Unfälle gehören hier zum normalen Bild des Straßenverkehrs. Es gibt eigentlich keine Woche, in der wir nicht Zeuge von Unfällen werden und sehr oft im Zusammenhang mit Bikes.

Das Fahrverhalten generell ist chaotisch und jeder fährt seinen Stiefel. Besonders die Taxifahrer (Bikes – Bus – Auto) fahren, als wären sie allein auf der weiten Welt und alle anderen müssen sich ihrem Fahrverhalten unterwerfen. Einfädeln in den Straßenverkehr ohne nach dem laufenden Verkehr zu schauen. Ich will los, also fahre ich. Die anderen werden schon irgendwie Platz machen…
So halten diese Fahrer auch einfach an, um Leute aufzunehmen oder aussteigen zu lassen – ohne Blinker – ohne Schauen. Oft sind sie auf der Überholspur – fahren langsam, suchend und wenn sie Passagiere entdecken, die ihr Zeichen zum Mitfahren geben – reißen sie das Lenkrad rum und halten plötzlich rechts an.
Ebenso nach der Passagieraufnahme beim Losfahren. Gerade stehen sie noch, man überholt und auf gleicher Höhe ziehen sie plötzlich raus – normal.

Doch die Krönung sind die Bikefahrer – sicher nicht alle, aber die meisten. Auf beiden Fahrstreifen stehen oder bewegen sich Autos im Stopp and Go. Die Bikes drängen rechts, links und dazwischen an den Autos vorbei. So muss man nicht selten eine Vollbremsung machen, weil sich gerade ein Bike vor einem durchdrückt – völlig Wurst, ob der Passagier oder der andere Verkehrsteilnehmer etwas abbekommen.

In dem Kulturkreis, dem wir entstammen, wird die Hupe möglichst selten und wenn als Warnsignal genutzt. Hier gehört die Hupe zu den elementarsten Autoteilen. Sie wird permanent benutzt, um sich den Weg freizukämpfen – als Warnung „ich überhole“ – als Signal „hier komme ich und habe noch Plätze frei“ oder einfach nur, weil es so schön ist, Geräusche zu machen. Man sagt damit auch „verschwinde“ zu den anderen Verkehrsteilnehmern.



Das Aufblendlicht wird bei uns verwendet, um dem anderen Verkehrsteilnehmer zu bedeuten, dass man diesen sieht und Vorfahrt gewährt.
Hier heißt das etwas anderes: Hallo, hier komme ich und du musst mir aus dem Weg gehen. Das passiert, wenn Fahrer einfach überholen, obwohl z.B. Ralf ihnen auf seiner eigenen Spur entgegenkommt. So brechen sie hier etwa nicht den Überholvorgang ab, nein, sie betätigen wie wild die Lichthupe und machen aggressiv deutlich: verschwinde – geh aus dem Weg. Dabei überholen sie sehr oft mit einem so großen Abstand, dass fast ein drittes Fahrzeug durchfahren kann. Der Entgegenkommende hat dann ein Problem auf seinem Fahrstreifen.
Denn wenn man nur zwei Spuren hat, wohin dann, wenn auf deiner Spur so ein Trottel entgegen kommt?? Am Straßenrand laufen Leute, stehen Autos oder geht es in den Graben. Ralf bleibt ruhig, gibt Lichthupe, wird langsamer, versucht die Situation richtig einzuschätzen. Da doch auch einige in Kurven bergauf überholen, ist es zweimal trotz erheblicher Vollbremsung recht knapp gewesen. Also mitunter liegen Unfälle eben nicht an einem selber. Auch auf die Fahrweise der anderen kommt es an.

Im Dezember nun hat Ralf den Eindruck, Unfälle und die verrückte Fahrweise nehmen zu. Jede Woche mindestens ein Unfall an der Strecke und oft sind gerade Bikes involviert.
Als wir mit Hiesigen darüber ins Gespräch kamen, bestätigten die das. Und warum?
Es ist Festival Season: die Leute sind aufgeregt und ausgelassener – viele Events und Sonderereignisse. Fahrer möchten gerade jetzt möglichst viel Geld machen und rasen ihre Strecke, um möglichst oft am Tag hin und her fahren zu können. Sie machen keine Pausen, sind übermüdet und fahren schneller als angemessen. Etliche nehmen Drogen, um das alles zu verarbeiten und so führt eins zum anderen – na Frohes Feiern! Hoffentlich ist das bald rum und wird wieder normal chaotisch. Das ist eben schon aufregend genug…