Lunsar

Während am T.E.C.T. das Semester zu Ende ist und die Prüfungswochen begonnen haben, macht sich Christina auf den Weg nach Lunsar, um dort eine Woche Blockunterricht zu geben. Das ist immer eine Zeit, die sie froh und dankbar macht. Manche vertraute Gesichter und manch neue, die sie dort erwarten.

intensiver Unterricht

Zu diesem Blockseminar sind knapp 20 Teilnehmer angereist. Eine Woche liegt schon hinter ihnen und nun freuen sie sich auf Mum Christina und ihren Unterricht. Diesmal sollte sie am Sonntag ankommen, um Montag früh direkt mit dem Unterricht zu beginnen.

Einmal im Monat predigt einer von uns in der Peace Baptist Church und diesen Sonntag war Ralf mit der Predigt dran. Wir merkten vorweg an, dass wir direkt nach der Predigt nach Lunsar aufbrechen werden. Immerhin muss Ralf direkt im Anschluss zum „lieben Kleinen“ zurück und möchte das noch im Hellen schaffen.

Und so brachen wir dann unter Standig Ovations direkt nach der Predigt Richtung Lunsar auf – natürlich wurden wir noch gesegnet, das ist ein schöner Brauch!

Predigtthema: Upside down

An Jui Junction sammelten wir noch einen Pastor (ehemaligen Studenten von Christina) auf, der bis nach Lunsar mitgenommen werden wollte, um dann von dort mit einem Taxi weiter nach Makeni zu reisen.

Tatsächlich wurden nicht nur in Freetown und Umgebung Straßen nach den schweren Regenfällen „repariert“, sondern auch diese Route – was ein Segen ist und uns ermöglicht, in gut 1 ½ – 2 Stunden in Lunsar zu sein – jedenfalls an einem Sonntag.

In Lunsar durfte Christina wieder ihr bisheriges Domizil bewohnen, was zur Folge hat, dass sie sich dann immer wieder auf Jui freut – bei fließend Wasser – Moskitonetz und deutlich weniger sechs- bzw. achtbeinigen Mitbewohnern. Jedes Mal macht sie als erstes eine Grundreinigung im Bad – es sieht so aus, als wären diese Putzaktionen, die von ihr zweimal im Jahr durchgeführt werden, die einzigen überhaupt.

Die Tage waren wieder gut ausgefüllt und da diesmal auch noch zwei weitere Dozenten anwesend waren, hatte sie zudem ein paar Stunden am Tag Zeit für anderes.

So besuchte sie an einem Tag das Ehepaar Oosterloo. An einem anderen Tag fuhr sie mit dem Taxi nach Makeni, um dort die Familie von Emmanuel und Nenneh zu besuchen – auch ein ehemaliger Student von Christina, mit dessen Familie sie eng verbunden ist.

Jedes Jahr beginnen wir im November mit der Planung unseres Deutschlandaufenthaltes. Also erst Zeitraum festlegen, dann Flüge buchen lassen, dann Termine in Deutschland machen. So ist das erste, was Christina machen muss, die Genehmigung ihrer drei „Chefs“ einzuholen.

Wir durften die kleine Schule mit vier Sack Reis – Maggie und Öl versorgen – Schüler – Eltern und Lehrer waren dankbar. Hier bei der Übergabe, was so alles auf ein Bike draufpasst ….. da braucht es schon mal Starthilfe …. – ach ja der Fahrer sitzt nun auf dem Tank!

Da Christinas Arbeit und Nathanaels Schule nicht gleichgeschaltet sind, ist eine Terminfindung für uns nicht immer so schnell zu eruieren. Als feststand, von wann bis wann es möglich ist, informierte Christina die Obrigkeit und harrte der Dinge oder Antworten.

Vom T.E.C.T. kam schnell das OK. Der Vorsitzende der Baptisten war nicht so ganz überzeugt und wollte gerne direkt und persönlich mit ihr darüber reden. Na klar, aber wann?

Mittlerweile haben die Baptisten beschlossen, ihre Geschäftsstelle von Freetown wieder zurück nach Lunsar zu legen. Im neu gebauten Denkmal ist nun die offizielle Zentrale der Baptist Convention.  

Vor dem Bürgerkrieg war die Zentrale der Baptist Convention Sierra Leone in Lunsar auf dem Gelände vom Baptist Theological Seminar und der Augenklinik. Durch den Bürgerkrieg fanden erhebliche Unruhen und Zerstörungen statt, viele Menschen kamen ums Leben, gerade auch in Lunsar und auf diesem Compound.

Das neue Headquarter der BCSL in Lunsar

In dieser Zeit wurde der Sitz der Baptist Convention nach Freetown verlegt. Nun endlich ist der zentrale Verwaltungssitz wieder in Lunsar und damit hoffen etliche, dass sich der Blick des Baptismus wieder mehr in Richtung Landgemeinden ausrichtet – also auf das Gesamte – mal sehen.

Also wo treffen und wann? Der erste Mann im Baptismus ist viel unterwegs im In- und Ausland. Wir haben ihn, seit wir zurück sind, noch nicht gesehen oder gesprochen und auch davor gab es kaum den Wunsch, sich mit uns auszutauschen.

Doch immer, wenn die Frage nach dem Sommeraufenthalt in Deutschland ansteht, wird uns mitgeteilt, „es ist nicht gut so lange und um diese Zeit zu fahren“! Warum nicht und was in dieser Zeit zu tun wäre, darauf erhalten wir keine Antwort.

Denn in der Regenzeit passiert hier nicht viel – also gar nichts. Doch, da findet ein Pastorentreffen mit Partnern statt – genau in der Mitte des möglichen Heimataufenthaltes. Somit fragen wir seit drei Jahren, ob es für diese Tagung nicht die Möglichkeit gäbe, diese entweder etwas früher oder später stattfinden zu lassen?

Aber wer sind wir schon? „Was erlaube Strunz?!!“ Christina strebte nun ein persönliches Treffen an. Wir merkten, da schien noch etwas anderes im Busch zu sein.

Ein Newsletter für Eltern

Wir können nach Kingtom zu Dir kommen. Oder wenn Du am T.E.C.T. bist, uns treffen? Irgendwie klappte das einfach nicht. Nun also sollte es in Lunsar während des Blockunterrichtes dazu kommen. Wann? „Das werden wir dann noch klären!“, so der Pares.

Am Montag in Lunsar bei einer kurzen Begegnung konnte noch kein Termin vereinbart werden – Christina meinte, dass sie generell flexibel ist, nur am Mittwoch in Makeni sein wird.

Als sie Mittwochmittag gerade im Taxi nach Makeni saß, wurde ihr per Whatsapp mitgeteilt, sie könne jetzt kommen. Zu spät. Also fand das Gespräch schließlich am Donnerstagmorgen nach dem Unterricht statt.

Wiederholt wurde betont, dass er die gute Arbeit von Christina schätzt und sie sehr zufrieden mit ihrem Dienst sowohl am T.E.C.T. also auch am Baptist Theological Seminar sind. Aber …. es ist der Wunsch mehr gemeinsam zu machen – mehr voneinander zu wissen – mehr in den hiesigen Baptismus einzuwirken.

In Makeni bei den Eltern von Emanuel – dahinter die Kirche in welcher Emanuels Vater als Pastor Dienst tut

Auch das ist nichts Neues. Dieser Wunsch wird jedes Jahr einmal geäußert. Da von der anderen Seite jedoch bisher keine konkreten Vorschläge kommen, bleibt es dabei. Sie sicherte erneut zu, das sie das sehr gern machen würde, was auch immer geplant wird. Tagesseminare, Fortbildungen, Schulungen – sehr gern! Sie kommt, wenn sie eingeladen wird.

Wir haben fast alle uns genannten Baptistengemeinden im ersten Jahr besucht (im Osten von Freetown, von Jui aus erreichbar). In jeder wurden wir aufgefordert wiederzukommen und zu predigen und wir sagten gerne zu. Daraus ist jedoch nichts geworden. Abgesehen von unserer Gemeinde, für die wir uns entschieden haben, durfte jeder einmal in Kingtom predigen und Christina wurden darüber hinaus noch in zwei weitere Baptistengemeinden zum Predigen eingeladen, wo Studenten von Christina sind.

Eine „Abendschule“ für Pastoren und Diakone in Freetown wurde angesprochen und gewünscht, aber nie entwickelt. Auch zu häufigeren Treffen zwecks Austausch ist es nie gekommen.

So war dieses Gespräch Anfang Dezember nichts Neues und prinzipiell in Ordnung – auch wenn man auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen ist. Neu war jedoch die Aussage, dass es ist nicht gut ist, ohne Absprache einzelne Projekte finanziell zu unterstützen – ohne sein Wissen. Was er denn damit konkret meint, wollte Christina wissen. Na die Schule in Lunsar. Für diese hatte Ralf eine Stiftung in Deutschland aufgetan, die eine Renovierung ermöglichte. Auf gut Deutsch, all das müsste aus seiner Sicht über die offiziellen Kanäle der BCSL laufen.

Die kleine Schule in Lunsar

Unsere schmerzliche Erfahrung, die von anderen Missionaren geteilt und bestätigt wird, ist jedoch: Sobald es „offiziell“ wird, kommt nur noch ein Teil des Geldes dort an, wenn überhaupt. So hören und erleben wir es nun seit bald drei Jahren von verschiedenen Seiten. Selbst das BTS, die Ausbildungsstelle der Baptisten für Pastoren, bekommt keine finanziellen Zuwendungen des Bundes. Wir sind darüber traurig und halten es für falsch. Es ist doch das Theologische Seminar der Pastorinnen und Pastoren – Hoffnung für Gemeinden!

Und auch die Studenten erhalten keinerlei Unterstützung – weder Teilnahmegebühr, Transportkosten noch Verpflegung oder Studienmaterial / Handouts. Die Verpflegung der Studenten für diese Tage übernehmen wir und mitunter auch mal die ein oder anderen Reisekosten. Wie selbstverständlich haben wir das an unserer Ausbildungsstätte und Bundesgemeinschaft anders erlebt – wir merken, dafür können wir dankbar sein!  

Baptist Seminar – Es ist angerichtet

Wie dem auch sei, da werden wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Wie sagte Petrus so schön: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg 5,29). Recht hat er – so machen wir das! Insgesamt war das Gespräch offen und ehrlich. Dafür war Christina dankbar. Den Rest legt sie in Gottes Hand.

Die Zeit mit den Studierenden vom Blockunterricht in Lunsar war wieder eine gute und segensreiche Erfahrung. Christina freut sich, immer auch am persönlichen Leben der einzelnen teilhaben zu dürfen. Zu hören, was sie erleben, wie es ihnen ergeht und wofür gemeinsam gebetet werden kann.

Beim Abholen die Woche darauf fuhr Ralf kurz über besagte Schule – schaute sich die Baufortschritte an – prüfte Abrechnungen und brachte einiges mit: weitere Verpflegung für den Weihnachtsabschluss, Kinderkleidung und ein wenig Geld für die Lehrer, die bisher ohne Bezahlung arbeiten müssen.

wieder eine tolle Truppe

Danach ein kurzer Besuch bei Oosterloos, bevor er dann Christina mit drei Studenten und einem Dozenten einsammelt, die allesamt nach Masiaka, Waterloo oder Freetown zurück wollten. Ralf kommt sich ohnehin schon wie ein Taxi vor – es gibt kaum Fahrten die er noch alleine macht. Da aber die Fahrtkosten immens gestiegen sind, können wir es gut verstehen und nehmen sie gerne mit – wir fahren ja ohnehin und für spannende Unterhaltung ist dann auch gesorgt. Vier erwachsene Männer auf dem Rücksitz – hier völlig normal!

Die Höchstzahl die Ralf bisher mitgenommen hat, waren 8 Personen – ohne Kofferraum. Gut, davon waren drei Kinder und die Fahrt dauerte nicht lange. Wie gut das auf dem Fahrersitz nur einer Platz hat!

Auf der Schnellstraße von Lunsar nach Freetown