Die letzten Tage waren angebrochen und wir damit beschäftigt, die Reise nach Deutschland und unseren dortigen Aufenthalt vorzubereiten.

Die Tage von Christina waren bis zuletzt mit Gesprächen, Bibelstunden und online Gebetstreffen gefüllt. Nathanael schrieb seine letzten Arbeiten und Ralf durfte sich der Pflege des Autos widmen.

Wir hatten uns entschieden, das Schulende von Nathanael nicht abzuwarten, sondern bereits eine gute Woche vorher heimzufliegen. Wenn in der Schule die Arbeiten am Ende eines Terms geschrieben sind, passiert nicht mehr viel. Die Schüler können sich selbst beschäftigen – nacharbeiten – lesen. Manch ein Schüler kommt nicht mehr und auch auf der Lehrerseite verhält es sich so. Weil somit nichts mehr läuft, nehmen auch wir uns heraus, etwas früher Tschüss zu sagen. So geschah es – alles – genauso!

Noch knappe 10 Tage und dann ist erstmal mal Schluss mit Autosorgen und Reparaturen! Das Auto aber schien dies zu ahnen und so legte es noch mal eine besondere Gangart ein. Bisher lagen meist ca. 3-4 Wochen zwischen Reparaturen, das änderte sich jedoch am Ende des zweiten Jahres deutlich.

Innerhalb von 8 Tagen mussten drei Reparaturen durchgeführt werden und zweimal dauerten sie jeweils über zwei Tage hinweg. Mal vorne links, beim nächsten Mal hinten rechts und links und schließlich vorne rechts – Bremse – Bremsaufhängung – Trommel – Leitung – etc.
Es war wirklich zum Mäusemelken. Ständige Geräusche und Auffälligkeiten beim Bremsen machten das Fahren zur und von der Schule zum Eiertanz. Berg runter und in Kurven war das Gebet intensiv und existentiell: Gott, bitte schenk, dass wir heil in Jui ankommen. Bitte lass uns noch bei der Abreise zur Fähre kommen. Ja, unser Auto ist nach wie vor ein „Gebetsfahrzeug“.

Selbst nach drei aufwändigen Reparaturen und Kosten wurde bei unserer Abreise auf der Fahrt zur Fähre deutlich, das Problem ist nicht gelöst! Und so durfte Ralf sich in wilder Verzweiflung der Tatsache stellen, dass bei der Rückkehr nach Sierra Leone diese krankhafte Beziehung zum Auto erhalten bleibt.
Wie auch immer – am Dienstag, 18.06. gegen 11 Uhr vormittags machten wir uns auf den Weg vom T.E.C.T. zur Fähre (Seacoach) in Freetown.
Die Tonnen waren gepackt, verschlossen und weggesperrt: Alles was Wert hat und wir bei unserer Rückkehr gerne wieder nutzen und wiedersehen wollen, haben wir so gesichert. Die Schlüssel unseres Hauses mussten wir abgeben.
Koffer und Handgepäck wurden im Wagen verstaut. Amadu fuhr uns zu Seacoach nach Freetown.

Wir dürfen zwei Aufgabegepäckstücke pro Person mitnehmen. Da wir jedoch deutlich weniger hatten, wurde ein Koffer in einen der größeren gepackt, so dass wir „nur“ 5 Gepäckstücke hatten. Alle waren deutlich unter dem Maximalgewicht von 23 kg pro Koffer. Das wird sich bei der Rückreise komplett ändern – die 6 möglichen Koffer werden bis zum letzten Gramm ausgenutzt. Wahrscheinlich würden wir vier Koffer pro Person für alles benötigen ….
Wir haben eine Reihe von kleinen wie großen Wünschen erhalten und auf dem Herzen, so dass es eher schwer fallen wird, die Gewichtsgrenze des Gepäckes einzuhalten und sich auf sechs Koffer zu „beschränken“.
Aber nun ging es erstmal in die andere Richtung. Verrückt ist es schon, beim Heimflug schon an den Rückflug zu denken … aber eben nur ein bisschen.

Bei der Fähre angekommen, wurden die fünf Koffer entladen und wir ließen sie in Plastik einpacken. Das ist zum einen ein guter Schutz gegen Wasser (Fährüberfahrt) oder Regen und zum anderen auch gegen zu neugierige Zweibeiner.
Nach einer Stunde ging es mit der Fähre „Seacoach“ los Richtung Lungi zum Flughafen. Allen Befürchtungen zum Trotz (Regenzeit – Gewitter – Starkregen – seekrank – sinken – ertrinken) verlief die Überfahrt hervorragend und ungewöhnlich schnell – ca. 40 Minuten – wir waren dankbar.

Von dort ging es weiter mit einem Shuttle zum Flughafen und Einchecken. Alles klappte super und so saßen wir zur geplanten Zeit im Flieger und starteten – Deutschland, wir kommen!

Nach einer Stunde Flug ein kurzer Stopp in Monrovia/Liberia – ein Teil der Fluggäste steigt aus und andere steigen zu. Nach weiteren 1,5 Stunden dann weiter nach Brüssel. Bis auf einen kleinen turbulenten Absacker – was für die Verdauung nicht übel war – klappte auch dieser Abschnitt prima.
Landen – Kontrolle – einchecken – boarden dafür hatten wir knappe zwei Stunden und befanden uns anschließend auf dem Weg nach Frankfurt. Wow – das Herz schlägt – das eine in Trauer – die anderen in dankbarer Vorfreude!
Mit unseren sämtlichen fünf Koffern verließen wir unbeschadet das Terminal in Frankfurt und wurden dort von einer guten „alten“ Freundin empfangen – bisschen quatschen, um dann ins Fahrzeug von Gaby und Dirk zu steigen, die uns nach Hause gebracht haben. Freu(n)de sondergleichen – Danke!

Die Reise verlief äußerst reibungslos und wir sind darüber sehr froh.
Was für ein komisches Gefühl, wieder an gewohnter und doch ungewohnter Stelle zu wohnen. Alles war vorbereitet – einladend und sauber – das Haus, der Garten. Das Auto stand angemeldet und fahrbereit in der Garage. Post im Briefkasten – Nachsendeantrag beendet. Wir sind so dankbar für Freunde und Familie, die uns hier an so vielen wichtigen Schnittstellen helfend unterstützen – was ein Geschenk – Danke! Wir sind auch Gott dankbar, der uns mit solch tollen Menschen beschenkt. Darüber staunen wir jedes Mal.

Jetzt erstmal ankommen – auspacken – einräumen und sich über das freuen was wir antreffen. Ja, es ist deutlich kühler – viel kalt und Regen – aber so schön, mal nicht den ganzen Tag schweißnass rumzulaufen und des Abends im Bett zu zerfließen.
So schön, die Ruhe am Tag und in der Nacht zu genießen.
So schön, einen geregelten Straßenverkehr ohne Dauerhupen und willkürlich chaotisches Reinquetschen seiner Wege zu fahren. Auch wenn einen die unzählbar vielen Baustellen ohne Bauaktivitäten in Deutschland doch verwundern …
Also erstmal ankommen – in Ruhe – Frieden und Gelassenheit – so dachten wir …. – aber zum ersten kommt es immer anders und zweitens, als man denkt. Aber davon später mehr!
