Die Woche vor Ostern war wieder eines von zwei jährlichen Bockseminaren auf dem Baptist Compound in Lunsar angesetzt. Von den zwei Wochen Blockseminar beehrt Christina immer eine Woche mit ihrer Anwesenheit und Unterricht. Für sie ist es eine große Freude, am BTS (Baptist Theological Seminar) zu unterrichten und mit den Studierenden Zeit zu verbringen. Etliche gute Beziehungen, auch über diese Zeiten hinaus, haben sich ergeben. So freuen sich alle Seiten über diese gemeinsamen Blockseminartage.

Der Unterricht geht wie immer am Montag los und endet dann am Samstag – die Studierenden haben dann noch eine weitere Woche mit anderen Dozenten.
Ein Kollege in Makeni hatte Christina nach einem Predigttermin angefragt und so kam der Sonntag vor dem Blockseminar heraus. Am Samstag machten sich Christina und Ralf deshalb bereits auf den Weg nach Lunsar. Dort besuchten sie kurz die Schule, die sie begleiten und gelegentlich fördern, gaben dort eine Osterüberraschung (Verpflegung) für Schüler und Lehrer ab, um dann Christina am BTS abzusetzen.

Auch die Verpflegung für die Teilnehmer des Blockseminars für die zwei Wochen hatten wir im Gepäck und so kam ein Wagen voll beladen … in Lunsar an.
Wie vermutet, durfte sie diesmal wieder in der „alten“ Unterkunft wohnen – zusammen mit einer Ratte, Kakerlake und manch anderen Krabblern. Das Nichtangriffsabkommen wurde eingehalten und so war eine friedliche Koexistenz möglich, obwohl sie ohne Moskitonetz schlafen musste. Christina bringt inzwischen jede Menge Putzzeug mit und macht erst einmal Großputz nach Anreise. Die Dame, die ihr den Schlüssel überreichte, machte große Augen: Sie habe doch bereits geputzt. Das Putzwasser vom Boden war jedoch stets rabenschwarz, die Badewanne voller Spinnweben und Staub lag sehr dick auf allen Möbeln. (Das letzte Mal hatte Christina dort Anfang Dezember geputzt und es sah so aus, als sei im Bad seitdem nichts mehr gemacht worden.) Allerdings war dieses Mal keine einzige Spinne im Haus – sehr zu Christinas Erleichterung! Allein dafür ist sie der Dame sehr dankbar.

Übrigens gab es diesmal auch kein Wasser mehr im Tank – und somit auch nicht mehr aus der Leitung. Das Ende der Trockenzeit lässt grüßen. Das Wasser wird knapp. So mussten erstmal Eimer mit Wasser aus dem Brunnen nahbei geholt werden, um sich waschen und erleichtern zu können – willkommen in Sierra Leone! Ab Tag zwei übernahm das ein Student, dem es eine Freude war, Christina damit zu helfen.
Ralf hätte hier schon seinen Abbruch erklärt bzw. das nächste Guest House aufgesucht. Aber Christina ist mittlerweile hart im Nehmen oder anpassungsfähig. In jedem Fall lernen wir immer wieder, über die für uns so selbstverständlichen Dinge des Lebens dankbar zu werden – fließend Wasser mit anständigem Wasserdruck, Toilette mit Wasserspülung, Duschen – getrennte Lebensräume – Tiere draußen – Menschen drinnen …..

Am Sonntag früh machte sich Christina mit Auto und Fahrer von Oosterloos auf den Weg nach Makeni zum Gottesdienst. Ehepaar Osterloo hatte ihr Auto samt Fahrer zur Verfügung gestellt, als sie hörten, dass Christina mit den Öffentlichen dorthin wollte (überhöhte Geschwindigkeit, schrottreife Autos, keine Sicherheitsgurte – viele tödliche Unfälle auf der Strecke). Wir sind sehr dankbar!
Es war ein schöner, bunter und gesegneter Gottesdienst. Die Gemeinde zählt zu den größeren im Bund und war mit ca. 200 Besuchern im großen Gotteshaus längst nicht ausgelastet.

Christina hat sich nun angewöhnt, in Krio zu predigen und sie macht das richtig gut! Mittlerweile versucht sie zudem nicht mehr abzulesen, sondern nur noch mit Stichworten zu hantieren, um frei zusprechen. Das ist schwer, besonders in einer Sprache, die nur begrenzt beherrscht wird – aber auch das gelingt small small. Die Einheimischen sind immer aus dem Häuschen – dankbar und begeistert. Viele können halt doch kein oder nur schlecht Englisch.

Da Christina feststellen musste, dass die Testergebnisse der Studenten von dem Blockseminaren vielfach extrem schlecht waren, hat sie immer wieder das Niveau abgesenkt und daran gedreht. Diesmal wollte sie den Unterricht zudem auf Krio halten. Die Frage gilt zu klären, liegt es an der Sprache oder generell an den kognitiven Möglichkeiten. Denn viele der Provinzpastoren haben kaum oder gar keine Schulausbildung genossen.
Der Unterricht in Krio wurde sehr dankbar angenommen. Auch wenn Christina nicht überzeugt ob ihrer Kunst war, so waren Zuspruch und Ermutigung Motivation genug. Das Miteinander, die Aufmerksamkeit und Beteiligung der Studentinnen und Studenten waren jedenfalls deutlich höher als bisher.
Nun muss sich zeigen, ob die Sprachanpassung auch zu veränderten Examensergebnisse führt – mal sehen. Aber wie gesagt, für viele ist akademisches Arbeiten fast unmöglich, weil nie gelernt.
Nach einer intensiven und guten Woche mit den Studierenden – diesmal waren es 27 Personen, machte sich Ralf am Samstag auf den Weg nach Lunsar, um Christina wieder einzusammeln.
Vorher noch ein kurzer Besuch bei Oosterloos, dann Christina einpacken und auf zurück nach Jui.

Am Sonntag war Ostergottesdienst in „unserer“ Gemeinde Peace Baptist Calabah Town, Freetown. Hier durfte Ralf den Predigtpart übernehmen. Auch wenn er in Englisch predigt, nehmen wir wahr, dass manches dennoch ankommt. Mit dem Gleichnis der viererlei Acker über die verschwenderische oder großzügige Art Gottes, Gnade und Heil anzubieten, wollte der Blick auf die größte Mission aller Zeiten gelenkt werden, die bis heute anhält und gelebt werden möchte.

Danach gings dann schweißgebadet nach Jui, wo zwei Teenager mit Hunger warteten. Das Wetter ist wie meist um diese Jahreszeit extrem schwül und heiß.