Semestervorlauf

Wenn das Semester zu Ende ist müssen alle Studenten das Gelände verlassen und aus den Wohnheimen ausziehen. Kurz bevor nun das Semester wieder startet, trudeln sie wieder ein und damit kommt auch das Leben auf dem Campus zurück. Davor war und ist es schon …. wunderbar still, beschaulich und auch ein bisserl einsam. Nun zieht erneut die Kolonne der Studierenden an unserem Haus vorbei, um wieder für das nächste Semester Quartier zu nehmen.

Umzug mit Helfern

Manche zu Fuß mit dem Gepäck auf dem Kopf. Andere auf dem Bike und manch eine auch mit dem Auto (Taxi oder Eltern). So pulsiert wieder das Leben auf dem Campus, was auch echt ganz schön ist. Aus dem Wohnheim der Frauen erklingt Lachen, Schimpfen, Singen, Töpfe Klappern und der allmorgendliche Call to Prayer um 5.30 Uhr– dagegen ist die Nachbarmoschee ein Aquarium. Beim den Sitzbänken unter dem Mangobaum neben unserem Haus treffen sich Studierende zum Quatschen, Internetnutzen, Lachen, Erzählen und Streiten bis in die Nacht.

Christina freut sich über jeden netten Plausch am Fenster, am Brunnen oder bei Bibelgesprächen, die wieder persönlich begonnen haben und vermisst wurden.

Isaata die Tochter von Santigie – Santigie hat das Studium erfolgreich abgeschlossen und nun seinen Dienst als Pastor in den Provinzen angetreten.

Wie immer hat Christina nebenbei erfahren, dass zu den fünf ihr bekannten nun noch eine weitere Vorlesung von ihr abgedeckt werden soll. Auch wurde sie erneut darum gebeten, bei der Erstellung des Stundenplanes für den Fachbereich Theologie zu helfen – was sie gerne macht.

Hier gilt es, alle Vorlesungen, deren Belegung mit Studenten, Dozenten und die jeweiligen Wünsche zu berücksichtigen, um Kollisionen zu vermeiden. Manche können nur an bestimmten Tagen, andere nur zu bestimmten Zeiten, da eben alle noch weitere Jobs haben und zum anderen auch nur teilweise angestellt sind.

Der Stundenplan Entwurf bei uns im Wohnzimmer auf dem Boden … tagelang wegen eventueller Änderungen – die es noch gab – eine Vorlesung vergessen – ein Sonderwunsch übersehen …..

In diesem Jahr hat Christina sich vorgenommen, das Thema Betrug in den Fokus zu nehmen. Immer wieder hatte sie erleben müssen, dass mehrfach die gleichen Hausarbeiten kopiert und abgegeben wurden. Wenn sie die jeweiligen Studenten darauf ansprach, konnten die das Problem überhaupt nicht verstehen. „Warum redest du denn mit mir über Lügen und Betrügen? Denkst du, ich habe einen Lügengeist?“ Hä? „Ich rede davon, weil du eine Arbeit von jemand anderem kopiert und abgegeben hast!“ „Ja, und?“

Wir haben mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass in der hiesigen Kultur ein solches Verhalten völlig normal ist … in allen Bereichen des Lebens. Wenn ich für mich oder jemand anderen so einen Vorteil erreichen kann, dann ist es gut! Wir sehen das anders und arbeiten dagegen, weil wir merken, diese Sicht und das daraus resultierende Verhalten geht von oben nach unten und bringt nur Schwierigkeiten hervor. Wenn Leiter und Vorbilder solches tun, kann es doch nur in Ordnung sein – also muss eine Bibelarbeit über Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit her!

Die Idee fand auch der Campuspastor prima. So durfte Christina kurzerhand am Mittwoch beim allerersten Abendgottesdienst den Input machen … auf Krio. Das wurde ihr am Tag vorher gesagt. Ja, Christina hat begonnen auf Krio zu predigen und das kommt sehr gut an. Sie bekam positives Feedback. Mal sehen, ob es in diesem Jahr einen Unterschied machen wird, wenn die Hausarbeiten abgegeben werden …

In diesem Jahr feiert T.E.C.T. sein 60-jähriges Bestehen. Somit wird sich ein Großteil dieses Semesters um dieses bevorstehende Ereignis drehen. Jubiläen werden hier groß gefeiert und lange im Voraus propagiert. Meistens ist so ein Jubiläum mit vielen Fundraising-Events begleitet, um die notwendigen und gewünschten Projekte bis zur Jubiläumsfeier zu finanzieren. Hier ein Gala Dinner, ein Chorkonzert, eine öffentliche Parade, und ein Festaktgottesdienst. Mal schauen was und wie das alles so ablaufen wird.

Aber das ist eine weitere Geschichte ….