Osterspeisung 2024

Wir hatten den Eindruck, an Ostern erneut mit Essen zu helfen und so ein bisschen Not zu lindern. Als die Entscheidung gefallen war, kamen direkt danach Situationen, die uns noch mal bestätigten, wie notwendig diese Hilfe ist.

Essensausgabe – T.E.C.T. Studiernde

Nicht nur Studierende, die vor der Tür standen, um nach Essen zu fragen. Auch Bedienstete und Menschen an vielen anderen Orten haben in den letzten Wochen vermehrt um etwas zum Essen gebeten.

Beim Einkauf im Laden

Die Preise sind erneut gestiegen und das drückt sich auf allen Ebenen aus. Im Moment befinden wir uns im muslimischen Fastenmonat Ramadan. Das heißt, gläubige Muslime dürfen erst in der Dunkelheit etwas essen und trinken. Dann aber soll es gut und ausreichend sein – was sich ohnehin hier nicht viele leisten können.

Es passte gerade – allerdings ging dann die Odysee mit dem Reifen los – ein Platter …. – wiedermal

So ist es für uns erstaunlich zu hören, dass aufgrund von Ramadan die Lebensmittelpreise steigen. Es wird ja nicht mehr gegessen als sonst, sondern die Essenszeiten, sofern man etwas hat, werden nur verschoben. Also warum steigen die Preise zu Ramadan, fragte sich Ralf?!

Das machen wir immer so, das ist halt so. Damit muss man leben. Es gibt keinerlei Schutz – wie Preisregulierung, so Margaret, unsere Haushaltshilfe. Sie war aufgebracht und gefrustet. Das ist ungewöhnlich für sie – aber alle leiden – es ist wieder sehr eng. Wir haben den Eindruck, dass die Trockenzeit März bis zur Regenzeit Ende April / Mai eine echt harte Zeit für die Menschen hier darstellt. Der mangelnde Regen hat natürlich Einfluss auf die Landwirtschaft. Die steigende Hitze und Schwüle setzt noch eines oben auf.

Die Schulküche

Studenten stehen immer wieder vor unserem Fenster und erzählen zerknirscht, sie haben nichts zu essen. Die Frau eines Studenten, Mutter von drei kleinen Kindern, schaut betreten zu Boden, als Christina sie nach ihrem Ergehen fragt. Die Kinder sind nachmittags zu Hause und schlafen. Es gibt für die ganze Familie zurzeit nichts zu Essen, deshalb sind sie schlapp. Am Tor oder auf dem Gelände hört man immer wieder die gleichen Geschichten. Wenn man fragt, wie es geht,überall dasselbe Lied – woher kommt Essen, fragen die Kinder, aber wir haben nichts. Für uns unvorstellbar, immer noch!

Schule in Lunsar – 40 Kinder plus Mitarbeiter haben eine Woche lang jeden Tag eine Mahlzeit

Als wir auf dem Markt die Sachen für die Osterspeisung kauften und anschließend weitergeben durften, waren die Rückmeldungen dementsprechend. Wir konnten Studierende mit Verpflegung versorgen und einige der Familien auf dem Campus unterstützen. Es war uns zudem möglich, auch die Studenten in Lunsar für die gesamte Fortbildungsmaßname zu verpflegen – welch große Freude und Dankbarkeit! Viele Säcke Reis mit Zwiebeln, Öl und Maggi konnten wir außerdem in der Peace Baptist Church, unserer Gemeinde, weitergeben.

Zwei Begegnungen möchten wir hervorheben. Ein Angestellter vom T.E.C.T. hatte sich vom Dieselvorrat des Colleges bedient, um seinen eigenen Generator zu versorgen. Seit Februar gibt es keinen öffentlichen Strom und der Campusgenerator ist selten an. So haben die Bewohner keinerlei Möglichkeiten, ihre Handys – Akkus – Lichter etc. aufzuladen. Auch wenn er das über eines seiner Kinder an den Rektor ausrichten ließ – so meinte er – reagierte der Rektor prompt. Der Angestellte wurde fristlos entlassen.

Es ist schön Kinder beim Essen zu sehen – Danke

Natürlich war und ist es unrecht und falsch, was dieser Angestellte getan hat. Vertrauen wurde gebrochen und das ist schwer wieder zu kitten. Doch manches machte uns nachdenklich – die Absolutheit und Härte. Natürlich hat auch das etwas mit dem Leitungs- Abhängigkeitsverhältnis und der Struktur des Landes zu tun. Doch da hängt eben nicht nur einer dran, sondern eine ganze Familie, deren einziges Einkommen nun weg fällt. Und wenn man schon christlich unterwegs ist, könnte man fragen – wie sieht das aus mit der zweiten Meile – Vergebung – Gnade – Gespräch? Natürlich kulturell ist hier vieles anders und in einem Land in dem jeder ein sehr weitgefasstes Verständnis von Recht und Unrecht hat – ist Vertrauen äußerst brüchig. Und so würden wahrscheinlich wir, mit unseren Vorstellungen mitunter in Schwierigkeiten geraten – alles nicht so leicht.

Wir haben auch diese Familie versorgt. Natürlich auch kein zweifel daran gelassen, dass es absolut falsch war zu stehlen – ein NoGo, das er sich immer vor Augen halten muß. Hoffentlich wird ihm das in Zukunft klar, welche Konsequenzen sein Handeln haben kann. Wir haben noch gebetet und gesegnet und gehofft, dass sich das doch noch kitten lässt. Und siehe da, nach drei Wochen hat es sich geklärt. Er ist zurück im Dienst. Die Zeit dazwischen durften wir tatkräftig überbrücken.

Einer der Torwächter ist Mr. Komba – ein älterer Mann – hager. Er wirkt immer etwas kränklich, was er auch ist. Wir schätzen ihn. Er ist zuverlässig und freundlich. Ein ganz schlichter bodenständiger Charakter.

Irgendwann erzählte er, dass er sich schon länger schwach und krank fühlt. Er war beim Arzt. Der meinte, er solle sich hinlegen und erholen. Wie soll das gehen? Krank machen bedeutet – nicht arbeiten – somit kein Lohn und damit kein Essen für die ganze Familie, die da dran hängt.

So gaben wir ihm etwas Geld, um sich eine Diagnose beim Arzt zu holen. Untersuchungen wurden gemacht und ein Trank zusammengestellt: eine Art Vitamindrink. Das roch und sah keineswegs hilfreich aus.

Irgendwann kam er nicht mehr zur Arbeit – es ging nicht mehr, er blieb krank Zuhause. Ralf besuchte ihn, betete, segnete ihn und ließ Geld für Medikamente da. Ein paar Tage später schleppte er sich wankend zu uns ans Haus. Man sah ihm die Anstrengung an – er konnte sich kaum aufrecht halten. Er teilt uns mit, daß er weitere Medikamente braucht, das Geld aber dafür nicht hat. Aber auch diese Medikamente schlugen kaum an.

So nahmen wir uns vor, auch diese Familie zu Ostern mit Reis etc. zu versorgen, damit sie an dieser Front etwas Ruhe haben. Als Ralf ihn Zuhause besuchte, hatte er den Eindruck, daß es sich hier um eine ernsthaftere Erkrankung handelt. Die Freude über die Verpflegung, aber mehr noch über den Besuch, war eindrücklich. Er solle zu Dr. Moses, dem amerikanischen Arzt gehen. Doch dazu kam es nicht mehr.

Ein Tag nach Karfreitag verstarb Mr. Komba mit knapp 60 Jahren. Die Leute vermuten an Malaria, Thypus oder einem Magengeschwür – hm – wer weiß das schon? Als Ralf der Familie kondolierte, konnte er wieder etwas versorgen, segnen und auf die Zeit in der wir uns gerade befinden, hinweisen: das Fest der Auferstehung. Hoffnung auf ein gerechtes, besseres Leben. Klar, dass Trauer und Schmerz erstmal überwiegen, aber wir brauchen Hoffnung und Gewissheit. Gerade in einem Land wie diesem, braucht es Hoffnung, die über das ungerechte Leben hier und jetzt hinaus geht und unerschütterlich ist. Dafür hat Gott gesorgt – Gott sei Dank!

Durch Jesu Auferstehung hat die Ungerechtigkeit dieser Welt eben nicht mehr das letzte Wort. Seine Tat bringt Leben und Gerechtigkeit für alle, die an ihn glauben, unabhängig von Herkunft – Geschlecht – Not – Leid – Armut – Unbilligkeiten oder Gleichgültigkeiten.

So waren wir in diesen Tagen eben auch bewegt. Eine überschwängliche Dankbarkeit für die Hilfe und Unterstützung bekamen wir zu spüren. Oftmals beschämt uns das. Denn wir sind es nicht, von denen das alles kommt. Gott füllt uns die Hände, wir dürfen verteilen. Auch wenn uns das dankbar macht, wissen wir um unsere Grenzen. Wir können nicht die Welt retten. Das hat jemand anderes gemacht. Das Fest der Auferstehung – den Einstieg ins Leben – ein wunderbarer Zeitpunkt, Leben zu teilen und das Leben zu feiern! Wir durften vielen helfen, nicht überall wo wir wollten, aber zumindest etlichen – DANKE allen, aber vor allem DANKE ABBA lieber Vater!!

Ein neues funktionstüchtiges Keyboard wird eingeweiht