Im Oktober feiert T.E.C.T. sein 60-jähriges Bestehen. Damals hieß es noch Sierra Leone Bibelschule, die Auswahl an Fächern, die hier studiert werden konnten, und die Zahlen der Studierenden waren deutlich geringer.
Mittlerweile kann man hier in acht Fachbereichen sein Diplom, Bachelor oder Master absolvieren.

Auch das Gelände hat sich verändert. Bei der Gründung stand auf der Halbinsel Jui kaum ein anderes Gebäude – noch wohnten hier viele Menschen. Jeder Quadratmeter zur Nutzung musste dem Busch abgerungen werden. Hier gab es Affen, Schlangen und anderes Getier in Hülle und Fülle. Mittlerweile hat sich das geändert. Jetzt leben hier viele, viele Menschen, gibt es Schulen, kleine Einkaufsmöglichkeiten, Händler, Kinos, zwei Fischfabriken und noch etliches mehr.
Ebenso hat sich der Campus verändert – deutlich mehr Gebäude – zum Leben und Studieren und ist seit einem Jahr komplett mit einer Mauer umgeben.
Vieles hat sich entwickelt und das tut es auch weiterhin. So möchte die Leitung, bestehend aus vier Kirchenbünden, das T.E.C.T. als eigenständige Universität akkreditieren lassen. Auch wird demnächst eine Buchdruckerei auf dem Campus installiert werden. Damit hat dann T.E.C.T. die einzige im Umkreis von mehreren Ländern Westafrikas. Das ist schon beeindruckend. Natürlich geht das alles nicht ohne kräftige Unterstützung aus dem Ausland – überwiegend mit Geldern aus den USA.

Wie jedes Jubiläum soll auch dieses groß gefeiert werden. Natürlich geht es hier auch immer um Geld. So gab es als Auftakt eine Dinner Spendengala. Hierfür konnte man Tickets erwerben, um an diesem besonderen Event teilzunehmen. Geplant waren Reden – Musik – Spendenaufrufe. Den Abschluss würde ein Essen machen. Für dieses Event wurden besonders (finanziell) potente Gäste eingeladen.
Allerdings hatten auch die Dozenten und Mitarbeiter vom T.E.C.T. Anwesenheitspflicht und durften ein Ticket erwerben. Es gab vier Kategorien: Bronze – Silber – Gold – Platin. Der Unterschied lag in der Höhe des Geldbetrages und am hergerichteten Sitzplatz. Je nach Ticket saß man dichter oder weiter weg von der Bühne. Auch die Reihenfolge, wann man Essen holen durfte, hing daran, wie viel man gezahlt hatte. Von uns wurde natürlich das Platinticket erwartet und so zahlten wir dann 2.800 Leones (ca. 130 Euro) für zwei Tickets.

Bei einem Mitarbeitertreffen sollte jeder Dozent und Mitarbeiter angeben, welches Ticket er / sie kaufen wollte. Ein Mitarbeiter meinte, er würde das Bronzeticket (500 Leones) kaufen. Darauf wurde ihm vom Chef mitgeteilt, dass er das Silberticket für 800 Leones kaufen soll. Das wird ihm dann auch gleich vom Lohn abgezogen. Also bekam er in dem Monat statt der üblichen 1.600 Leones nur noch 800 Leones ausbezahlt. So ging es dann für die gesamte Belegschaft weiter, sollten sie den Erwartungen nicht entsprochen haben.

Das Galadinner war für 17 Uhr auf dem Außengelände anberaumt. Doch was hiesige Zeiten angeht, kennen wir uns mittlerweile ein klein wenig aus – so früh kommt keiner! So machten wir uns nach Christinas Drängen zu 18 Uhr auf den Weg. Wir waren zwar nicht die ersten Gäste – aber der Besuch war noch spärlich, zudem der Aufbau noch gar nicht abgeschlossen war.
So erfuhren wir, dass es um 19 Uhr losgehen soll. Der Regen hatte Manches durcheinander gebracht …. ach wirklich, der Regen?!
Wobei es tatsächlich bis in den frühen Nachmittag rein heftig geschüttet hatte. Gegen 19.30 Uhr war alles fertig und auch die Honoratioren waren eingetrudelt – es konnte losgehen.
Wie immer folgte das Willkommen – Begrüßung und Vorstellung der VIP Gäste – sehr ausführlich. Die Vorstellung des Gastredners war besonders anhaltend und dauerte gute 15 Minuten. Von der Wiege bis zur Bahre – was er so alles geleistet hat und welches Sport- bzw. Leseabzeichen er wann erhalten hat. Alles ist von Bedeutung und will nicht unerwähnt bleiben.
Dann gab es einen musikalischen Beitrag und wir waren dankbar, dass wir uns entschieden hatten, weiter hinten zu sitzen und nicht wie ursprünglich platziert direkt neben den Lautsprecherboxen. Wir wundern uns nicht, warum hier etliche schwerhörig sind. Wobei das Jazzstück sehr schön war – gute Musiker!

Weiter ging es mit mehreren Redebeiträgen – ein historischer Abriss und eindringlicher Spendenaufruf, bevor es gegen 22 Uhr Essen gab. Ein tolles Büffet wurde vom Caterer angeboten. Jeder konnte sich das geben lassen, was ihm gut dünkte. Es war lecker. Während des Essens wurden Witze erzählt oder Musik laufen gelassen – in einer Lautstärke, die Gespräche am Tisch unmöglich machten.

Gegen 23 Uhr war offiziell Ende – das nächste Event wartet schon.
Ein paar Tage später gab es ein Chorfestival. An diesem Abend traten vier Gemeindechöre neben dem T.E.C.T. Chor auf. Es sollte um 17 Uhr starten. Gegen 18.30 Uhr fing es dann auch an. Manches davon war richtig gut und anderes war … interessant. Der T.E.C.T. Chor hat sich ganz gut geschlagen. Christina sollte beim Chor nicht nur ein-zwei Lieder begleiten, sondern bei den anderen auch vorne stehen und mitsingen. Das wurde ihr ein Tag vor dem Konzert mitgeteilt. Lieder teilweise auf Krio, die sie weder geübt hat noch alle kennt. Wir sind ja flexibel! Naja, man kann mitswingen und die Lippen bewegen. Wo das nicht gelang, entwaffnet ein Lächeln. Die Studenten jedenfalls fanden es toll, ihre Dozentin so in Aktion zu sehen.
Für die Studierenden war es eine Pflichtveranstaltung. Ihnen wurde mitgeteilt, wer nicht anwesend ist, der muss 100 Leones Strafe zahlen – na das ist doch mal eine Motivation.
Am Samstag findet ein öffentlicher Marsch statt. Den Abschluss bildet am Sonntag ein großer Festgottesdienst – beides Pflichtveranstaltungen, bei denen man Geld sparen kann, wenn man dabei ist.
