Das Haus, in dem wir wohnen, liegt mitten auf dem Compound und hat überall Fenster. So ist es hell und wenn mal ein Wind geht, auch luftig. Allerdings verleitet es dazu, möglichst mal zu schauen, was die Missionarin denn so macht – und die Weißen so tun.

Nicht selten, dass Kinder an einem der Fenster erscheinen und Hallo sagen, wenn sie uns sehen. Ein besonderer Vogel ist der 10-jährige Elias. Um uns zu finden, wandert er schon mal ums ganze Haus, schaut in jedes Fester, wo wir sind und was wir so machen. „Ich will nur hallo sagen“ und dann hat er oft Geburtstag (in diesem Jahr schon mehr als dreimal) oder andere Umstände, um nach einer kleinen Aufmerksamkeit zu fragen. Er hofft auf Lollis oder Geld. Vor vier Wochen hatte er Geburtstag bei Christina und erhielt eine Kleinigkeit. Letzte Woche hatte er Geburtstag bei Ralf und erhielt eine Kleinigkeit. Nun kam er diese Woche wieder und hatte Geburtstag – wir wiesen ihn nun freundlich darauf hin, dass jeder maximal einmal im Jahr Geburtstag hat. Daraufhin korrigierte er ganz schnell und meinte, sein Bruder habe Geburtstag. Nun folgte ein kurzer, freundlicher Lehrgang von Frau Dozentin über Vertrauen und Ehrlichkeit. Mal sehen, ob diese Samen Früchte tragen.

Wie auch immer. Für uns heißt das, öfter die Vorhänge zuzuziehen und darauf zu achten, wie wir uns geben und kleiden. In der momentanen Hitze und Schwüle legt man lieber wenig an und da könnte so ein spontaner „Besuch“ (oder Besichtigung?) eher für Überraschungen oder … Erschrecken (?) sorgen …
Als Christina früh am Morgen im Büro vor dem Rechner an einer Ansprache arbeitete, mit dem Rücken zum Fenster, hatte sie trotz Musik aus Kopfhörern den Eindruck, dass am Fenster hinter ihr irgendetwas ist. Richtig dort stand die kleine Tochter (8 Jahre alt) von Santigie, einem ihrer Studenten.
Das ist eine ganz nette und schüchterne. Sie hatte sich nicht getraut, auf sich aufmerksam zu machen, und so stand sie da wohl schon ein Weilchen. Sie mag Christina und hatte sie zu ihrem Geburtstag eingeladen. Da sie allerdings im Juli Geburtstag hat und feiert, kann Christina leider nicht dabei sein.
Dass sie hier zum Haus zu Christina kommt, ist für sie eher untypisch. So fragte Christina dann auch, wie es ihr geht, was sie macht und hatte den Eindruck, dass da noch ein Thema wartet.

Nach einigem hin und her fragte sich Christina durch. Es kam heraus, dass sie und die ganze Familie schon länger nichts mehr zu essen hatten. Wohlgemerkt, sie fragte nicht nach Essen und hätte es wohl auch nicht angesprochen – aber die Not ist groß und so wollte sie einfach mal vorbei schauen.
Wir sammelten ein paar Lebensmittel zusammen und gaben ihr diese mit – fröhlich und dankbar zog sie damit von dannen. Später erreichte uns eine Nachricht von Santigie, mit der sich herzlich bedankte. Er hatte an dem Morgen Gott geklagt, dass er nicht weiß, wie die Familie überleben solle. Und da kam seine Tochter vom Mango Sammeln mit den Lebensmitteln zurück. Das sieht er als klare Gebetserhörung.

Auch in anderen Gesprächen und Begegnungen hatten wir den Eindruck, dass es nach wie vor wirtschaftlich eine echt schwierige Phase ist. Die Preise steigen weiter. Das heiße und schwüle Wetter, der ständige Staub in Jui, kein öffentlicher Strom – all das ist extrem belastend.
Als wir Dennis fragten, wie es seiner Frau Maria mit der Ausbildung zur Krankenschwester geht, war er gemischt. Die Ausbildung ist gut, macht Maria Freude und sie kommt sehr gut voran. Zur Ausbildung gehören Praktika, die sie an anderen Stellen leisten muss.
Im Anschluss an so ein Praktikum muss sie der Ausbildungsleitung einen Nachweis für die erfolgreiche Teilnahme am Praktikum erbringen.
Doch die Dame, welche diese Bestätigung ausstellen muss, möchte dafür eine „Gebühr“ haben – ansonsten gibt sie eben keine raus und das wäre das Aus für die Ausbildung von Maria!
All das ist eigentlich in den Kosten für die Ausbildung enthalten, die sie bereits teuer bezahlt hat. Es ist also nicht legal, aber trotzdem normal in diesem Land. Du kannst dagegen nichts machen. Bei jedem Gang und jeder Handlung möchte irgendeiner mit verdienen – seine Position bemerkbar machen. Sowohl in Behörden, bei polizeilichen Kontrollen, selbst in den Schulen bei den Kindern erleben die Eltern solche notwendigen „Zuwendungen“. Auch die Polizei wird für Geschädigte nicht tätig, wenn die nicht erst dafür zahlen. Man kann sich das kaum vorstellen.
Logisch, dass in der Familie von Dennis und Maria dann kein Geld mehr für Essen bleibt, das zudem auch wieder teurer wird. Im Dezember kostete ein 50Kg Sack Reis noch 650 Leones – heute sind es 950 Leones, die man bezahlen muss. Diese Preissteigerung gilt für alle Produkte und Lebensmittel. Die Gehälter steigen dabei jedoch nicht. Verzweiflung, Ratlosigkeit.
So wussten wir: wir müssen den Leuten um uns herum helfen. Das haben wir inzwischen gelernt: Gott legt uns aufs Herz zu helfen. Selbst wenn wir noch nicht wissen, woher das Geld dafür kommen soll: Wenn wir den Eindruck haben, dann soll das so sein. Gott hat immer dafür gesorgt, dass genug zusammen kam.
Also gaben wir für die Studentenwohnheime Geld, damit die Studierenden wieder einen Monat versorgt sind. Daneben besorgten wir Säcke mit Reis, Maggie und Öl und versorgten die Studentenfamilien des Campus.

Ihre Reaktionen waren wiedermal beschämend eindrücklich – voller Dank. Die Not leuchtet durch alle Knopflöcher.
Wir waren im Anschluss überrascht, dankbar und fröhlich, als wir auf unserem Konto Überweisungen für diese Zwecke vorfanden. – Wow! Gott is good – all the time! All the time – God is good!
Von Momoh
Inflation and the cost of living is having a crippling effect on the economy in Sierra Leone as whole. During these challenging time, your love and generosity is deeply appreciated. Thanks to your support, your kindness towards my family has been overwhelming for which we are grateful. This particular bag of rice and gallon of cooking oil was so timely for my family. With gratitude we bring our thanks to you and your family.
I know it takes a big sacrifice to give, especially when you and your family also need yet, you are giving to us. May God remember you for this.
Words are not even enough to express the abundance gratitude in our hearts for you and your family nevertheless, we simply say THANK YOU, THANK YOU AND THANK YOU... I wish I can say thank you for million times.
May God reward you and your family according to His promises in the Bible. He promised to bless those who blesses His children. He promised to bless those who cares for the poor and needy. May His promises come to pass in your life and your entire family in Jesus name.
I really, really appreciate it. Thank you very, very much! May God continue to bless you and your family. Have a blessed night rest.
Von Santigie
My mother ,really I want to use this opportunity on behalf of my family to say to you and your family both here and those in Germany your home land, a very big thanks to God almighty the creator of Heaven and Earth. Who in His own wisdom connected me with people who take up my schooling affairs . Knowing fully the family where I'm coming is not really easy but I thanks my God who is faithful to me since I started realizing His love for me and my family . In connection to that I want to say to your husband Raff Dorrien a big thank for your timely gesture of such gift .I really want to say from the bottom of my heart , that I'm greatful. Thank you mother Dorrien and your Son . Sincerely speaking when I saw my daughter's presenting the plastic bag of food stuff and saying that it was you that gave her I was over joy because ,that particular morning I was thinking how we will survive that day. But thank God that He sent you to rescue me and my family. It is my prayer that the good lord will preserves you for the survival of many in Jesus name. I must say this that you have taken my family to be your family in your concern, love , and caring with passion. Thank you so much. The good lord will remember when you needed Him must . thank you and God bless you all.
Von Smart
Thanks so much Mr and Mrs. Douhring for your help and support that you rendered to us, may the Lord continue bless and provide for you in Jesus name. We appreciate you so much
Dann war da noch ein Keyboard mit Zubehör. Wir wollten unserer Gemeinde ein neues Keyboard besorgen. Das alte, man erinnere sich, fiel schon bei leichter Berührung oder enthusiastischer Bespielung … z.B. durch Christina – auseinander.
Also bestellten wir in den USA das gute Stück. Da wir den Eindruck hatten, wir sollen zwei bestellen, taten wir das auch. All das kam im März per Schiff hier an. Das eine Keyboard haben wir an Ostern anonym der Gemeinde bzw. Pastor Abu überreicht.

Was aber mit dem zweiten? Da war nicht so wirklich was in Sicht – klar, viele Gemeinden etc. hätten sich sehr darüber gefreut, wären dankbar und könnten es auch super gut gebrauchen. Aber wir hatten nicht den Eindruck, dass irgendwas passt. Wir lernen zunehmend, in solchen Dingen auf klare Wegweisung Gottes zu warten.
In Lunsar kam Christina mit einem der Studenten des Baptist Theological Seminar ins Gespräch. Ein junger Pastor Jonathan, der um die Ecke eine kleine Gemeinde leitet – eine Blechkirche. Also Holzstangen mit Wellblech umgürtet und bedacht.

Vor einiger Zeit lud er Christina ein, dort an einem Abendgottesdienst zu predigen – was sie tat. Eine nette und sehr arme Gemeinde. Wie das hier so ist, Frau bleibt in Kontakt.
Einige Zeit später teilte Pastor Jonathan Christina mit, dass sein Chor ihm seit langem in den Ohren liegt, etwas im Bereich Musik und Instrumente tun zu müssen. Wir benötigen ein Keyboard – aber die sind hier schwer erhältlich. Er hat einem bekannten Verkäufer gesagt, dass der bitte an die Gemeinde denken soll, wenn mal wieder ein Yamaha Keyboard zu ihm findet. Gott wird das Geld dann schon besorgen. Bitte bete doch mit! (Da guckst du?!)
Als Christina zur Festwoche in Lunsar war, waren wir der Überzeugung, dort sollte das zweite Instrument hin. So brachte Ralf, als er zum Abholen von Christina fuhr, das Teil samt Zubehör mit und wir verabredeten mit Pastor Jonathan ein Treffen an seiner Gemeinde. Dieser wusste nicht, worum es geht und was auf ihn zukommt.
Als wir dann dort waren und ihm das Teil aushändigten, war er sichtlich bewegt und von den Socken. Wir wollten nicht, dass er irgendjemand erzählt von wem das ist – das weckt einfach zu viele Begehrlichkeiten. Letztlich wollen wir uns die Reaktionen wie auch immer geartet, nicht zuschreiben: Gott legt aufs Herz, er sorgt und gibt. Wir sind nur die „dazwischen“.

Noch Tage später schrieb Pastor Jonathan über die große Freude bei ihm, seiner Gemeinde und dem Chor – die waren alle Gott sowas von dankbar. Jetzt wird es gleich genutzt, um in den nächsten Wochen die angesetzte Evangelisation zu unterstützen – möge es ein gesegneter Einsatz sein.