Wohnen in Sierra Leone ist wirklich erstaunlich vielseitig. Natürlich gibt es das auch überall anders auf der Welt. Aber hier bekommen wir beide Seiten relativ nah mit. In einem Land mit so hoher Arbeitslosigkeit (> 50%) und Armut erstaunen uns die Preisunterschiede sehr.

Wenn man Geld hat, kann man hier wirklich super luxuriös wohnen und damit meinen wir luxuriös – was sich aber nur ein paar wenige Menschen leisten können. Auch wir können das nicht.
Die Mieten werden hier in der Regel jährlich, mitunter auch für zwei Jahre, im Voraus bezahlt.
Es gibt Wohnungen oder Häuser, für die bezahlt man im Jahr 36.000 Dollar Miete und mitunter auch mehr. Ein schwedisches Ehepaar lebte in einem Hochhaus am Hang mit wunderbarem Blick auf Freetown und das Meer – 4 Zimmer, zwei Bäder im Haus, voll ausgestattete Küche, voll klimatisiert, 24 Std. Strom, fließend Wasser, Licht, schicker Steinboden, Security, Aufzug etc.. Alles inclusive für monatlich 4.000 Euro. Sie war bei der WHO angestellt, hatte eine höhere Position und so war das möglich.
Wie gesagt, nach oben gibt es kaum Grenzen und wir sind immer wieder überrascht, welche Preise man hier für rundum Strom – Wasser – Licht und Sicherheit zahlen darf.
Dann aber gibt es auch die andere Seite. Man kann hier auch schlicht wohnen für knappe 5.000 Leones im Jahr – ca. 20 Euro im Monat – und ja, auch das geht noch günstiger. Das können zwei Zimmer sein, meist jedoch nur ein Zimmer. Darin findet dann alles statt: schlafen, wohnen, Sachen lagern etc. Küche, Bad oder Toilette gibt es nicht! Strom und fließend Wasser ohnehin nicht. Wenn man dringende Bedürfnisse hat, geht man raus. Wasser holt man am Brunnen irgendwo in der Nähe. Gekocht wird auf offenem Feuer draußen auf dem Boden. Auch das Waschen mit Brunnenwasser vor der Tür.

Zwei Beispiele. Ein Student hat geheiratet und eine kleine Wohnung gesucht, selbige im Randbezirk von Jui gefunden, für 5.000 Leones / Jahr. Zwei kleine Zimmer (2×6 qm) zum Schlafen und Wohnen. Toiletten (Plumpsklos) draußen auf dem Gelände, welche von der gesamten Nachbarschaft genutzt werden. Gekocht wird vor dem Haus mit Holz oder Kohle. Ebenso gewaschen wird draußen – Wäsche und Mensch.
Strom funktioniert in der Regel nicht, somit auch kein Licht. Die Eingangstür musste beim Einzug erstmal repariert werden, um die Sicherheit des Besitzes zu gewährleisten. Ebenso das Dach, um die Löcher abzudichten, damit es nicht noch teurer wird – sonst könnte der Vermieter wegen fließend Wasser einen Aufpreis verlangen … – all das muss natürlich der Mieter selbst veranlassen, machen – bezahlen.
Nach einem Jahr wollte der Vermieter nun gleich zwei Jahresmieten auf einmal also 10.000 Leones. Woher soll ein Student das nehmen und zum anderen gab es gravierende Mängel!
Als Ralf dort einen kleinen Besuch abstattete, nahm er wahr, dass es direkt vor den vielen kleinen Wohnungen eine freie Fläche gab. Darauf, etwas erhöht, die beiden Plumpsklos – Türen hingen in den Angeln an einem war keine mehr dran. Dahinter fing das Sumpfland an – bei Regenzeit würde bis hier also das Wasser stehen. Auf der anderen Seite war dann die „Müllverbrennungsanlage“ … – also hier wurde der Müll der umliegenden Gemeinschaft gesammelt und verbrannt.
So dicht am Wasser bzw. nun am Sumpfland dran – das sah interessant aus und so lief Ralf mal eben etwas weiter, um den Ausblick zu genießen – rechts die Klohäuschen, die jedoch nicht funktionsfähig waren. Während Ralf da so hinläuft, um das zu bestaunen, merkte er, dass der Boden etwas lehmig war und am Schuh hängen blieb. Schnell war klar: es war nicht Moor oder Sumpf, der sich hier breit machte, sondern er hatte das stille Örtchen gefunden, wo sich jedermann und -frau erleichterte … Auch das war ein Grund, warum der Student mit Frau und Kind hier wegziehen wollte.
Also mal sehen und beten, um etwas Besseres und Bezahlbares zu finden.
So kommt es nicht von ungefähr, dass die Leute immer wieder Typhus, Malaria und andere gesundheitliche Probleme haben.

Ein anderer Student musste ausziehen, weil sein Zimmerkollege geheiratet hat. So bot ihm ein Kommilitone an, bei ihm zu Hause würde seine Mutter ein Zimmer vermieten für 1.500 Leones / Jahr. Es ist etwas weiter weg und kostet täglich 5 Euro Fahrkosten zum Studium hin und zurück, aber besser als draußen – mußte er auch schon öfter machen.
Auch hier war das Zimmer eher baufällig. Die Decke voller Löcher und Kränze von ehemaligen Lecks im Dach – in der Regenzeit hatte er also fliessend Wasser. Türen nicht abschließbar und die Wände teilweise mit Belüftungsmöglichkeiten. Aber gut, das muss erstmal gehen – er wird ja ohnehin dort nur schlafen. Die restliche Zeit verbringt er auf dem Campus beim Studieren. Bei der Besichtigung hieß es, die Miete würde für eine neue Türe sowie neue Deckenplatten genutzt.
Nachdem das Geld übergeben wurde, kam jedoch die Vermieterin an und meinte, er soll selbst – auf eigene Kosten – die Reparaturen vornehmen und das Material beschaffen.

Das war dann doch zu viel des Guten. Nach einer Nacht darüber schlafen möchte er gern vom „Vertrag“ zurück treten. Ob die Vermieterin sich darauf einlässt, bzw. das Geld überhaupt noch da ist – ist offen.
Wollen wir beten und hoffen, dass er zumindest einen Teil des Geldes zurück bekommt! Mittlerweile hofft er auf eine kleine Bleibe in Campusnähe. Fahrtechnisch und finanziell wäre das ein deutlicher Pluspunkt. Nachtrag: Das Geld ist komplett zurückgezahlt worden. Der betreffende Student, dessen Mutter die Vermieterin ist, gab das Geld Christina persönlich zurück, da er den Studenten nicht erreichen konnte. Ein Gebetsanliegen weniger. Danke, Gott