Reverend Ma Roberts

Kurz nach unserer Ankunft wurde sie in den Ruhestand verabschiedet. Sie hatte darum gebeten. Zum einen war sie schon im Rentenalter und zum anderen war ihre Gesundheit sehr angeschlagen – Diabetes und ein gravierendes Hüftleiden. Sie war im Bund bekannt und an verschiedenen Stellen als Pastorin tätig gewesen, auch für knapp zwei Jahre als Missionarin im Ausland.

Zuletzt konnte sie kaum noch die Gottesdienste besuchen, zu beschwerlich und angeschlagen war sie. Vor drei Wochen musste sie ins Krankenhaus verlegt werden. Zwei Wochen später ist sie dort verstorben. Christina durfte sie mit der Frauengruppe vorher noch besuchen und mit ihr beten.

Wie es hier üblich ist, gibt es eine Trauerwoche: jeder der mag und will, kann bei der Familie im „Trauerhaus“ zum Kondolieren vorbeischauen – ob kurz oder lang – alles ist möglich.

Die Termine für die Beisetzung wurden verabredet und es war klar, dass der Trauergottesdienst in der Peace Baptist Church stattfinden sollte. Wenn ein/e Pastor/in verstirbt, machen sich sehr viele dieser Art auf den Weg, um die letzte Ehre zu erweisen.

Peace Baptist mit neuem Anbau und Aussenrenovierung

So voll war die Gemeinde selten – eher nie. Über 200 Personen, die sich da im Gottesdienstraum und auf der Empore eng an eng kuschelten. Selbst vorne auf dem Podium war kaum Bewegungsfreiheit – da die wichtigen Pastoren oder Ehrengäste dort vorne sitzen – so auch Christina als Pastorin der Gemeinde und Missionarin. Ralf war unterwegs, um Nathanael von der Schule abzuholen.

Wir haben ja schon des Öfteren im Stillen gebetet, dass gerade die Empore nicht einbricht, wenn darauf oder darunter Leben läuft. Wir sind da eher vorsichtig, aber „Et hätt noch emmer joot jejange. “ 

Auch Christina ist lernfähig. Der Beginn der Trauerfeier war auf 12.30 Uhr proklamiert – aber …. – Ralf hat sie zu 13.15 Uhr hingebracht und ist dann von dort weiter gefahren.

Da die wichtigste Person des hiesigen Baptismus erst gegen 14.30 Uhr kam, konnte dann auch der Gottesdienst beginnen. Alle anderen transpirierten fröhlich vor sich hin. Vielleicht sollte man ja etwas von den Uefa-Funktionären lernen ….?

Sehr viele Gäste waren gekommen. Es war so eng, dass kaum der Sarg durch den Mittelgang nach vorne gebracht werden konnte – er schwankte gefährlich über den Köpfen der Gäste hin und her – aber alles blieb wie es sein sollte. Im Gottesdienstraum, auf der Empore und in den Gängen war kaum Platz – richtig eng. Beerdigungen sind hier kulturell sehr wichtig und von PastorInnen noch mal mehr.

Der Gottesdienst nahm dann seinen gewohnten Verlauf – Grußworte noch und nöcher (wie war das: „Grußworte sind die moderne Form von Christenverfolgung!“ – wie wahr!). Man kann sich ja eines oder zwei gefallen lassen, aber wenn die Grußworte und Honorationen bis zu einer Stunde in Anspruch nehmen, ist das …. Anstrengend (vor allem für die deutsche Seele).

Nach der Trauerfeier ging es dann zu Fuß im Konvoi dem Sarg nach auf den Friedhof zur Beisetzung. Gegen 17 Uhr war die Beisetzung beendet.

Die Straße geht eine kleine Kurve rechts weiter – geradeaus Peace Baptist Church

Was kaum einer mitbekam, war gelinde gesagt ein Wunder. Während der Beisetzung kam von der Stichstraße, an welcher die Gemeinde liegt, von oben ein schweres Kranfahrzeug runtergefahren. Die Bremsen versagten und der Wagen holperte nun unkontrolliert die Straße runter. Sie verläuft so, dass sie kurz vor der Gemeinde eine kleine Rechtsbiegung macht – wenn das Fahrzeug geradeaus oder links weiter holpert, dann direkt in das Kirchengebäude und die Empore.

Direkt unterhalb der Gemeinde

Der Fahrer, wurde uns später gesagt, hat fieberhaft versucht, das Fahrzeug unter Kontrolle zu bringen und überlegte, wie er am wenigsten Schaden anrichten kann. Er versuchte das Fahrzeug in dieser kleinen Biegung nach rechts in eine hohe Mauer zu lenken, was er auch schaffte. Knappe 10 Meter unterhalb der Kirchengemeinde.

Wie viele Menschenleben wurden an diesem Tag erhalten! Und unser schön renoviertes Kirchengebäude ebenfalls.

Das Fahrzeug lag am Sonntag noch so da und sprach ein eindrückliches Zeugnis von Gottes Gnade und Bewahrung. Dem Herrn sei Dank!

Ein ganz schöner Brummer – was für eine Bewahrung – keine Person kam zu Schaden