Stadt, Land, Fluss

Sierra Leone ist von der Größe her gesehen vergleichbar mit Bayern, was die Fläche angeht, während die Bevölkerung in Bayern bei ca. 13 Mio. liegt und Sierra Leone knappe 9 Mio. Einwohner hat. Davon leben allein in der Hauptstadt Freetown 1,3 Millionen Menschen. Wie überall auch hier, wollen die Menschen in Richtung Städte ziehen. Hier sitzt die Arbeit und die Hoffnung auf ein besseres Leben ist groß!

O du schönes Bayernland – Man darf ja noch Träumen dürfen ….

Auf Wikipedia kann man lesen, dass Sierra Leone ein reiches Land an natürlichen Rohstoffen ist. Hier gibt es Diamanten, Gold, Bauxit und Aluminium …. Doch gleichzeitig kann man lesen, dass über 60 % von Armut betroffen und über 20 % davon bedroht sind. Sierra Leone liegt auf dem Armutsindex an 2. Stelle – das zweitärmste Land weltweit. Wie soll man das verstehen?

Zum einen liegt das an der Ausbeutung durch Länder wie Russland – China – Türkei und Indien. Zum anderen liegt es an korrupten Politikern und Mächtigen, die solches zulassen.

Nach wie vor gilt Malaria als häufigste Todesursache in Sierra Leone. Sicherlich gibt es Mittel zur Behandlung, aber viele können die Medikamente nicht zahlen und wer nicht zahlen kann, stirbt. Das gilt zudem für alle Behandlungen.

Die Regierung hat letztes Jahr ein Programm mit Hilfe Internationaler Mittel ins Leben gerufen, dass alle im Kindesalter gegen Malaria geimpft werden sollen. Ein Fortschritt für Babys und Kleinkinder, das wirksame Resistenz bietet. Wir hoffen das es durchgeführt wird.

Die allgemeine Lebenserwartung in Sierra Leone liegt bei 50 Jahren und ist alleine in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vor nur ein paar Jahren lag dieser noch bei 38 Jahren.

Auf Wikipedia kann man lesen, dass der Mindestlohn bei 800 Leones liegt, ca. 34 Euro. Der Durchschnittliche Monatslohn soll bei 11.000 Leones liegen – ca. 470 Euro. Wir kennen keinen einzigen Einheimischen, der ein solch hohes Gehalt erhält und fragen uns, wer solche Zahlen weitergibt und woher die stammen? Und wenn es sich hierbei um einen Durchschnittsmonatslohn handelt, wieviel erhalten dann die knapp 5-10%, die mehr verdienen?? Oder haben wir uns verlesen ….

Ein Lehrer erhält zwischen 2.000 – 3.000 Leones monatlich und das betrifft auch nur die Stadt. Auf den Dörfern liegt das Monatsgehalt bei ca. 1.000 Leones (50 Euro) mitunter deutlich darunter.

Ebenso sind die anderen Berufe kaum gut bezahlt. In der Regel liegt das Pastorengehalt auch hier um die 2.000 – 4.000 Leones und auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen Größe der Gemeind – Stadt und Land. Wir glauben keinen zu kennen, der als „normales“ Gehalt mehr erhält – obwohl die Elite wohl auch mehr verdient. Vor allem durch die „Nebeneinkünfte“. Aber wir kennen etliche Pastoren, die gar kein Gehalt oder aber eines deutlich unter 1.000 Leones im Monat erhalten.

Die Realität scheint … anders zu sein als man im Internet lesen kann.

Ende letzten Jahres haben wir die ersten neuen Polizeiautos gesehen. Die sehen frisch, sauber und richtig gut aus. Da man die an mehreren Stellen in Freetown sieht und sich zudem das ein oder andere außerhalb bewegt, muss also eine ganze Flotte an neuen Fahrzeugen angeschafft worden sein.

Nachdem 2005 die Sierra Leone Airline eingestellt wurde, ist diese nun Ende letzten Jahres wieder in Betrieb genommen und wir haben zumindest schon mal ein Flugzeug gesehen. Allerdings ist der Eigentümer ein reicher Nigerianer – aber man schmückt sich eben gerne! Soweit wir bisher vernommen haben, fliegt diese Airline im Moment nur andere afrikanische Staaten an. Mal sehen, ob sich das irgendwann ändert – Pläne dazu soll es geben.

Und noch eine Neuerung gab es im letzten Jahr. Anfang 2024 stellte Ralf überrascht fest, dass es plötzlich Verkehrsampeln in Freetown gibt, also installiert wurden. Nicht überall, sondern überwiegend in einem begrenzten Bereich – der Einkaufsmeile von Sierra Leone und an manchen Knotenpunkten.

In Freetown und nur sehr wenige

Doch diese Ampeln waren zunächst nie eingeschaltet. Doch oh Schreck, im September erlebte Ralf dann zum ersten Mal eine funktionierende Ampel. Also wirklich mit grünem und rotem Licht. Auch für die Fußgänger. Allerdings hatte man wohl vergessen, die Bevölkerung darüber zu informieren und zu schulen, was eine Ampel ist; Was grünes und rotes Licht bedeuten; Wie man sich an einer Ampel richtig verhalten soll.

So Überraschung, war es in den ersten Wochen schlichtweg chaotisch. Keiner schien sich so recht damit auszukennen. Wo man sich vorher von allen Seiten rein- durch und weiterschob oder hupte, sollte nun Ordnung (Warten – Geduld – Vorrang geben) eingeführt werden – also Regeln. Damit jedoch waren alle überfordert und so fuhr man eben weiter wie bisher und ein paar wenige versuchten, was sie in anderen Ländern wahrgenommen hatten, umzusetzen. Konsequenz war völliges Chaos – sogar noch gesteigert zum normalen Wahnsinn des Straßenverkehrs.

Ohne Ampel chaotisch aber geregelt und es lief ….

Die Fußgänger gehen bei Rot oder Grün – das haben wir immer schon gemacht und machen das jetzt auch so – so what?!

Die Polizisten, die an jeder Kreuzung stehen, sind ohnehin nicht wirklcih hilfreich und auch sie waren damit offensichtlich überfordert. Im Gegenteil, sie schauten sich das bunte Treiben alles von der Seite fröhlich an und hatten ihren Spass dabei – besser als Kino. Also auch sie schienen ahnungs- bzw. hilflos der Neuerung gegenüber zu sein.

Dazu muß man wissen, daß wo ein Stau ist, es zu 50% an der Polizei vor Ort liegt. Willkürliche Kontrollen – missverständliche Befehle – oder einfach nur mal ein bischen schnacken.

Dann ist meist alles verstopft – denn Bikes und Kekes warten nicht (manche Autofahrer auch nicht), die fahren einfach auf der Gegenspur nach vorne und blockieren dann weiter Vorne das ganze Unternehmen. Das wäre ja mal eine hilfreiche ahndungsvolle Aktion, doch wie gesagt, die Polizei hat anderes zu tun.

Die anderen „braven und gesetzestreuen“ Fahrer reagieren dafür deutlich – es wird wild gehupt, gestikuliert weil, durch die Drängler und Blockierer mitunter ganze Grünphasen nichts mehr geht. Für die westliche Seele ist das zeitweise schwer zu ertragen.

Bis sich dann das Militär dieser Geschichte annahm und in den ersten Wochen mithalf, Verstehen in das Neue zu bringen – was tatsächlich ein wenig half.

Über die Zeit hat sich das nun ein wenig verändert. Die Fahrzeuge bleiben bei Rot stehen und fahren bei Grün an – nun ja, zumindest die überwiegende Mehrheit. Nur bei Stau oder wem die Wartezeit zu lang wird (was an Knotenpunkten, wo die Ampeln in der Regel sind, der Fall ist), der schiebt sich dann doch weiter und mitunter sind dann für die Grünphase der Anderen, die Fahrwege blockiert. Na und die Fußgänger die Laufen ohnehin, wie sie denken und es alt hergebracht ist.

Wie sagt man so schön: Never change a running System! Da wo man vorher im normalen Chaos 10 Minuten durch den Knotenpunkt gebraucht hat, benötigt man jetzt durch Ampelregelung locker 20 Minunten und mehr.

Wie alles im Leben: Veränderung ist des Menschen schwerste Hürde, doch wer sie zulässt und schafft, kommt sicher auf die andere Seite. Egal, ob bei rot oder grün.