Besuch

In den mittlerweile fast drei Jahren in Sierra Leone haben wir viele junge Menschen mit großer Leidenschaft und Begeisterung, Jesus zu folgen und zu dienen, kennen gelernt. Nicht wenige, die aufgrund ihrer eigenen Biografie berufen wurden, um dort, wo ihre Wurzeln (familiär und sozial) waren, zu helfen. Viele haben Projekte übernommen oder ins Leben gerufen.

Maiha – Finda – Christina – Klein Henry – Ralf – Klein Pinsel

So einer ist Maiah – der mit seinen Freunden in einer Schule mit Unterrichten aushalf. Die staatlich angestellten und nicht bezahlten Lehrkräfte hatten die Schule verlassen. Die Studenten sprangen gelegentlich ein. Sie halfen außerdem Kindern aus ärmlichen Verhältnissen mit Kleidung, wenn ihnen das finanziell möglich war.

Aus diesem gelegentlichen Engagement wurde die Gründung eines Vereins mit dem Ziel, Waisen zu helfen, Schule zu bauen und sozial Benachteiligten eine Zukunft zu geben. Die Dorfgemeinschaft vor Ort übertrug dem gegründeten Verein „AOOP“ die Schule. Daraufhin kamen die Schüler wieder zurück. Mittlerweile ist die Schule deutlich gewachsen.

Wie aber sollte AOOP die Schule am Leben erhalten? Die Freunde und „Lehrkräfte“ waren alles Studenten und würden auch Geld zum Lebensunterhalt benötigen – woher aber?

Bernd – Finda – Simone mit klein Henry – Maiah

Viel Gebet und Gott führte bei einem Heimataufenthalt die Wege von Döhrings und Dengels („We give a Hand“) zusammen und sie begleiteten fortan die Schule und AOOP. Dieser Verein versucht die Gehälter für die Lehrer zu garantieren. Denn ohne Gehalt keine Lehrer – ohne Lehrer keine Schule – ohne Schule keine Hoffnung für die nächste Generation in dieser Dorfgemeinschaft und Provinz.

Über das Jahr halten sie Kontakt per Whatsapp oder gelegentlich mal anrufen. Nun sind sie ein zweites Mal in Sierra Leone. Sie verbringen ein paar Tage bei Döhrings, um dann nach Wumbange zur Schule von AOOP zu fahren.

Wir freuen uns immer über Besuch und über diese Begegnung(en). Es ist schön, dadurch der Heimat ein wenig näher zu sein. Gleichzeitig herrscht hier vor Ort viel Freude und Dank für die Hilfe und das Interesse.

In diesem Jahr wohnten Bernd und Simone gute vier Tage in Wumbange. Eine lange Autofahrt hin und zurück. Leben unter doch relativ einfachen Verhältnissen. Keine Dusche – Wassereimer und Schöpfkelle. Im Haus mit den Einheimischen Tür an Tür und ein Örtchen, das immerhin kein Donnerbalken war. Na und dann das Essen, was vor Ort gekocht und gereicht wurde. Sie durften aber mit Löffeln essen – die Einheimischen nutzen stattdessen ihre Hände.

Viele Begegnungen standen an. In der Schule mit Lehrern und Schülern; mit den Dorfchefs und wichtigen Leitern; mit Eltern und der Dorfgemeinschaft. Sie verbrachten viel Zeit mit den Kindern, spielten und erzählten, verbrachten Zeit und übergaben Mitbringsel, die der Schule zugutekommen. Das pralle örtliche Leben – die beiden haben das super gemeistert – Respekt!

Sie kommen, wollen hören und lernen – von den Nöten, Sorgen, der Zukunftsperspektive und gemeinsam überlegen, welche Projekte wann und wie Sinn bzw. machbar sind.

Vielleicht eine Solaranlage für die Schule, um die Stromversorgung zu gewährleisten? Einen eigenen Brunnen für Trinkwasser?

Neben der Schule und dem Grundstück dazu wurde AOOP auch ein weiteres Landstück etwas außerhalb vertraglich zugesprochen. Könnte auf diesem Land eine neue, größere Schule gebaut werden – vielleicht sogar eine weiterführende Schule?

Große Träume sind da – neben einer wachsenden Vor- und Grundschule wäre eine solch weiterführende Schule super! Ja vielleicht sogar ein Ausbildungszentrum, in welchem man einen Beruf erlernen kann?! Anbau von Obst und Gemüse – Zucht von Nutztieren, um den Menschen vor Ort Arbeit und ein Auskommen zu ermöglichen?!

Mal sehen, was Gott so auf dem Herzen hat und sich mit den Träumen von uns Menschen deckt – beten wir und erleben wir! Denn unser Gott ist groß und tut immer noch Wunder!

Wumbange

Doch wie bereits berichtet, ist seit letztem Jahr Verunsicherung aufgekommen. Die Schule und das Grundstück, auf dem die Schule steht, sind unsicher. Plötzlich hatte sich das Schulamt gemeldet und möchte sich die Schule zurückholen – geht das überhaupt?!

Über all dem Planen – Träumen hängt nun diese „bedrohliche Aussage“, sowohl das Gelände, auf dem die Schule steht, als auch die Schule selbst abgeben zu müssen.

Kommunikation ist hier nicht einfach – selbst für die Einheimischen nicht. Nach jedem Gespräch hat man im weiteren Verlauf noch etwas ganz Neues zu erfahren. Anderes wird entdeckt, Wichtiges kommt hinzu – wurde bisher vergessen – oder offenbart sich gerade mal so eben.

So kam nach vielen, vielen …. vielen Gesprächen über einen längeren Zeitraum etwas mehr der Hintergrund Geschichte heraus. Und selbst jetzt können wir noch nicht sagen, ob da noch weitere Stränge zu entdecken sind und wir voll im Bilde sind.

Heute würden wir die Geschichte wie folgt verstehen. Die Schule wurde vor langer Zeit von Maiahs Mutter gegründet und betrieben – auf einem Privatgrundstück, das ihr selbst gehörte.

Als die Mutter starb, wurde Maiah zum Waisen und kam ins Waisenhaus – die liebe Verwandtschaft vor Ort sah sich nicht in der Lage, ihn zu versorgen. Da die Dorfgemeinschaft nicht in der Lage war, die Schule zu gewährleisten, hat der Bruder von Maiahs Mutter im weiteren Verlauf Grundstück und Schule an die Methodisten übergeben …. Wie es hier so üblich ist, sicher nicht umsonst.

Grundstück und Schule

Und irgendwann übertrugen diese dann die Verantwortung der Schule an das Schulamt und überwiesen monatlich Geld zur Unterhaltung der Schule.

Dieses Geld kam jedoch nie bei der Schule an. So verschwanden die unbezahlten Lehrer – die Schule wurde immer weniger – bis schließlich Maiah und seine Freunde auftauchten und nach Aufforderung des Dorfchefs und den Ältesten die Schule übernahmen. Von den Methodisten war in diesem Prozess nie die Rede.

Der Vertrag wurde aufgesetzt und so gingen Grundstück und Schule an AOOP mit der einzigen Klausel, den Schulbetrieb zu gewährleisten bzw. die Lehrer zu finanzieren.

All das wurde in einem feierlichen Akt im Frühjahr 2024 vertraglich festgehalten. Zudem übergab die Dorfgemeinschaft AOOP ein weiteres unbebautes Grundstück – auch das wurde vertraglich dokumentiert. Hier könnte, wenn nötig, eine neue Schule ihren Platz finden. Ob die Dorfältesten schon was geahnt haben?

Heute ist klar, dass die schon wussten, was sie taten!

Als die Methodisten von den neuesten Entwicklungen Kenntnis nahmen, stellten sie die Zahlungen für die Schule an das Schulamt  ein. Diese wiederum teilten AOOP und der Dorfgemeinschaft mit, die Schule wieder zurück haben zu wollen. Da die Dorfgemeinschaft ja angeblich gar kein Recht hatte, diese Verträge zu schließen.

Interessanterweise waren bei den Vertragsverhandlungen im letzten Jahr mit Unterschriften bis auf die Methodisten – alle Parteien vertreten und haben unterschrieben (auch der Landrat und ein Vertreter des Schulamts!). Ob das aber eine rechtlich bindende Grundlage hat – keiner weiß es.

feierliche Vertragsunterzeichnung mit allen Honorationen

Das Schulamt spekuliert darauf, indem es die Schule zurück erhält, fließen die monatlichen Einkünfte der Methodisten wieder – aber ob das so sein wird? Immerhin hatte Maiah mit ihnen inzwischen persönlich Kontakt und konnte belegen, dass von deren Geld in den letzten Jahren nichts bei der Schule angekommen war.

Diese Sachlage zu klären und sich mit den notwendigen Personen zu treffen und zu sprechen, dauert hier ewig lange und ist äußert beschwerlich. Alles wie Kaugummi – es dehnt sich unendlich.

Was also tun, wenn Schule und Grundstück aufgegeben werden müssen? Dann müsste auf dem unbebauten Grundstück erstmal provisorisch eine Schule errichtet werden, wäre das was?

Doch nun meldete sich der Dorfchef, AOOP müsse das Grundstück erst kaufen, das sei ganz wichtig und richtig – echt jetzt?! Letztes Jahr wurde es hochoffiziell unentgeltlich übergeben, in einem feierlichen Akt.

Hatten wir schon erwähnt, dass der Dorfchef der besagte Onkel von Maiah ist, der das Grundstück von Maiahs Mutter nach ihrem Tod einfach den Methodisten übergeben hatte … – nein, dann sei das hiermit nachgeholt.

Warum denn jetzt das andere Grundstück noch mal kaufen? Naja, man kann es ja mal versuchen, oder?! Schließlich steht hinter AOOP jetzt eine „weiße“ Organisation aus Europa und hilft – gibt Geld – davon wollen wir auch etwas haben!

Bei uns sorgt das eher für Empörung – sowas geht gar nicht! In dieser Kultur ist das jedoch ganz normal. Doch wie soll man mit jemanden wie diesem Dorfchef zusammenarbeiten, dem man nicht vertrauen kann, und dessen Wort wie eine Feder im Wind ist?

Auch AOOP und Maiah waren ob der Entwicklungen entsetzt. Natürlich haben weder sie noch andere das Geld dafür. Was also tun? Maiah wendet sich nun an den Distriktchef. Der soll nun der Dorfgemeinschaft erklären, dass AOOP den Schulbetrieb für das Dorf übernommen hat und am Laufen hält. Was zum einen vereinbart und vor allem ein großes Anliegen der Dorfgemeinschaft war. AOOP hat viel geleistet und hineingesteckt – aber Profiteure sind doch Kinder – Eltern – die Dorfgemeinschaft – also überlegt euch das alles sehr gut!

Sollte die Dorfgemeinschaft auf den Kauf des Landstückes bestehen, dann verlieren sie die internationale Hilfe – sie verlieren AOOP – sie verlieren die Lehrer und letztlich die Schule und damit Bildung und Hoffnung für die nächste Generation.

Denn ob die Methodisten oder das Schulamt an einer Weiterführung dieser Schule wirklich interessiert sind, bleibt abzuwarten.

Manchmal ist das Kleingeistige und Betrügerische hier schon echt anstrengend. Es dauerte Monate, bis Maiah und wir anderen all das rausgefunden haben und ob hier schon ein Ende in Sicht ist … ?

Allerdings darf man sich dadurch nicht ins Bockshorn jagen lassen oder zu früh aufgeben. Geduld und Beharrlichkeit ist hier beim Bau von Gottes Reich gefragt!

Denn wer etwas mit Gott erleben will, dem bleibt nichts anderes als in beständiger Abhängigkeit mit ihm zu leben – Zeit vor und mit ihm zu verbringen. Ist das provozierend? Eher nicht – sondern selbstredend. Wie gut, dass Gott das letzte Wort hat. Mit seiner Macht rechnen wir. Er greift hier oftmals sehr spürbar ein, wenn Menschen keine eigenen Möglichkeiten haben. Wir haben einen großen Gott!

So sind wir also mal gespannt, wie es weiter gehen wird und wer letztlich am längeren Hebel sitzt. Es war gut, dass Dengels Zeit mit den Leuten von AOOP verbracht haben – viele Begegnungen – direkter Austausch – Fragen klären – Nachhaken – Verstehen. Das hilft in einer Kultur, die unserer mitunter doch extrem fremd ist.

Eine intensive und aufregende Zeit liegt nun hinter ihnen. Nun geht es wieder zurück, ihren Alltag zu stemmen und all das erstmal zu verarbeiten und davon zu berichten in Bildern – Videos und Geschichten, die davon Zeugnis sind, was Gott in dieser Welt tut!