Die ersten Tage mit Solar waren aufregend. Es mussten ja noch ein paar Verbesserungen bzw Optimierungen vorgenommen werden: Der Regler ausgetauscht und ein leistungsstärkerer eingebaut werden.

Dann wurden noch mal neue Glühbirnen für Solarbetrieb angeschafft und eingewechselt. Diese brennen noch mit Restenergie, selbst wenn Solar schon längst leer oder ausgeschaltet ist. Na und dann war da immer unsere typisch deutsche Neugier zu verstehen, wie die Anlage funktioniert bzw. was die Zahlen auf der Anzeige bedeuten. Kann man erkennen, wann die Batterien voll sind? Was müssen wir dann beachten? Wie ist das mit der Nutzung und gleichzeitigem Gebrauch – möglich oder nicht? Was machen wir, wenn wir ein-zwei Tage weg sind, oder wie im Sommer über einen längeren Zeitraum – und noch manche Frage mehr?!

Nachdem drei Wochen ins Land gegangen waren, konnten wir sehr zufrieden sein mit Nutzung und Gebrauch. Das Solar war für gute 6-10 Stunden am Stück nutzbar – je nach dem, was alles daran hing.
Überwiegend nutzen wir das Solar über Nacht. So ist gewährleistet, dass die Ventilatoren laufen und uns dauerhaft Luft zufächeln. Ein MUSS in diesen Tagen!
Ralf fragte, ob es möglich ist, die Anlage zu erweitern, wenn wir Bedarf sehen – also weitere Panels oder Batterien anzuschaffen? Ja das ist möglich! Die Panels, so kamen wir überein, sind allerdings bereits ausreichend. Die sechs, die auf dem Dach angebracht sind, laden von morgens 7 Uhr (wenn die Sonne aufgeht) bis 17.30 Uhr abends (wenn die Sonne untergeht). Die stärkste Zeit des Aufladens liegt im Bereich zwischen 11 – 16 Uhr und das ist mehr als die beiden Batterien aufnehmen können. So entschieden wir uns kurzerhand, noch eine weitere Batterie zu besorgen – damit haben wir nun gute 10 – 12 Stunden Strom (wahrscheinlich noch mehr) und können auch tagsüber Engpässe überbrücken. Nach einer kompletten Nacht auf Solar (Ventilatoren, Internet, Kühlschrank, Außenlichter) läuft morgens sogar noch unsere Kaffeemaschine darüber, ohne dass die Anzeige meckert.
Das ist sehr komfortabel. Wir sind sowas von dankbar und fragen uns, warum wir das nicht schon früher gemacht haben …?

Dann meinte Ralf zu Dennis, der beim Einbau mitgewirkt hatte, „nun brauchen wir noch eine Leiter“!

Es war schon immer nicht leicht, wenn Birnen ausgefallen oder andere Dinge relativ weit oben waren, diese zu erreichen, oder zu wechseln. Bisher war das v.a. ein Job für Christina – aber auch deren Größe war nicht für alles ausreichend. Selbst wenn wir Tisch – Stuhl – Hocker oder Räuberleiter nutzten.

So mussten wir oft den Administrator vom T.E.C.T. Gelände über das Problem und die Not informieren und dann denjenigen, der uns zur Hilfe eilen würde.Ein Hoch auf die Befehlskette. Dieser kam irgendwann mit einer Leiter oder zumindest einer kreativen Form davon. Die bestanden zum Teil aus massiven Holzstämmen und waren so schwer, dass man sie alleine kaum bewegen konnte. Dies galt es also zu überwinden.

Warum aber eine Leiter, fragte Dennis? Nun ja, jetzt haben wir die Solarpanels auf dem Dach und der Staub und Dreck lagert sich täglich darauf ab. Irgendwann sind die Panels so verdreckt, dass selbst die Sonne kaum noch durchkommt und diese nicht mehr Strom liefern können.
Diese Erfahrung machen wir ja regelmäßig mit dem T.E.C.T. Wassertank. Der wird nur gefüllt, wenn das Wasser aus dem Brunnen gepumpt und über das Geländer verteilt wird. Die Pumpe läuft mit Solarenergie. Allein im letzten Jahr hatten wir dreimal kein Wasser mehr im Tank, weil das Solarpanel für die Wasserpumpe so verdreckt war und keine Energie mehr lieferte. Wir teilten das dann nach der Befehlskette mit. Dann verging etwas Zeit, bis versucht wurde das Problem einzugrenzen. Es liegt aber schlichtweg am Dreck auf dem Solarpanel. Allerdings wurde und wird das Problem jedesmal woanders gesucht. Erst wenn wir darauf hinweisen, ob es evtl. am Dreck auf dem Solarpanel liegen könnte, wird es sauber gemacht – und siehe da, jetzt funktionierte die Pumpe wieder. Und beim nächsten Mal die gleiche Prozedur – man bleibt sich treu!

Da wir nun eigene Panels auf dem Dach haben und hier wohl das gleiche Problem entstehen wird, ist es nötig die Panels regelmäßig zu säubern. Dazu brauchen wir eine Leiter, am besten eine leichte!
Dennis war darüber sehr verwundert. „Also das Solarpanel in unserem Haus habe ich noch nie saubergemacht und wir haben das Solar schon seit drei Monaten!“, so Dennis.
Aber er tat, um was wir ihn baten, und besorgte eine Leiter. Ralf teilte ihm noch mit, wo er eine gesehen hatte – in Grafton haben neue Minigeschäfte aufgemacht und da standen Leitern davor. Wenn Ralf die Leiter gekauft hätte, wäre sie evtl. etwas teurer geworden. Aber was er um jeden Fall vermeiden wollte, war der Transport. Sicher hätte er die Leiter ganz einfach auf dem Autodach befestigen können und wäre nicht viel anders – im Gegenteil noch sehr viel sicherer – gefahren als die anderen Verkehrsteilnehmer, die hier so unterwegs sind. Aber mit Sicherheit hätte ein Verkehrspolizist das als Gelegenheit erkannt, um eine kleine Unterstützung für Weihnachten zu verlangen. Das wollte Ralf sich ersparen.
Ein Tag nachdem wir die Leiter hatten kam Denis und meinte verschmitzt, er braucht nun auch eine. Er hat festgestellt, dass seine Panels ebenfalls inzwischen so verdreckt sind, dass diese kaum noch Strom liefern ….

Die Luftverschmutzung in Sierra Leone ist hoch. Was das bedeutet kann man sich von Außen kaum vorstellen. In Jui ist es noch mal schlimmer, aufgrund der „Straße“. Schon morgens kann man oft die vor einem fahrenden Fahrzeuge nur schemenhaft erkennen.
Seit Ende November kam kein Regen mehr. Wenn Du Staub wischst, sieht es am nächsten Tag so aus wie in Deutschland nach 3 Wochen. So, als hätte man nie geputzt. Wer sein Haus direkt an der Straße hat, erlebt dies sogar noch schlimmer. Eine Hausfrau dort erzählte, dass sie putzt und eine Stunde später liegt wieder cm dick der rote Dreck.
An der Straße entlang gehen sollte man nur mit Maske. Der Staub landet zwischen den Zähnen, in den Augen, macht die Haare stumpf, landet als dicke Schicht auf den Schuhen und überall, wo man es sich kaum vorstellen kann. Der Dreck lässt es schwer werden zu atmen, er führt zu Augeninfektionen, starkem Husten und Kopfschmerzen.
Wir beobachten gespannt, dass auf der Straße durch Jui inzwischen immer wieder Kies-Hügel abgeladen werden. Sollten sie doch noch planen, die Straße zu asphaltieren? Das würde auf jedem Fall den Dreck drastisch vermindern.
Bis es soweit ist, müssen wir mit dem Dreck jedoch in jeder Trockenzeit leben.

Das bedeutet, es steigt uns ein Student alle drei Wochen mit unserer neuen Leiter aufs Dach, um die Panels zu säubern. Allerdings weigert er sich hartnäckig, dafür von uns Geld zu nehmen. Er möchte es aus Dankbarkeit tun und nicht für Geld.
Auf einer Fahrt nach Freetown nahm Ralf ihn mit und im Gespräch verriet der Student ihm seinen großen Traum. Er möchte einmal Geld haben, um andere zu unterstützen. Schon jetzt arbeitet er in seiner Nachbarschaft mit Kindern, die nichts haben. Er spielt mit ihnen – erzählt ihnen von Jesus und immer wenn er etwas Geld hat, kauft er eine Kleinigkeit zum Essen für sie.
Jetzt wird Ralf also mit ihm reden und fragen, wie er den an Geld zum Verteilen kommen möchte, wenn er kein Geld annehmen will? Auf jeden Fall werden wir aufmerksam verfolgen, was aus diesen großen Träumen des jungen Mannes wird.
Es ist immer wieder spannend die Pläne, das Denken und Handeln hier zu erleben und daraus etwas entstehen zu sehen.