Wie die meisten Seitenstraßen in einem interessanten Zustand sind, so gilt das auch für die Straße durch Jui – die Hanga Road. Zu Beginn unserer Zeit hier, also vor 2,5 Jahren, war es ein einziger Kamelritt – rauf und runter – wie eine Fahrt in einer uralten Holzachterbahn.

Der Gedanke, an diesem Zustand etwas zu ändern, trat bereits vor 20 Jahren auf, so wurde uns gesagt.
Im letzten Jahr sollte die Planung endlich umgesetzt werden. So waren dann ab November 2023 Baufahrzeuge, Arbeiter und Bauarbeiten zu verfolgen. Allerdings lagen zwischen den Baueinsätzen durchaus Wochen. Meistens gab es auch nur ein-zwei Baufahrzeuge und überwiegend 2-3 Bauarbeiter.
Gelegentlich – alle sechs bis acht Wochen konnte man aber doch ein Dutzend Arbeiter und einige Baufahrzeuge erleben. Auf gut Deutsch: das Tempo der Baufortschritte war überschaubar. Dabei arbeiteten sie sich von hinten (Fischfabrik) nach vorne zur Kreuzung (Jui Junction) vor.
Zuerst wurden an beiden Seiten der „Straße“ Kanäle ausgehoben und befestigt. Als sie damit von hinten nach vorne durch waren (dauerte gute 5 Monate), begannen sie die Straße mit Schutt und Schotter aufzufüllen und zu ebnen – auch das mit dem gleichen Tempo – benötigte weitere 2 Monate. Dann begannen sie doch tatsächlich – diesmal von vorne, eine Kiesschicht zu verteilen und zu befestigen. Der nächste Schritt „wäre“ dann das Asphaltieren gewesen.
Aber wie manche schon gemunkelt oder vermutet hatten, könnte es schwer werden, dieses Projekt vor Beginn der Regenzeit fertig zu stellen. Und wenn die Regenzeit startet, wird vermutlich alles wieder beim alten Zustand sein. Pfui was für Unkenrufe!!
Was soll man sagen, genauso kam es! Als wir aus Deutschland wieder in Sierra Leone ankamen, hatten wir das Vergnügen feststellen zu dürfen, dass es beim Zustand der Straße kaum einen Unterschied zu unserer Ankunft in 2022 gab. Viel Zeit, Geld und Aufwand für das Tierchen mit den langen Schnurbarthaaren.
Die spannende Frage jedoch war: Wird an diesem Jahrhundertprojekt noch einmal weiter gearbeitet bzw. es fertiggestellt, oder nicht?! Da es bis Mitte November noch ausgiebig und heftig geregnet hatte, konnte diese Frage noch nicht beantwortet werden.

Doch dann waren da plötzlich – an einem Teilstück – große Kies- oder Schutthaufen auf der Straße abgeladen. Ein paar Tage später wurde dieser auf der Straße verteilt und die Straße geebnet. Das geschieht alle 6 – 8 Wochen an unterschiedlichen Abschnitten. Dann ist dieser Abschnitt für zwei-drei Wochen relativ gut zu befahren, die anderen sind dann wieder holpriger.
Die Frage die jeden brennend interessiert: Bleibt dieser Zustand oder sollte sich doch noch mal aufgemacht werden, die Straße komplett zu asphaltieren?
Wir hoffen, beten und wünschen es. Denn nun ist das Problem der Staub und Dreck. Jedes Fahren, ob nun mit dem Bike, Auto oder LKW, wirbelt je nach Fahrweise unglaublich viel Dreck und Staub auf. Teilweise kann man kaum noch etwas sehen, so viel Dreck hängt in der Luft. Es ist wirklich unglaublich. Dies ist die einzige Straße in diesem Teil von Jui und die Menschen laufen rauf und runter, um ihren Beschäftigungen nachzugehen. Die Kinder in die Schule.
Die Frauen zum Markt zu ihren Ständen. Oder einfach nur um an die Kreuzung zur Arbeit zu kommen. Sobald Fahrzeuge vorbeifahren, wird man zart von einer Dreckhülle umwoben. Wer an der Straße seinen Laden oder Geschäft hat, der nimmt über kurz oder lang die Farbe des Drecks an – ebenso die Verpflegung auf dem Markt. Dreck in den Haaren. Dreck in den Augen und Nasenlöchern. Dreck zwischen den Zähnen. Dreck überall.
Da seit Anfang Dezember gelegentlich auch eine kleine Brise auftaucht, verteilt es sich überall hin, auch in Häuser und Wohnungen.
Bei uns wird zwei-dreimal pro Woche der Boden komplett geputzt und gewischt, doch nach einem Tag kann man bereits wieder die Fußspuren im Staub erkennen.
Überall setzt sich Dreck ab – überall geht er durch, selbst in Kleiderschränke und in die technischen Geräte findet dieser seinen Weg.
Kein Wunder, das viele Menschen im Moment über Kopfschmerzen, Atemnot, Husten und Augeninfektionen klagen.
Was Hoffnung macht sind zum einen die Schotterhaufen – die Arbeit wurde also nicht komplett eingestellt. Aber auch die zahlreichen Reparaturmaßnahmen an etlichen Freetowner Straßen. Die heftige Regenzeit hat überall im Land Belag aufgerissen und Löcher hinterlassen – kleinere, aber auch große Abschnitte.

Nun werden auch dort einige Stellen asphaltiert und Löcher gestopft – ist das ein gutes Zeichen auch für Jui – Hanga Road?! Wir hoffen es!
Die Bewohner in Jui wären dankbar, wenn diese Straße doch wirklich nach Jahrzehnten endlich asphaltiert wird – das wäre in der Tat ein Segen. Für alle. Denn auch die Anwohner wissen die Folgen dieser massiven Luftverschmutzung und beschweren sich bei den für sie Zuständigen. Die örtlichen Cheefs – also ehrenamtliche Bürgermeister oder Polizei und Militär. Die gehen dann damit an den Boss der Baufirma erläutern – erklären – reden – tauschen aus – jeder bekommt ein Kuvert und dann gehen die Verantwortlichen zufrieden nach Hause – tut uns Leid, nichts zu machen.

Wir hoffen und beten weiter und mal sehen wer den längeren Atem hat!?!