Auf einem seiner Social Media Kanäle war beim Präsidenten von Sierra Leone zu lesen, dass er – bzw. Sierra Leone nun in erneuerbare Energie einsteigen will.
Das macht ja durchaus Sinn. Gerade Solarenergie würde hier viel bringen – allein die Frage stellt sich, wie und wer das bezahlen soll??
Denn alle bisherigen Verträge über Ressourcen oder Errungenschaften in diesem Land hat der Bevölkerung nur wenig Vorteile gebracht. Die Rohstoffe des Landes sind fest in ausländischer Hand. Die mit den jeweiligen Landesfürsten geschlossenen Verträge werden daran auch kaum etwas ändern. Bis auf die paar Leute, die von den Verträgen profitiert haben, kommt bei der Bevölkerung nur wenig an – außer steigender Kosten.

Also wenn der Präsident in erneuerbare Energien investieren möchte, geht es hier mit Sicherheit um ausländische Investoren und Gelder aus Förderprogrammen. Und da der Westen die Investition in erneuerbare Energien liebt – auf der Agenda hat – klingt das nach guten Chancen. Die Frage bleibt nur, ob es dann auch wirklich dem Land und den Menschen, die hier leben, zu gute kommt?
In Ländern mit autoritären Strukturen wie Sierra Leone und einer Hokuspokus Kultur, sollte in keinem Falle einfach Geld zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten darf man sich eben nicht wundern, daß Geld einfach anderweitig verwendet wird, oder schlicht verschwindet.
Nicht selten, werden in solchen Ländern Mittel für humanitäre oder sonstiger Hilfe anderweitig verwendet. Auch wenn, vorher anders vereinbart, beantragt oder vertraglich geregelt wurde. Ein freier und flexibler Umgang mit Wahrheiten ist in solchen Ländern normal – sehr zur Überraschung der westlichen Welt.
Also wenn wundert es wenn die Mittel zur Flüchtlingsbekämpfung oder Gelder an Autonomiebehörden schlicht weg nicht da ankommen, wo vereinbart, sondern geradezu im Gegenteil verwendet werden.
Ja, aber dafür haben wir doch gar kein Geld gegeben – das ist nicht in Ordnung! Sind dann die westlichen Äußerungen. Hätte man sich vorher informiert und Länder und deren Kulturen ernst genommen, dann könnte das hilfreich sein. D
Es funktioniert eben selten bis nie, einfach nur Gelder in kaputte Systeme zu pumpen und zu hoffen, dass es dadurch besser wird. Es ist gut zu hoffen und Hoffnung zu haben, aber einfach laufen lassen, das Beste hoffen – wird schon, funktioniert ja noch nicht mal in unseren Deutschen Landen. Menschen aus diesen Kulturen haben eben über Generationen einen Lebensstil und Lebenssicht, die nicht mal eben verinnerlicht und umgesetzt werden kann. Auch das funktioniert nicht!

Aber mit unseren westlich humanistischen Überzeugungen hoffen wir ja immer auf das Gute. Da haben es die Christen deutlich einfacher! Der Mensch ist böse von Grunde auf und bedarf der Erlösung. Solange das nicht gegeben ist – täglich – kann und wird es eben auch mächtig schief gehen! Und natürlich, auch als Christ läuft nicht immer alles rund – aber vieles eben doch!
Aber zurück. Mit dem Ausbau in erneuerbare Energien möchte sich der Präsident auch unabhängiger von den bisherigen Stromversorgern machen, überwiegend in türkischer Hand. Wenn mal wieder die Stromzahlung nicht geleistet wurde, wird eben die Stromzufuhr gestoppt – so einfach ist das. Einer für alle und alle für einen. Also alle zahlen ihren Strom an die staatliche Energiebehörde (Staat) und diese müsste die Kosten an den Stromerzeuger weiterleiten. Was wohl offensichtlich in der Vergangenheit nicht so war, denn die angelaufenen Schulden sind astronomisch (ca. 38 Millionen Pfund lt. BBC).

Weiter konnte man den Präsidenten vernehmen, geht es Sierra Leone, was Strom angeht, gar nicht so schlecht. Es gibt Länder, die haben echte Probleme. Wir sind da viel besser. Echt jetzt??
Nun ja, alles ist immer eine Frage der Perspektive. In den Sphären, in denen Präsident und Konsorten residieren, gibt es immer Strom – auch wenn es über einen Generator oder durch Abzweigung oder Ausschalten von ganzen Gebieten zu erhalten ist.
Der staatliche Strom EDSA (oder Ätzend – wie manche ihn auch liebevoll nennen) glänzt dagegen überwiegend durch Abwesenheit. Seitdem wir hier sind, haben wir noch keinen Tag erlebt, an dem es durchgehend Strom gab! Oft war er für ein bis vier Stunden da, um dann eine wohlverdiente Pause von selbiger oder längerer Zeit einzulegen.
Seit Herbst 2023 wurde es weniger und die Abwesenheitszeiten höher. Also wenn man mit Schulsprache sprechen würde, dann wäre eine Versetzung gefährdet.
Seit Januar 2024 – man kann es kaum glauben – hat es sich nochmals verschlechtert. Über Tage oder Wochenenden gibt es überhaupt keinen öffentlichen Strom mehr.
Nun kam Mitte März ein Schreiben von Ministerium für Energie, das an EDSA gearbeitet wird. So wird für gut einen Monat die Versorgung mit öffentlichem Strom eingeschränkt sein. EINGESCHRÄNKT????? In welcher Sphäre schweben die denn?

Bei Menschen in Stadtteilen wie Jui, wo es ohnehin seit geraumer Zeit gar keinen öffentlichen Strom mehr gibt, klingt das … nicht gut! Man fragt sich wirklich, ob auf Regierungsebene Comedians angestellt sind, um Ärgerliches deutlich unterhaltsamer zu kommunizieren?
Wie gesagt, der Staat hat Millionen von Schulden beim türkischen Energieversorger. Gerüchte halten sich hartnäckig, daß der Westen große Beträge zur Lösung dieses Problems nach Sierra Leone überwiesen hat. Doch dieses Geld ist hokuspokus weg – nicht mehr auffindbar …. – komisch, wie kann das den nur passieren?! Der Strombetreiber machte Ernst und ab sofort gab es keinen Strom mehr.
Nun heißt es, daß sich die Regierung vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten soll – der erste Minister hat schon seinen Rücktritt eingereicht um dem zu entgehen, so heißt es. Aber was sollte das schon bewirken – nada.

Wie oft in den letzten Wochen stehen bei uns die Menschen vor der Tür und bitten darum, ihre Handys aufzuladen. Sobald sie hören, dass wir unseren Generator laufen lassen, erschallt an der Tür „knock knock“, „hello“. Wir lassen den Generator immer wieder für 1-2 Stunden laufen – manchmal zweimal am Tag. Mehr ist nicht.
Wir können dankbar sein, dass durch den Studienbetrieb dann und wann der Campusgenerator angemacht wurde / wird. Dann haben alle hier Licht – Rechner laufen und die Ventilatoren funktionieren. Aber jetzt ist der reguläre Studienbetrieb zu Ende – was nun? Wir werden uns schon mal ein paar Trommeln anschaffen, um auf uns aufmerksam zu machen!
Die MEHRHEIT der Bevölkerung hat weder Zugang zum Campusgenerator noch einen eigenen Generator.
Und wer eines in diesem Land gelernt hat, dann dass Zeit hier relativ ist. Wenn es heißt, die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr – dann könnte sie frühestens um 16 Uhr oder später losgehen.
Wenn also schon mal ein Monat lang mit dem „eingeschränkten“ öffentlichen Strom kokettiert wird, dann – ja was mag das wohl bedeuten? Wir werden sehen.
Wie auch immer, wir werden leiden, allerdings in unserem Fall erstmal nur noch zwei Monate, was das Thema angeht. Dann dürfen wir in die Heimat fliegen…
