Die Belastungen an die Lebenszeit sind in diesem Land erheblich – nicht nur, was den Mensch, sondern auch was dessen fahrbaren Untersatz angeht.

Im Januar haben wir erfahren (über einen Toyotahändler in Deutschland, der die Fahrzeugnummer unseres Fahrzeuges eingelesen hat), dass der Wagen, der für uns gekauft wurde, Baujahr 2009 ist. Also nicht wie zuerst gesagt von 2014 bzw. etwas später dann auf 2012 reduziert – nein 2009. Somit ist nachvollziehbar, dass unter den hiesigen Bedingungen die Laufzeit für Fahrzeugteile an der Belastungsgrenze liegen und nach und nach erneuert werden müssen. Fast jeden Monat macht sich Ralf mit Amadu auf den Weg zu einer Werkstatt, um Reparaturen vorzunehmen oder Ersatzteile zu finden (gebraucht oder neu). Man lernt viel kennen von Land – Kultur und Menschen – ein intensives Eintauchen sozusagen.
Als Amadu und Ralf auf dem Jui Markt die Lebensmittel für die Osterspeisung einkauften, wollten sie direkt von dort zu den verschiedenen Ausgabestellen fahren.
Doch während des Einladens stellte Amadu fest, dass der rechte hintere Reifen immer platter wurde – der verliert Luft!

Was nun – aufhören zu beladen – nicht alles mitnehmen? Das aber würde bedeuten mehrere Touren zur gleichen Adresse zu machen und das ist doch ein erheblicher Mehraufwand.
Würden wir es schaffen mit aller Verpflegung beladen noch zur nächst gelegenen Reifen-Aufpumpstation zu kommen? Irgendwo an einer Straße steht ein Generator mit entsprechendem Schlauch. Dort kann der Reifen gefüllt werden – manche haben sogar ein Messgerät angeschlossen …. andere eher Pi mal Daumen.
Wir entschieden uns, unser Glück nicht überzustrapazieren. So beluden wir den Wagen nur mit der Gemeindeverpflegung und machten auf der Strecke an einer Station halt, um den Reifen aufzufüllen. Schnell waren sich die Fachleute sicher, dass die Ventile der Reifen nicht dicht sind. Die sind billig und gehören alle ausgetauscht ….

Das wollten wir auf dem Rückweg tun – jetzt erstmal aufpumpen – zur Gemeinde fahren, entladen und dann wieder zurück, um das Problem zu lösen.
Bei der Gemeinde nahm Pastor Abu freudestrahlend die Verpflegung entgegen und wir stellten fest, dass der besagte Reifen erneut deutlich Luft verloren hat – das schien für die kurze Strecke ungewöhnlich.
Also schnell entladen und zurück zur Werkstatt. Dort wurde der Reifen gecheckt und es kam heraus, dass es nicht das Ventil war. Es hat sich ein kleines Eisenteil (halber Finger lang) in den Reifen gedrückt, so dass hier bei Belastung die Luft entweichen konnte.
Also das Teil muss raus, das Loch im Reifen gestopft, neu aufgepumpt werden und dann weiter auf der Verpflegungsrunde.
Mit mit einem Schraubenzieher versuchte der Fachmann das Eisenstück herauszuholen bzw. dessen Herr zu werden, doch immer wieder entzog sich ihm das kleine Teil. Das Loch im Reifen wurde größer ….

Eine entsprechende Zange besaß die Werkstatt nicht und so also immer fröhlich weiter, bis dann endlich das Teil ein Einsehen hatte und die Operation erfolgreich war.
Jetzt wurde eine kurze Stange „Knetmasse“ geholt, mit Feuer warm gemacht und in das Loch gestopft. Als sie das Stirnrunzeln von Ralf sahen, zeigte der Fachmann auf die Verpackung der Knetmasse und meinte, das ist extra für solche Reparaturen und wird so gemacht! Ok!?! Ralf merkt immer wieder, er ist nicht vom Fach und kann gehörig dazu lernen. Wobei dennoch die Frage bleibt, ob das auch in der heimatlichen Kultur so gemacht würde?
Wie dem auch sei, es passte oder wurde passend gemacht. Die Luft blieb drin und so konnten wir uns nach guten 30 Minuten wieder auf den Weg machen. Die schlechten, zum Austauschen notwendigen Ventile wollten wir uns für ein anderes Mal aufheben.
So fuhren wir unsere Versorgungstour fertig und kamen schließlich wohlbehalten am TECT an.
Am Samstagmorgen wollte sich Ralf gegen 10 Uhr auf den Weg nach Lunsar machen, um dort Christina vom Blockunterricht einzusammeln. Gute zwei Stunden Fahrtzeit sollten reichen, dachte Ralf.
Gerade losgefahren, merkte er, dass irgendwas nicht stimmt, also mit dem Auto. So hielt er vor dem Tor des TECT an und machte eine Runde um den Wagen. Siehe da, vorne links ein Platten – na super – Amadu anrufen und hoffen, dass es schnell repariert bzw. ausgewechselt werden kann. Doch Amadu war telefonisch nicht zu erreichen und so versuchte Ralf sich selbst daran – in der Hoffnung, es ist „nur“ ein Reifenwechsel nötig.

Doch siehe da, ein Auto fährt ran und Amadu steigt aus, er mußte gerade eine Tour für den Prinzipal machen. Lass uns den Ersatzreifen draufziehen und wenn ich später von der Tour zurück bin, kümmere ich mich um den Reifen – prima so machen wir das! Wird der Ersatzreifen es auch bis nach Lunsar machen? Na klar!
Also Ersatzreifen drauf – ist ein völlig anderes Fabrikat – dann los zur nächsten Pop up Station – Luftdruck prüfen und weiter geht´s gen Lunsar. Die ersten Meter machten deutlich, dass der Ersatzreifen tatsächlich einen Unterschied am Fahrverhalten und Geräuschkulisse macht. Je schneller desto lauter und unsicherer – also wird es wohl eher eine gemütliche Fahrt – so gedacht.
Die Strecke von Jui nach Lunsar ist vierspurig – also zwei Spuren rauf, zwei runter. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass die beiden Außenspuren oft für parken – beladen – reparieren – Handel etc. benutzt wird und gerade die langsamen Fahrzeuge immer links fahren, Autofahren hier generell eher einem Slalom ähnelt.
Ralf war gerade hinter der ersten von drei Mautstellen und noch deutlich vor Waterloo, da standen auf einmal Polizei und Militär auf Ralfs Fahrbahnseite und dirigierte alle Autos von diesen beiden Spuren auf die Gegenfahrbahn.
Das bedeutete, dass nun die komplette rechte Fahrseite leer war. Auf der linken Fahrseite gab es nun eine Bahn für rauf und eine für runter mit allen alltäglichen Gegebenheiten. Logisch, dass hier bald nichtmal mehr Schritttempo funktionieren würde. Da zudem mit Stopp und Go viele ältere Fahrzeuge hier Schwierigkeiten haben, bleiben sie dann einfach liegen. Dann dürfen die Fahrgäste aussteigen und das Fahrzeug schieben, kein Aufpreis – alles im Preis inbegriffen!
So ging eine ganze Weile lang nichts mehr, ohne dass ersichtlich war, warum die komplette rechte Seite gesperrt wurde – ein Unfall?
Irgendwann fragte Ralf einen der Polizisten, was das denn zu bedeuten hätte? Der Präsident würde erwartet, so die Antwort.
So ist das hier immer. Wenn der Präsident on Tour ist, wird alles abgesperrt – alles steht still, bis dieser dann durch ist mit seinem Konvoi. In der Regel dauert das auch nur 20 – 30 Minuten. Doch hier standen wir bis nach Waterloo (Stopp and Go) – für eine Strecke, die in 10 Minuten bewältigt werden kann, geschlagene 2 Stunden. Kein Präsident, kein Konvoi, keine Auflösung der Verkehrsbehinderung.
Frustrierend außerdem: es gibt immer wieder einzelne Autofahrer, die dann dennoch über die gesperrte Route fahren – die halten dann auch nicht bei der Polizei. Die Polizei tut nichts dagegen – die stehen immer nur wichtig herum und quatschen. Oder wenn dann aus der zweispurigen plötzlich von hinten eine dritte Spur aufgemacht wird, um möglichst weit vorne, wenn der Gegenverkehr nicht weiter kommt, wieder in die stehende Spur einzufädeln. Auch da passiert nie etwas – Polizei und Militär sind dafür nicht zuständig.
Mit unserem Auto im Stau zu stehen ist nicht wirklich witzig. Die große Aufschrift „Missionary“ an der Seite (NICHT UNSERE IDEE!) sorgt für Begehrlichkeiten. So musste Ralf auch noch permanentes Klopfen und Betteln ignorieren. Wenn er angefangen hätte, etwas zu geben, wäre er den Massen nicht mehr Herr geworden.
Nach zwei Stunden war der Drops für Ralf gelutscht. Immer noch in Waterloo stehend, vom Präsidenten keine Spur und auch die Frage, wohin wird denn dessen Reise gehen? Was, wenn bis nach Lunsar, ist dann die ganze Strecke bis dahin gesperrt?
Also bei Christina anrufen und fragen, ob sie noch eine Nacht länger bleiben kann und morgen früh holt Ralf sie dann ab?
So drehte Ralf um und machte sich auf den Rückweg nach Jui. Auch das dauerte lange – war ja in beiden Richtungen das alltägliche Chaos.
Im TECT angekommen erstmal Nathanael versorgen und etwas innere Balance finden. Gerade als Ralf das Essen fertig hatte kam Amadu mit dem reparierten Reifen um die Ecke – es war kurz nach 12 Uhr.
Der Reifen wurde schnell gewechselt, Christina angerufen, dass Ralf jetzt doch noch losfährt und siehe da, der Alptraum war vorüber. Die Sperrung aufgehoben und man konnte wieder auf zwei Spuren den üblichen Slalom fahren. Gegen 14.30 Uhr war Ralf in Lunsar – mit 1,5 Stunden Fahrzeit, wirklich gut durchgekommen!
Christina und einen Studenten eingeladen und wieder auf dem Rückweg. Als wir gegen 16 Uhr beim TECT ankamen, fiel dann doch so manche Anspannung ab. Das Essen war auch fertig und der Abend entspannter.
Mittlerweile wurde uns erzählt, dass an Feiertagen der Präsident gerne mal für eine Auszeit zu einem seiner Häuser auf dem Lande fährt. Jetzt wissen wir Bescheid…