Besuch

Alle Jahre wieder – nun gut, es ist zwei Jahre her, dass uns Richard, ein Freund Nathanaels und „zweiter“ Sohn, über Weihnachten in Jui besucht hat. Nun kam er erneut – das Highlight für unseren Sohn!

Seine erste Flugerfahrung nach Sierra Leone hat Richard mit Air Maroc gemacht – die sind halt deutlich billiger als andere. Allerdings erlebt man durchaus Außergewöhnliches. Air Maroc unterscheidet sich deutlich von anderen Airlines. Längere Reisezeiten – An- und Abreise mitten in der Nacht – Flugausfälle  – unterirdischer Service und / oder wie in seinem Fall, ein Koffer kam nicht an.

Deshalb sollte es diesmal Türkisch Airlines sein – auch günstiger. So ging es von Frankfurt über Istanbul (langer Aufenthalt) und Burkina Faso (kurzer Stopp), um schließlich in Lungi – Sierra Leone zu landen. Reisezeit ca. 48 Stunden. Am Ende fehlte auch ein Koffer, der drei Tage später in Freetown abgeholt werden konnte. All das ist nicht unbekannt. Allerdings war der Service deutlich besser!

Jeder, der mit diesen Airlines und zwei Gepäckstücken reist, kann relativ sicher davon ausgehen, nur eines am Zielort beim Auschecken zu erhalten. Das andere kommt später, da der vorhandene Platz lieber mit ein paar zusätzlichen Frachtaufträgen gefüllt wird – Money rules. Die Zeiten von Abheben und Landen sind etwas für Nachteulen. Abflug 1.20 Uhr morgens – Ankunft 0.40 Uhr – damit bleibt dann viel Zeit, bis das normale Leben und Menschen aktiv werden können.

Gelandet

Trotz dass Richard um 0.40 Uhr in Lungi landete und mit der Fähre um 4.20 Uhr in Freetown – Aberdeen anlegte, machte Ralf sich erst um kurz vor sechs Uhr auf den Weg, um ihn von Sea Coach (Fähre) abzuholen.

Von 20 – 6 Uhr sind die Checkpoints mit Militär belegt und die können schon mal aggressiv kontrollieren – weil um diese Zeiten meistens eher Menschen mit nicht freundlichen Absichten unterwegs sind …. so die gängige Erklärung. Zudem ist es dunkel. Im Dunkeln zu fahren ist was für Abenteuerlustige: Hier gibt es keine Straßenbeleuchtung und selbst 50% der Fahrzeuge haben keine funktionierenden Lichter. Zudem stehen diese mitunter einfach unbeleuchtet an oder auf der Straße und auch Personen sind unterwegs.

Anders als beim letzten Mal war diesmal der Koffer mit seinen persönlichen Sachen mitgekommen. Der Koffer mit allen Mitbringseln blieb zurück. Wie gut, wir mussten also keine neue Wäsche kaufen gehen! Und so haben wir eben die vielen schönen Dinge erst nach Weihnachten öffnen können – was wir aber dennoch voller Freude und Dank machten.

Die Weihnachtstage verbrachten wir in Jui und besuchten gemeinsam den Weihnachtsgottesdienst der Peace Baptist Church. Richard hatte für Pastor Abu seinen alten Laptop mitgebracht und so wurde es auch für die Pastorenfamilie noch ein schönes zusätzliches Freudenfest.

Einen Tag später machten wir uns auf nach Kent an den Strand, um hier für drei Übernachtungen etwas Abstand, Erholung und Ruhe zu genießen. Etwas Abstand zur Festival Season – die in Sierra Leone durchgehend laut und geschäftig ist.  

Kent – wirklich eine gute Wahl für eine Auszeit

Ein Tag nach Weihnachten und bevor wir abfuhren, traf eine große Gruppe Menschen auf dem T.E.C.T. Gelände ein. Eine Gemeinde hielt hier eine Familienfreizeit ab. Alle Unterkünfte wurden voll belegt und überall waren Menschen unterwegs. In der Chapel fanden Gottesdienste, Bibelstunden und Zusammenkünfte statt und natürlich auch Gebetsnächte.

Wie gut, dass wir nur einen Tag davon erleben durften – so dachten wir. Also ab und weg.

Das Beach Resort liegt in Kent und ist in gut einer Stunde zu erreichen. Es liegt eingezäunt direkt am Meer. Wir haben hier immer Ruhe und volle Erholung genossen ….. bisher.

lecker Abendessen

Aber es ist ja Festival Season – so wurde auf dem Grundstück daneben an zwei Tagen mächtig Remmidemmi gemacht – Gott sei Dank jedoch nur bis 21 Uhr. Die Nächte waren ruhig. Der letzte Tag war dann der erholsamste – den ganzen Tag keine laute Musik oder kreischende Menschen. Wir lernen immer wieder: hier entkommt man den Auswirkungen der Festival Season tatsächlich niemals ganz. Vielleicht irgendwo tief im Dschungel, aber wer weiß, was einen da erwartet …

Dennoch war es eine sehr schöne Zeit am Strand und erholt haben wir uns auch, bevor es nach drei Tage wieder Retour nach Jui ging. Nun stellten wir auch fest, dass es sich bei der Gemeinde um eine Wochenfreizeit bis über Silvester handelte. Und so durften wir dann an der Gebetsnacht über Silvester teilnehmen. Wir mußten dafür noch nicht mal aus dem Haus, sondern konnten voller Andacht im Bett das ganzte Geschehen verfolgen.

Ein herrlicher Strand und Ruhe

Am Neujahrstag hatten wir eine Wanderung im Dschungel mit einem der hiesigen Ranger gebucht. Das war wirklich ein Highlight. Wir Döhrings merkten, dass wir kaum noch Kondition haben und schwer ins Keuchen kamen. Hier bewegen wir uns überwiegend nur im Haus oder beim ein- und aussteigen ins Auto. So spürten wir „Alten“ am Ende viele Körperteile, die uns bisher verborgen waren. Aber schön war es trotzdem. Im Dschungel erlebten wir eine völlig andere Flora und Fauna und die Geräuschkulisse war beeindruckend! Wir wissen jetzt sogar, wie Stachelschweine riechen – gesehen haben wir jedoch keins.

eine andere Geräuschkulisse

Wir merken: wir vermissen Bewegung und die Bergfreizeit und trotz des so anderen Klimas hier war diese Tour etwas Beeindruckendes – jederzeit wieder! Allerdings sollten wir vorher doch wieder ein bisserl trainieren – mehr spazieren gehen ….. aber wo?

Auch sonst haben wir einiges mit Richard gemacht. Wir waren gemeinsam auf den Märkten, kauften Stoffe und andere Sachen – ließen diese beim Schneider fertigen – kauften Lebensmittel ein – gingen in Jui spazieren oder über das T.E.C.T. Gelände und schnackten über dies und das. Zur Freude von Christina nahmen wir uns sogar Zeit für Gesellschaftsspiele. Ralf und vor allem Nathanael haben da nicht so das Bedürfnis.

Die Wurzeln dieses Baumes sind hohl

Eine gute, gefüllte und gesegnete Zeit, bis sich Richard nach zwei Wochen am Samstag wieder auf den Weg in die Heimat machte. Von Jui um 17.30 Uhr mit dem Auto nach Freetown / Aberdeen zu Sea Coach. Um 21 Uhr mit der Fähre nach Lungi und dem Shuttle zum Flughafen. Dann am Sonntag gegen 1.20 Uhr – also auch hier wieder zu nachtschlafender Zeit ging es über Monrovia (kurzer Stopp) nach Istanbul. Dort diesmal nur 4 Stunden Wartezeit, um dann weiter nach Frankfurt zu fliegen. Also insgesamt ausreichende Möglichkeiten, das gerade Erlebte mehrfach Revue passieren zu lassen.

Am Sonntagnachmittag ist er dann wohlbehalten in Deutschland und Zuhause mit all seinen Sachen angekommen – Danke! Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit und das Erlebte. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch aus Deutschland!

nur die Mutigen waren in der Höhle ….