Dahoam!

Die ersten Tage waren mit auspacken – einräumen und einkaufen gefüllt. Der erste „Tourtermin“ war für Sonntag in der Christusgemeinde Siegburg geplant. Wie schön, in der alten Wirkstätte aufzulaufen und so viele Freunde zu treffen. Nun ja, für einen von uns kam alles anders als gedacht.

Christusgemeinde Siegburg

Am Samstag, drei Tage nach Ankunft in Deutschland, kam Ralf gerade vom Einkaufen zurück und setzte sich um zu frühstücken – lecker Roggenbrot. Doch bevor er beginnen konnte, durchfuhr ihn ein Zwicken und Zwacken im Bauchraum. Wie ein Krampf – anhaltend und schmerzhaft. Im Nachhinein erinnerte er sich, solches schon 2-3 Mal kurz und heftig erlebt zu haben.

Doch diesmal hörte es gar nicht mehr auf und wurde immer heftiger. Das Atmen fiel schwer – Sprechen ging kaum und es gab keine Position, in der eine Entspannung eintrat. Nach 15 Minuten auf dem Boden windend – dem Tode nahe – bat er Christina, den Notarzt zu rufen.

Notaufnahme – wir san Helden

Der kam richtig schnell und nach drei Schmerzinfusionen ging es im Krankenwagen ins Krankenhaus. Jede Bodenwelle durchfuhr Körper und wohl auch Gesicht derart eindrücklich, dass die Sanitäterin sich für den schlechten Straßenzustand entschuldigte. Nun ja, da kennen wir deutlich schlimmeres Terrain…

In der Notaufnahme gab es noch ein viertes, stärkeres Schmerzmittel und damit ließen die krampfhaften Schmerzen mehr und mehr nach. Nach ein paar Untersuchungen war klar: die Galle hatte sich zu Wort gemeldet und wollte eine Zusammenarbeit auf Dauer aufkündigen.

Der Arzt erklärte die Lage und meinte, das Beste wäre die Galle zu entnehmen. Wie? Warum? Ralf hängt doch an ihr und sie an ihm!! Ralf hatte noch nie eine OP und warum sollte man damit nun beginnen – kann man das nicht anders lösen?

Mit Schmerzmitteln kann man das. Doch wenn die Galle einmal entzündet ist, kann das jederzeit wieder auftreten und dann sollte es schnell gehen. Wenn sich diese entzündet, eitert und Nebenorgane verunreinigt, muss man sehr schnell und kompetent handeln – sonst Ernst! „Schnell“ und „Kompetent“ zwei Wörter, die eine Entscheidung leicht machten!

Ralf´s Unterbringung für fünf interessante Tage – linkes Bett

Während Ralf also über die Möglichkeiten nachdachte, wurde ihm klar, wie perfekt Gott doch wieder im Regiment sitzt. Wäre dies in Sierra Leone passiert, wäre ein Überleben nicht unbedingt gegeben gewesen. Damit beantwortete sich auch die andere Frage – die Galle muss raus – also fortan getrennte Wege.

Christina und Nathanael waren am Sonntag in der Christusgemeinde und es war ein schönes und gesegnetes Miteinander. Ralf leider nicht.

Wer merkt den Fehler?

Dafür konnte und war er dann am Donnerstag beim Missionsnachmittag in Weltersbach dabei. Ein bisserl wackelig, aber es ging ganz gut und danach erst mal Pause. Natürlich besuchten wir auch Familie (Tinas Eltern). Das war ein Geschenk, für das wir dankbar sind. Wer weiß, wie lange das alles noch möglich ist?

Missionsnachmittag in Weltersbach

Am Sonntag noch mal in der EFG Weltersbach zum Gottesdienst (Ralf predigte) und auch das klappte gut. Ist schon wow – wie „minimal invasiv“ heute solche Eingriffe durchgeführt werden können und wie schnell gewisse Dinge wieder möglich sind. Und wie gesagt, dass sähe in Sierra Leone anders aus. Dort gibt es keine Anästhesisten …… soviel wir wissen.

In den Unterstützergemeinden hatten wir tolle Begegnungen. In solchen Momenten wird uns bewusst, wie gesegnet wir sind ob solcher Unterstützer – Beter und Ermutiger – Danke!

Gottesdienst in Weltersbach

Sichtlich gestärkt und fröhlich fuhren wir zurück nach Sankt Augustin um uns ein paar Tage später wieder auf den Weg zu machen. Ralfs Neffe wohnt mit seiner Frau bei Stuttgart. Sie haben im letzten Jahr eine kleine Tochter bekommen, die wir bisher nur von Bildern kannten. Nun wollten wir sie besuchen und uns mit Bruder Jörg und dessen Frau Susi treffen.

Nick & Jenny mit Yasmin

Familientreffen sozusagen. Aber wir wollten auch was Kulturelles machen – wann haben wir dazu schon mal die Gelegenheit? Also haben wir uns zum Musical Tarzan eingeloggt – Freitag 19.30 Uhr. All das vor einem Dreivierteljahr geplant.

Aufregung pur – gleich geht´s los

Wer konnte da schon ahnen, dass an eben diesem Freitag die deutsche Nationalmannschaft ihr Achtelfinale gegen Spanien beschreiten würde? Und das …. in Stuttgart. Super! So war also in und um und darum herum alles voller Autos, Menschen und Aufläufe.

Auch wenn für die deutsche Mannschaft das Aus kam, war es für uns eine gute und frohmachende Zeit – die wir sehr genossen haben.

Am Sonntag fuhren wir nach Hause und hielten unterwegs in der EFG Bad Kreuznach zum Missionsgottesdienst an. Es ist wirklich ein Privileg, so unterschiedliche und tolle Gemeinden erleben zu dürfen. Überall Geschwister im Glauben, die Jesus im Herzen tragen – echt genial!

EFG Bad Kreuznach

Simone und Bernd Dengel von „We give a Hand e.V.“, die uns letzten Januar in Sierra Leone besucht haben, durften wir dort ebenfalls treffen – ein freudiges Wiedersehen! Mit ihrem Verein unterstützen sie eine Schule in Wubangea/Sierra Leone, indem sie Gehälter für Lehrer finanzieren. Eine lohnende Sache, weil Lehrer die Zukunft der Kinder in Sierra Leone sind!

Nun ist schon der erste Monat von dreien rum. Die Zeit in Deutschland fliegt, rast – geht viel zu schnell – vom Winde verweht – nun ja, zumindest für 2/3 vom Paket Döhring. Das 1/3 hält via Whatsapp Gebetstreffen – Bibelstunden – Kontakt nach Sierra Leone. Diesem Drittel wird die Zeit bis zum Retour lang…

Nebenher wackeln wir all drei zu unendlich vielen Ärzten, vor allem die beiden Eltern – woran man merkt, dass man alt wird!

Manche Probleme haben wir wohl ungewollt aus SL mitgenommen. Unser Internet hier funktioniert nicht. Fieberhaft wird an einem neuen System gearbeitet (Danke, Frank!). Wahrscheinlich ist das ein Grund, warum Nathanael sich lieber außer Haus aufhält und übernachtet ….

Naja „afrikanische“ Kleidung (so auffällige) ist nicht so sein Ding – auch wenn diese ihm gut steht.

Wir müssen für die nächsten beiden Jahre seine Schulfächer wählen. Also welche Fächer mit welchen Zensuren benötigt er, damit der Abschluss in zwei Jahren in Deutschland anerkannt wird? Das ist nicht einfach und manche Überzeugung ist nicht deckungsgleich mit Wunsch und Notwendigkeit – aber gut, auch das bekommen wir hin!

Oder ist es doch eher die Gartenarbeit, die ihn flüchten lässt ..

Wir schreiben Predigten, Vorträge, haben Besuche, Treffen und machen unsere „Hamsterfahrten“. Wir kaufen wie die Weltmeister all die notwendigen und hilfreichen Sachen für „Zurück in die Vergangenheit“ ein. Wir beantragen Fördermittel für Projekte in SL und müssen die Unterlagen für die Steuererklärung zusammensuchen und -fügen.

Es ist interessant, was man alles im Kopf haben muss, bzw. erbringen muss, um einen Jahresvorrat der Medikamente zu erhalten – das dauert und Pontius und Pilatus haben viele Vorstellungen!

Ab zun zu schaut sie vorbei …. die Sonne

Aber manchmal gelingt es auch, einfach nur auf der Terrasse bei einer Tasse Kaffee mit Tolino zu chillen, das angenehm kühle Wetter und die Stille zu genießen – so schön! Doch dann dröhnt wieder der afrikanische Prediger von youtube – oder die Studentenstimme via Whatsapp aus dem Hörer und Schluss ist mit lustig …. so ist das eben, wenn eine seine Berufung lebt – wie schön!

Wir sehn uns