Wahlen

Davon gab es ja in letzter Zeit eine ganze Menge und so manch interessante, sorgenvolle oder auch kaum überraschende Wendung konnte beobachtet werden.

Interessant scheint uns – dass „du weißt schon wer“ in vielen Ländern auf dem Vormarsch ist. Man darf ja nicht darüber reden – aber mal ehrlich, wenn fast 1/4 der Bevölkerung „du weißt schon wen“ wählt, kann man sich natürlich dahinter verstecken, dass es sich hierbei um fehlgeleite Bürger geht. Doch irgendwann funktioniert auch das nicht mehr und so könnte doch vielleicht irgendwann mal davon ausgehen, dass etwas mit den etablierten „Volksparteien“ nicht mehr so ganz stimmig ist …? Aber wer weiß das schon?!

Und doch bemüht man sich nach wie vor, die Auseinandersetzung mit Vorwürfen – Ängsten – zeitgeschichtlichen Vergleichen und Verboten zu führen. Manchmal fragt man sich, was würde passieren, wenn wieder Politik fürs Volk und den Bürger – die Mitte unternommen würde, statt die Zeit mit allem anderen zu verplempern. Und wenn bald 1/3 „du weißt schon wen“ wählt, ist es überfällig auch manche unangenehme Wahrheit der vergangenen Fehler zu erkennen und umzuschwenken – angemessen und für alle. Aber leider geschieht das weder hier noch woanders. Fehler machen immer nur die anderen!

Menschen heute wollen scheinbar jemanden, der laut, kämpferisch und stark erscheint – einen Führer! Charakter – Vorbild – Demut sind da leider Fehlanzeige. Ist das die Schuld des Otto Normalbürgers? Oder liegt es vielleicht auch oder doch eher an den politischen Systemen? Oder letztlich der Abkehr von dem Einen hin zu sich selbst?!

Wie gesagt, die Menschen gerade in den „aufgeklärten“ Ländern scheinen ihre Hoffnung und Zukunft im rechten Lager zu sehen. Und natürlich kann, gerade aus Deutscher Geschichte heraus, dies schon Sorge und Angst machen. Wie und wo Kinder und Enkel da einmal ihren Platz finden werden? Werden dort noch Gerechtigkeit und Wahrheit, Ehrlichkeit und Dienen Pfeiler des Fundamentes eines Volkes sein? Nun wir werden sehen. Aber ehrlich die ständigen Bezüge auf die Zeit um 1933 herum muten im Moment schon viel von Geschichtsverlust an. Wer diesen Wandel aber erkennen und wahrnehmen möchte, der schaue weiter nach Westen – da zumindest scheint diese Tendenz Gestalt anzunehmen.

Kerzen und Gebet

In Sierra Leone wird alle vier Jahre neu gewählt und ein Präsident kann zwei Terms von vier Jahren herrschen. Ralf hatte ja schon mal geunkt, dass der amtierende Präsident in der zweiten Amtszeit die Satzung ändern wird, damit er länger und weiter machen kann.

Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist dass unser hiesiger Kirchenbund dem noch zuvorkommen könnte. Auch hier wird der Präsident auf vier Jahre gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Also höchstens zwei Amtszeiten lang herrschen.

Der amtierende Präsident ist nun in seinem achten Jahr und das bedeutet, dass demnächst ein neuer gewählt werden muss. Nun kam Mitte Januar 2025 die Nachricht, dass die Leitung gerade an der Satzung arbeitet, um diese dahingehend zu ändern, dass ein Präsident auch über die acht Jahre Amtszeit hinaus wiedergewählt werden und herrschen darf.

Das kam für viele doch etwas überraschend. Und nicht wenige waren darüber auch nicht sonderlich angetan.

Ein Pastor meinte im Gespräch mit uns: „Das wird nicht passieren! So einfach ist es nun doch nicht, eine Satzung zu ändern. Da werden viele nicht mitstimmen.“ Mag schon sein, aber wer die Macht hat, hat Geld. Dessen Wort hat Gewicht. Das zumindest ist unsere Erfahrung in einem doch eher totalitären System.

Also was müsste wie geschehen und könnte ablaufen, damit gewünschte Ziele umgesetzt werden? Als erstes wird eine Bundeskonferenz einberufen – Ende Februar 2025. Dort soll die Satzung vorgestellt und angenommen werden, damit im Herbst die notwendigen Wahlen mit dem wunschgemäßen Ergebnis stattfinden kann.

Am besten wäre es natürlich, möglichst nur die „Aufgeschlossenen  und Verständigen“ bei der Februar-Konferenz dabei zu haben. Was also tun?

Vielleicht kann man ja ein Projekt ins Leben rufen, welches Gemeinden verpflichtet, Geldbeträge zu geben?! Wenn diese Beträge nicht bezahlt wurden, erhalten die Delegierten kein Stimm- und Wahlrecht. Wie, das geht nicht? Doch, hat 2023 auch wunderbar geklappt! Von jeder Gemeinde wurde ein von der Leitung festgelegter Geldbetrag gefordert. Wer diesen nicht komplett eingezahlt hatte, fand sich in der Büßerecke wieder – ohne Stimm- und Wahlrecht.

Dass die meisten Gemeinden aber arm und sozial schwach sind und noch nicht mal ihre Pastoren finanzieren können – wen kümmert es? Man muss eben das Großartige und Ganze sehen!

Wie gut, dass die immer noch säumigen schwarzen Schafe nun wieder mit der gleichen Behandlung rechnen dürfen. Auch unsere Gemeinde hat noch „Restschulden“ (wie so viele Gemeinden) – von den ursprünglich 10.000 geforderten Leones sind noch 6.000 Leones offen – was also tun?

Weiter hat die Bundesleitung in ihrem unergründlichen Einfallsreichtum ein Kalenderprojekt ins Leben gerufen. Unzählige Wandkalender mit wichtigen Bildern wurden gefertigt, bestellt und den Gemeinden „zur Verfügung gestellt“.

Jede Gemeinde bekam zwischen 30 – 100 Stück, je nach Mitgliederzahl. Die sollen nun verkauft werden – jedes Stück für 50 Leones. Aber ob die Kalender nun reißenden Absatz finden oder nicht – die Gemeinde muss definitiv die Anzahl der überreichten Kalender zahlen! Auch wenn nur zwei Personen aus der Gemeinde diese wertvollen Zeitzeugen abnehmen und bezahlen konnten. Egal.

Aber da geht doch bestimmt noch mehr – na klar! Jede Gemeinde ist aufgefordert, monatlich eine Kollekte für die Missionsarbeit des Bundes zu sammeln und zu überreichen. Was damit geschieht, bleibt offen. Es wird aber genau nachgehalten, ob jede Gemeinde dieser Verpflichtung nachkommt.

Einer geht noch, oder? Sicher doch! Denn immer noch könnten unverständige Störenfriede auf die Idee kommen, sie wären auf der Konferenz willkommen und könnten die Harmonie trüben.

Deshalb wurde die Teilnehmergebühr pro Delegiertem von 500 Leones auf 1.000 Leones erhöht. Mal eben verdoppelt. Das ist mehr als manche Gemeinde in der Provinz im Jahresbudget hat.

Schon die 500 Leones waren für viele  Gemeinden oder Pastoren nicht einfach aufzubringen. Die neueste Steigerung bringt nun schon viele ins Hyperventilieren.

Die paar größeren und reicheren Gemeinden überwiegend aus Freetown haben da nicht so das Problem, aber die gehören ja auch schließlich in den erlauchten Kreis. Die meisten anderen sind damit ausgeladen.

Christina hörte in den letzten Wochen von etlichen Seiten das Bedauern, dass Pastoren nicht an der Konferenz teilnehmen können, weil der Beitrag utopisch ist. Das ist schon eher problematisch und es brodelt. Wir hoffen und beten, dass Gott die Leitung übernimmt und es wider Erwarten zu einem guten Miteinander kommt. Aus menschlicher Sicht ist es unwahrscheinlich, aber wir haben einen großen Gott!

Unsere Gemeinde wird übrigens pünktlich vor der Konferenz die Restschulden der Mauer in Lunsar zahlen, um in diesem Jahr mitreden zu dürfen. Christina ist Delegierte, doch als Angestellte der BCSL darf sie nicht einfach offen ihre Meinung sagen. Das geht hier nicht. Keine einfache Situation für eine Deutsche, die zeitlebens gelernt hat, Macht kritisch zu hinterfragen und Zivilcourage zu zeigen. Das ist „sehr deutsch“ und hilft nicht wirklich in einer völlig anderen Kultur. Hier ist Weisheit und Gott gefragt. Also beten!

Also, sind wir mal gespannt, was am Ende der Konferenz herauskommt. Fortsetzung folgt.