Gbinti Mission – Kommunikation

Oft ist es in dieser Kultur nicht einfach zu kommunizieren bzw. zu verstehen. Denken – sprechen – handeln ist mitunter anders. Wir kommen ins Gespräch, hören zu, verarbeiten Gehörtes und fragen nach. Wir wollen uns ein Bild machen. Wenn wir dann glauben verstanden zu haben, stellen wir beim nächsten Mal fest, dass wieder etwas anders geworden oder neu hinzugekommen ist. Oder wir hatten es vorher missverstanden und es stellt sich jetzt für uns komplett anders dar. Diese Erfahrung machen wir regelmäßig.

So treffen wir uns immer wieder mal mit Momoh und Phebean zum Beten und Austausch über ihre Missionsarbeit. Momoh kommt aus Sierra Leone, hat am T.E.C.T. studiert und arbeitet seit Beginn seines Studiums als Pastor und Missionar in den Provinzen.

Er hatte es einfach auf dem Herzen: Da hingehen, wo keine christliche Kirche ist und von Gott erzählen. So begann er in einem Gebiet und kam schließlich in den Ort Gbinti – der von sich sagte, hier hat es nie Christen gegeben und wird es nie eine christliche Kirche geben! Zu 100% ist es eine muslimische Gegend mit dem Stamm der Fulla (oder Fulani), die außerdem Ahnenkulte praktiziert und aktiv alle anderen Bewegungen verhindert.

Nun, das hinderte Momoh nicht, der hier seine von Gott gegebene Aufgabe sieht. So bekehrten sich nach und nach Menschen – bilden sich Hauskreise und Gemeinde. Innerhalb eines Jahres gab es mehr als 50 Christen in Gbinti. Das zieht auch in den umliegenden Dörfern Kreise. Es ist offensichtlich, dass Gott ihn gebraucht, weil er etwas vorhat mit der Region. Von Seiten seines Gemeindebundes erhält er keinerlei Unterstützung.

Taufe Gbinti im September 2023

In einem Gespräch teilte Momoh uns mit, dass sich seit der letzten Taufe mit 8 Täuflingen erneut Menschen zur Taufe gemeldet haben und jetzt nach einem Taufkurs bald getauft werden soll. Bei der letzten Taufe mussten hierfür „anerkannte“ Pastoren seines Kirchenbundes dabei sein. Die zu bekommen war sehr schwer. Warum das so sein musste, haben wir zunächst nicht ganz verstanden. Aber nun kam heraus, dass er zwar Pastor, aber noch kein Reverend ist. Somit erlaubt sein Bund ihm nicht, Kasualien, also auch Taufen durchführen zu dürfen. Dann ist ja klar, dass andere mit diesen Weihen hinzukommen müssen.

Was denn noch fehlen würde, um die Weihen zu erlangen, fragten wir ihn? Der Seniorpastor seiner Gemeinde in Freetown, in der er aufgewachsen ist, ist sein Mentor. Er hatte ihn ans Seminar empfohlen. Er wollte, dass Momoh nach dem Studium zurück kommt und in seiner Gemeinde mitarbeitet. Momoh aber war klar, dass Gott ihn in die Mission beruft. Deshalb konzentrierte er sich ganz auf die Dörfer in den Provinzen im Norden, in denen die Fulla leben. Das gefiel dem Seniorpastor nicht. Eben dieser sollte nun eine Empfehlung an den Bund geben, damit der junge Kollege zum Reverend empfohlen werden kann.

Obwohl das längst schon hätte passieren sollen, hat das bis auf den heutigen Tag nie stattgefunden. Da gibt es nämlich noch ein Problem. Momohs Seniorpastor war der Vizepräsident des Kirchenbundes. Präsident und Vizepräsident kamen jedoch nicht miteinander klar und so mußte der Vize sein Amt niedergelegt. Jetzt ist er „nur“ noch Gemeindepastor und die beiden Präsidialen verstehen sich nicht – Momoh sitzt nun zwischen den Stühlen. Weder der eine noch der andere wollen das „heiße“ Eisen anfassen und Entscheidungen bezüglich seines Dienstes treffen. Mit Sicherheit wird sich das durch Stillschweigen von selbst auflösen …. taraa

Doch durch dieses menschliche Versagen erhält Momoh weder von Seiten seines Bundes noch von Seiten seiner Gemeinde Unterstützung – weder finanziell noch anderweitig. Zudem der Seniorpastor ja die Missionsarbeit von Momoh von Anfang an nicht befürwortet hat – auch wenn Gott ihn offensichtlich dafür gebraucht.

Weitere Täuflinge

In einem Gemeindebund, der zahlenmäßig eher stagniert, scheinen Menschen nicht bedeutsam zu sein, die am christlichen Glauben interessiert sind, sich taufen lassen und vor Ort Gemeinde bauen wollen – das ist für uns verwunderlich.

Da warten also seit November mehr als 50 Menschen darauf, sich auf ihr Bekenntnis zu Jesus Christus taufen zu lassen und es lässt sich weder von Seiten des Bundes noch von Seiten der Gemeinde ein Reverend finden, der die Taufe übernehmen würde. Alle haben keine Zeit! Sicher, es ist beschwerlich, dort raus zu fahren. Die Straßen sind nicht gut und das Dorf ist weit weg.

Im Verlauf einer unserer Gebetstreffen kam dann die verrückte Idee auf, ob Christina und Ralf das taufen übernehmen dürfen? Naja, möglich wäre es, aber was sagt der Kirchbund, der Präsident dazu – ohne deren Zustimmung können wir das nicht machen.

So wollte Momoh das also klären und sandte uns einen Tag später eine Whatsapp Nachricht. Er habe das Gespräch gesucht und geklärt, aber es findet keine Zustimmung – so hörte sich das für uns an. Na gut, dann ist das so!

Dann kam jedoch die nächste Frage von Momoh – ob der Termin, wann wir zum Taufen fahren noch steht? Wie jetzt – hat er nicht gerade geschrieben, dass es mit uns nicht geht? Verwirrung.

Momoh immer im Kontakt mit den Menschen vor Ort

Wir fragten zurück und die Antwort zeigt einmal mehr, wie kompliziert Kommunikation sein kann. Er hat vom Seniorpastor gesprochen, der ist über unsere Beteiligung nicht glücklich ist – so verstanden wir Momoh. Der Präsident des Kirchenbundes stimmt unserer Beteiligung auf jeden Fall zu und möchte auf jeden Fall dabei sein!?! Na guckste??!

Wir hatten mit Momoh immer von der Zustimmung des Präsidenten gesprochen, nicht von der seines Seniorpastors – aber so passiert das hier gerne immer wieder. Man redet aneinander vorbei oder bekommt Gedankengänge nicht mit bzw. das Englisch ist limitiert.

Beim nächsten Gebets- und Planungstreffen der Tauffeier und Fahrt, meinte er, dass auch sein Seniorpastor für die Taufe durch uns ist – oh Mann, das ist mit der Kommunikation ja wirklich so ne Sache.

Aber, meinte Momoh, der Seniorpastor möchte unbedingt bei der Taufe dabei sein – wie auch der Präsident!!? Beide halten ihre Anwesenheit nun für sehr wichtig und wollen sich persönlich ein Bild vor Ort machen!

Na Prost Mahlzeit – wie soll das denn gehen? Die beiden sind zum einen nicht gewillt, sich zu begegnen, und zum anderen so beschäftigt, dass ein Termin bisher nicht möglich war und auch zukünftig kaum einen Termin geben würde, an dem das klappt…

Der Präsident sah das ein und von seiner Seite stand dem Tauftermin (Ende Februar) nun nichts mehr im Weg. Dem Seniorpastor jedoch nicht. Wir sollen einen anderen Termin finden und er schaut dann mal ob der passt.

Im Grunde eine eindeutige Botschaft – er hat kein Interesse – weil er keine Zeit dafür hat, sieht und aufbringen will. Also tatsächlich doch ein Nein.

Jetzt warten also inzwischen über 80 Täuflinge auf einen neuen Termin, der keine Ahnung wann sein wird. Das ist nicht nur für Momoh und seine Arbeit sehr enttäuschend. Auch um die Täuflinge und ihre Enttäuschung macht er sich Sorgen. Das ist schon zum Haare raufen.

Unsere Taufgewänder sind fertig

Also beten und es in Gottes Hände legen. Was bleibt, ist der Termin, an welchem wir nach Gbinti fahren werden. Wir wollen die Arbeit von Momoh gerne mal sehen und zugleich ihn und die Menschen dort ermutigen.

Derweilen hoffen wir, dass Gott ein Einsehen in den Herzen seiner Hirten schenkt und die Täuflinge bald getauft werden können – vielleicht ja dann noch weit mehr. Den Jener, der das gute Werk begonnen hat, wird auch weiter daran arbeiten und wirken!

Sollten es über 100 Personen werden, dann wäre das schon ein echtes Erlebnis … – Ralf bringt es in seinem 25 jährigen Pastorendasein auf gerade mal knapp 100 Taufen und dachte, dass wäre schon ganz ordentlich … aber das hier ist dann doch schon eine ganz andere und neue Erfahrung – schön – wir freuen uns, sind aber auch mächtig aufgeregt und unsicher!

Die kleine Baptistengemeinde in Kamasondo – die erste Station die Momoh gegründet hat