Sportsday – T.E.C.T.

Man mag es nicht glauben, aber Sport wird hier in Sierra Leone richtig groß geschrieben. Bei der Hitze ist das wahrhaftig kaum vorstellbar.

Jede Schule und Einrichtung feiert einmal im Jahr deshalb auch einen sogenannten „Sports Day“, meist an einem Samstag. Dort kommt die ganze Schule – Lehrer wie Schüler – zusammen und auch deren Familien und Freunde sind eingeladen – wenn man so will die ganze Nachbarschaft.

Es ist ein richtiges Happening – man macht auf sich aufmerksam, die Schüler zeigen, was sie sportlich drauf haben, und die Atmosphäre gleicht einem großen Rummel.

In der Regel finden die Sports Days im Frühjahr (März / April) statt – was wir nicht verstanden haben. Denn das ist die heißeste und schweißtreibenste Zeit im Jahr – warum nicht im Herbst? – haben wir gefragt.

Der Grund ist einfach – im Herbst regnet es noch und viele Eltern arbeiten dann im Garten oder in der Landwirtschaft und können aus diesem Grund nicht an diesem Ereignis teilnehmen. Auch wenn es gerade in den Städten wenig bis keine Landwirtschaft mehr gibt, bleibt es bei dem Termin. Tradition ist eben Tradition.

An den vier Ecken die unterschiedlichen Teams

Einen Sports Day ausfallen zu lassen gibt es nicht – selbst Eltern sind mächtig hinterher, dass ein solcher einmal im Jahr stattfindet – eine gewaltige Sache. Viele Studenten trainieren wochenlang dafür. Man ist ehrgeizig und nimmt den Wettbewerb richtig ernst. Gerade Laufen ist hier die favorisierte Sportart – Kurz- wie Langstrecke. Gerade die Langstrecken – Halbmarathon etc. ermöglichen den Siegern etwas Geld zu gewinnen.

Christina supportet das Grüne Team – wurden leider nur Zweiter

Auch das TECT setzte einen Tag fest, an dem ein Sports Day stattfinden sollte: ein Samstag im April. Kommunikation wird hier generell nicht groß geschrieben und so findet alles kurzfristig und chaotisch statt. Christina ist in der Regel die letzte, die erfährt was wann und wie stattfindet – ganz oft über ihre Studierenden. Aber nach zwei Jahren kennen wir das schon.  

Es gibt bei jedem Sports Day verschiedene Teams, die gegeneinander antreten. Hier nennt man sie „Houses“. Yellow House, blue House, Green House, Red House ….. und mitunter erhalten die Häuser (Teams) dann noch einen Namen – als Repräsentanten sozusagen.

Sportsday in Lunsar – man beachte die Häusernamen

Studierende und Dozenten wurden in die vier verschiedenen Häuser aufgeteilt. Die Dorfgemeinschaft durfte ebenfalls ein Team stellen, das aus Freundschaft mitspielen durfte, das White House. Auch das Militär war eingeladen und durfte manche Disziplinen mitbestreiten. Beim Tauziehen haben sie dann deutlich gewonnen.

Der Sportplatz war an diesem Tag mit Hunderten von Teilnehmern und Besuchern gefüllt. Die Luft brummte vor Aufregung und lauter Musik. Es gab frühmorgens einen Halbmarathon von Freetown zum Gelände des TECT.

Einlauf des Siegers

Am Nachmittag ging es dann weiter mit der offiziellen Vorstellung der Teams, Nationalhymne, Präsentation der Banner, Laufen über verschiedene Distanzen, Gehen, Diskuswerfen, Staffellauf und Tauziehen. Jedes Team fieberte um Punkte und hoffe zu siegen. Wir feuerten unsere Sportler an, jubelten mit unseren Siegern und trösteten diejenigen, die verletzt wurden oder erschöpft waren. In der Abenddämmerung stand der Gewinner schließlich fest: das blaue Haus hatte die meisten Punkte. Pokale und Urkunden wurden überreicht. Das Siegerhaus erhielt zudem, neben dem Gewinner des Marathons etwas Geld überreicht.

Aufmerksame Zuschauer

Wir waren glücklich und müde, als wir nach Hause gingen. Als wir gerade ins Bett fallen wollten, hörten wir lautes Hallo an der Türe – Singen und Schlachtrufe. Schnell war klar, hier stand ein Team vor der Tür und wollte unsere Aufmerksamkeit.

Staffellauf

Als Christina nach draußen ging, wurde ihr der Pokal entgegen gestreckt und sie wurde gebeten ihn zu „Segnen“. Etwas irritiert erklärte Christina das deutsche Baptisten – und sie – keine Gegenstände segnen. Ein Student meinte dann lachend, das sie mit segnen darum bitten, den Pokal zu füllen – also mit einer Geldspende oder ähnlichem …. – gar nicht so leicht alles immer richtig einzuordnen. Wir waren bereit, das Team zu segnen – es war ein langer, anstrengender Tag und sie haben alle unglaublich viel geleistet – also gerne!

Ich lass dich nicht, du segnest mich denn …

Das allerdings war erst der Anfang. Nach und nach zogen alle Teams an userer Tür vorüber und natürlich segneten wir auch diese, um diesen schönen, anstrengenden Tag noch etwas mit Getränken und Essen zu feiern. Selten haben wir diese Studierenden so fröhlich und ausgelassen erlebt. Sport ist wichtig in diesem Land. Ein Moment der Freude, der die alltäglichen Probleme und Herausforderungen vergessen lässt.

Was für eine Stimmung