Gut Ding braucht Weile – (eine ganze ….)

In diesem Jahr haben wir begonnen Kleidung zu kaufen und zu verteilen. Kleidung ist neben Essen ein Grundbedürfnis des Lebens und bitter nötig. Kleidung ist in diesem Land etwas Besonderes und nebenbei auch nicht ganz günstig. Selbst sehr arme Menschen versuchen es irgendwie möglich zu machen, gut auszusehen.

Ein Sack Kinder- und ein Sack Frauenkleider

Viele der Studenten besitzen jedoch nur eine sehr begrenzte Auswahl an Kleidung. Diese wird somit lange getragen. Die sozial schwachen Schichten und gerade auf dem Land haben oft sehr alte und verschlissene oder kaputte Kleidung (das Waschbrett macht die Dinge übrigens nicht besser!). Wenn wir in den Provinzen unterwegs sind, kann man die Armut auch an der Kleidung ablesen. Manches Outfit kann man nur noch als „Lumpen“ bezeichnen. Aber natürlich gibt es das auch in den Städten. Viele Menschen haben nicht eine einzige Jacke. Wenn es in der Rainy Season kälter wird, frieren sie deshalb und werden krank.

In Freetown haben wir Händler kennen gelernt, bei welchen wir säckeweise Kleidung kaufen können. Kategorisiert nach Männer-, Frauen- und Kinder-Kleidung. Die für Männer ist am günstigsten, ca. 150 Euro pro Sack. Kleidung für Frauen und Kinder sind teurer – da kostet ein Sack zwischen 200 – 300 Euro.

Das klingt erstmal nach sehr viel Geld – ist es auch. Wenn man dann jedoch die Menge, Auswahl und Qualität sieht, relativiert sich das erheblich. Überwiegend handelt es sich um Klamotten aus Altkleidersammlungen der reichen Länder oder Restposten aus der Bekleidungsindustrie. Des Öfteren haben wir in den Säcken nagelneue Restposten in Händen gehalten mit Etikett aus Deutschland, Niederlanden oder UK.

Die ersten Male hat Ralf sich der Organisation angenommen, was das Verteilen betraf. Er hat einfach für die verschiedenen Familien bzw. Studenten Tüten mit Kleidung zusammengeworfen und übergeben. Oder es kam jemand vorbei, konnte sich 5-6 Stücke aussuchen und anschließend mitnehmen. Das hat seiner Überzeugung nach auch wunderbar geklappt.

Frisch gewaschen und dann nach draußen zum trocknen „ausgelegt“

Da das nicht jeder so empfunden hat, wurde das Team geändert. Für den nächsten Sack Kleidung – einmal Kinder und einmal Frauen – übernahm dann Christina das Kommando!

Immer in kleinen Gruppen wurde durch die Ausstellung geführt und präsentiert

Sie hatte einen Plan – jeder Sack sollte nach Größen sortiert werden und die Verteilung in Stufen geschehen. Die Familien sollten mitteilen, wie viele Kinder in welchem Alter sie haben. Dann wurden ihnen Tüten mit entsprechenden Kleidungsstücken übergeben. Die restlichen Kinderklamotten wurden Jeremiah für seine gemeinnützige Organisation übergeben. Für die Damenbekleidung fand Christina es eher unpassend, ohne anzuprobieren oder den Geschmack zu kennen, Kleidung zusammenzustellen. Deshalb baute sie Wühltische auf, nach Größen sortiert, und bat dann Studentinnen in kleinen Gruppen, sich jeweils ein Teil auszusuchen. Außerdem wurden Studentenfrauen bedacht. So geht es immer weiter, bis eben alles aufgebraucht sein wird.

Lieferservice

Ralf´s Anmerkung war schlicht: Super System, Christina, das kostet allerdings sehr viel Zeit und wird lange dauern, vor allem wenn man um das tägliche Arbeitspensum von Christina weiß. Zum anderen weil Zeit hier relativ ist und jeder kommt oder nicht, wann es ihm oder ihr eben gerade einfällt.

Natürlich muss man zugeben, das Sortieren nach Größen und dann gezielte Verteilen macht durchaus Sinn, aber …. siehe oben.

Jeremia mit zwei Tüten Kinderklamotten für sein Projekt „Straßenkinder“ – hier war allerdings Ralf noch im Regiment – ein wildes durcheinander ….

Nun, die Säcke wurden im Januar gekauft und nun Mitte April haben die letzten Kleidungsstücke noch immer nicht ihren Einsatzort gefunden. Gut Ding braucht Weil oder small small wie hier der Volksmund sagt.

Wir hoffen, dass bis Juni auch die letzten Kleidungsstücke ihren Besitzer gefunden haben, da wir sonst keine Koffer für die Ausreise haben, denn darin wird bisher die gesamte Kleidung gelagert. Waren es am Anfang fünf Koffer, so sind es mittlerweile nur noch zwei. Also wir sind auf einem guten Weg.

Die Freude über die Kleidung hingegen ist immens groß. Ob nun ein Stück oder mehrere – die neuen Eigentümer sind sehr dankbar und fröhlich. Es ist halt schon was Besonderes, das merken wir hier immer wieder.

Hurra wieder ein Koffer zurück !!!