Schon im Vorfeld haben sich Dengels (We give a hand ev.) mit den Hauptverantwortlichen von AOOP (African Orphan Organisation Program), Maiah und Solomon, beschäftigt, geschrieben sowie per Zoom getroffen.
Maiah, ein Student des T.E.C.T., hat mit seinem Freund Solomon diesen Verein gegründet. Er übernahm letztes Jahr die Verantwortung für eine Schule im Dorf Wubangea (Moyamba District), da niemand sonst da war, der das tun konnte. Die Dorfgemeinschaft hatte einfach keine Mittel dafür. Von der Regierung kam keine Unterstützung.

Maiah und Solomon sind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und haben erlebt, was es bedeutet, wenn keiner für einen sorgt. Durch ein christliches Waisenheim wurde ihnen geholfen, wofür sie Gott bis heute sehr dankbar sind. In ihnen entstand der Wunsch, Kindern in ähnlichen Situationen zu helfen und etwas für sie zu tun.
Die Schule war vor vielen Jahren von den Methodisten gegründet worden, die jedoch schon lange die Trägerschaft aufgegeben haben. Im Grunde sollte nun die Regierung für die Schule und Lehrkräfte Sorge tragen. Doch wie es hier oft der Fall ist, kommt sie nicht für die Kosten der Lehrer auf. Wenn aber ein Lehrer über einen längeren Zeitraum kein Gehalt bekommt, wird er sich irgendwann einen anderen bezahlten Job suchen … müssen. So blieben also die Lehrer weg, es fand folglich kein Unterricht statt und von den bislang 200 Schülern kamen immer weniger – warum auch?

Ohne Schule keine Bildung, keine Hoffnung und damit wieder eine Generation in dem Dorf, die weder schreiben noch lesen kann. Keine Perspektive – was verheerend für eine Dorfgemeinschaft ist.
In diese Situation kamen Maiah und seine Freunde. Sie gewährleisteten einen Teil des Unterrichts – sie taten das ehrenamtlich aus besagten Gründen, und sie machten das gut!
So gut, dass nach einiger Zeit die Dorfältesten und auch Eltern auf Maiah und Solomon zukamen und fragten, ob sie nicht die Schule übernehmen wollen?
Wir würden euch die Schule mit all dem, was dazu gehört überschreiben! Dafür müsst Ihr die Schule unterhalten und für deren Betrieb sorgen!
Für Menschen im Studium mit Null Geld und kaum Erfahrung eine gewaltige Anfrage und Aufgabe! Sie beteten, fragten um Rat und entschieden sich schließlich, die Herausforderung, zu der sie Gott gestellt hat, anzunehmen.

Sie traten in Verhandlungen mit den Dorfältesten, setzten Dokumente auf und die Schule gehörte nun ihnen. Wir begleiten die beiden fast von Anfang an – halfen bei der offiziellen Vereinsgründung – wollten aber kein Gründungsmitglied werden – sehen wir doch unsere Aufgaben eher in Begleitung, Förderung und Gebet. Gelegentlich versorgten wir sie mit Verpflegung, Transport und Geld für Verein und Schule.
Nun wollte sich das Ehepaar Dengel alles persönlich anschauen: das Projekt, die Schule und alles was dazu gehört. Es ging darum, sich vor Ort ein Bild zu machen. Auch sie haben schon im Vorfeld manche Spende überreichen können und so war die Vorfreude und Erwartungshaltung nicht unbeachtlich.
Kommunikation ist ja generell nicht so einfach wie man landläufig feststellt – allein wenn man Ehepaare oder Eltern fragt – Kommunikation ist eine Kunst. Mit einer fremden Kultur, Sprache, mit anderem Background – es erfordert viel Liebe, Geduld und Hartnäckigkeit, um das Ziel nicht aus dem Blick zu verlieren. Das gilt für alle Beteiligten.
Nur ein Bespiel. Bei der Überweisung von Geld erwartete der europäische Geber eine kurze Nachricht, dass das Geld eingegangen ist bzw. eine Bescheinigung darüber. Dies jedoch blieb aus. Selbst bei Nachfragen gab es keine zufriedenstellende Auskunft. Unsere Kultur wird dann deutlicher – fordernd. Bei der hiesigen Kultur kommen jedoch Sorge und Unsicherheit auf.
Letztlich war es so, dass diese Überweisung nicht angekommen ist und die Bank das erst sehr spät zurück gemeldet hat. Das hat oftmals mit Transferbanken und deren Handelsparametern zu tun.
Der Geber wunderte sich: Warum habt ihr nichts gesagt? Die Empfänger wunderten sich: Warum reagierst du so? Wir haben doch nichts Böses getan?
In der hiesigen Kultur lernen sie von klein auf, einem Höhergestellten niemals zu widersprechen oder ihn schlecht aussehen zu lassen, selbst wenn dieser im Unrecht ist. In dieser Kultur erleben sie, dass Menschen gerne viele und große Versprechungen machen – die aber nur selten eingehalten werden.

Sie hörten nun also die Aussage, da kommt Geld für die Schule. Aber als nichts kam, buchten sie es unter einer Enttäuschung mehr ab. Das kennen wir schon! Sie würden nie einen reichen Weißen, der in ihrem Denken weit über ihnen steht, fragen, wo denn das versprochene Geld bleibt. Niemals – in der hiesigen Kultur gehört sich das einfach nicht.
Für uns Deutsche hingegen ist es völlig anders, wir wollen Klarheit. Wir brauchen eine Rückmeldung, selbst wenn diese uns nicht immer passt – um zusammenzuarbeiten ist das eben notwendig. In SL wird jedoch nicht auf Augenhöhe gearbeitet. So fällt es schwer. Sie haben es nie anders gelernt. Es gilt, durch Begegnung und viele Gespräche eine gemeinsame Ebene der Zusammenarbeit zu finden.
Wie hier die Hierarchie funktioniert, haben wir von etlichen Leitern vernommen. Du musst immer dem einzelnen auf den Zahn fühlen, darfst nichts aus der Hand geben. Du kannst dich nicht verlassen. Die machen das nicht ordentlich und du darfst ihnen nicht vertrauen.
Wie aber will man in so einer Kultur verantwortungsbewusste und vertrauenswürdige Leiter hervorbringen??
Im Grunde, so merken wir, geht es immer wieder um Kontrolle und Macht. Aber gerade Jesus lehrt, dass selbst der Schüler sich über den Leiter hinaus entwickeln kann … und darf! Also daran gilt es auch hier zu arbeiten.

So war neben der Besichtigung der Schulen ein großes Anliegen, sich persönlich über Ziele, Pläne und die Zukunft der Zusammenarbeit auszutauschen. Sich kennen zu lernen und eine gemeinsame Basis für alles Weitere zu legen.
Mit all dem machten sich Dengels auf den Weg zum Flughafen Frankfurt über Brüssel, um dann Sonntagabend auf dem Flughafen in Lungi bei Freetown zu landen. So kamen sie wohlbehalten mit der Fähre in Freetown an und wurden erwartet. Alles klappte wirklich prima!

Der Plan sah vor, am Dienstag in aller Frühe (4.30 Uhr) nach Moyamba loszufahren, um möglichst früh bei der Schule zu sein. Dort sollte eine Begegnung mit Schülern und Lehrern stattfinden – um sich ein Bild zu machen.
Mittwochvormittag würde eine Begegnung mit der Dorfgemeinschaft und dem Bürgermeister stattfinden. Gegen Mittag sollte der Heimweg angetreten werden.
Donnerstag um 7.30 Uhr war die Abfahrt nach Lunsar geplant, um die dortige Schule von Pastorin Mabinti sowie den Theologiestudenten Aruna und Moses zu besichtigen bzw. zu besuchen. Die Entfernung nach Lunsar erlaubt, am selben Tag hin und wieder zurück zu fahren.
Für Freitag waren Gespräche mit AOOP und eine kleine Einkaufstour in Freetown angesetzt.
Samstag planten wir eine CityTour mit Keke in Freetown, bevor es dann am Sonntag zurück nach Deutschland ging …. für Dengels. Damit endete eine volle, intensive und herausfordernde Zeit. Aber auch eine sehr bewahrte und gesegnete!
Aber dazu später mehr … to be continued ….
